Anfang April '08 wurde ich vom Tourismusverband Kleinwalsertal auf ein "Skitour & Freeride Wochenende" eingeladen. Da ich so etwas noch nie richtig gemacht hatte, war die Vorfreude hierauf sehr groß, und ich war sehr gespannt, was mich erwarten würde ...
Am Ankunftstag wurden wir nach dem Abendessen mit dem entsprechenden Material ausgestattet; VS-Piepser, Rucksack, Testjacken von Haglöfs, Tourenschuhe von Dynafit und Tourenski von K2. Wegen meiner "Problemfüße" habe ich es vorgezogen meine eigenen Skischuhe zu benutzen. Diese sind zwar nicht so leicht und beweglich wie Tourenschuhe, aber mit offenen oberen Schnallen problemlos zum Tourengehen zu benutzen. Der Vorteil war sogar, dass ich beim Abfahren "richtige" Skischuhe hatte; hier haben einige Teilnehmer aus der Gruppe über mangelnde Stabilität der Tourenschuhe beim Freeriden geklagt, was aber sicherlich auch Gewohnheitssache ist. Von Leihschuhen - auch wenn es gute, leichte Tourenschuhe sind - würde ich abraten, denn ist man erstmal unterwegs und stellt dann erst fest, dass sie nicht richtig passen, oder man sich Blasen läuft, ist es zu spät und kann einem den ganzen Spaß verderben!
Bei den Skiern hatte ich mir das Modell Shuksan mit 78 mm Mittelbreite und 167 cm Länge ausgesucht. Alternativ gab es noch den Baker mit 88 mm in 174 cm ... ehrlich gesagt war ich zu feige den "Breiten & Langen" zu nehmen, weil ich dachte in schwierigem Gelände mit dem wendigeren Ski leichter zurecht zu kommen. Der Gedanke ist war grundsätzlich richtig, aber Tiefschnee ist kein "schwieriges Gelände" und macht mit breiteren Skiern doch deutlich mehr Spaß! Also "wenn schon, denn schon ...", beim nächsten Mal doch richtige Freeride-Latten!
Am Samstagmorgen haben wir uns mit Manny (Chef und echter Walser) und Dominik (Berg-, Skiführer sowie Expeditionsleiter) von der Bergschule Kleinwalsertal getroffen, und sind mit der Gondel rauf auf's Walmendinger Horn (1996m). Dort haben wir uns mit den VS-Geräten vertraut gemacht und den Lawinenlagebericht besprochen. Das Kleinwalsertal ist in der glücklichen Lage, sich gleich auf 2 verschiedene Berichte stützen zu können; einmal den vom Lawinenwarndienst Bayern für die Allgäuer Alpen, und zum anderen den Lawinenlagebericht Vorarlberg.
Dann ging es los ... über die Piste, noch den Muttelberg-Sessel hoch und ab ins Gelände.
Wir sind die obere Lüchleaple um den Muttelbergkopf herum gequert, und über eine weite Ebene in leichtem Gefälle zur inneren Stierhofalpe gefahren ... "fernab jeglicher Zivilisation" ... rundherum nur unberührte Hänge ... Naturerlebnis pur!
Weil bei unserer Tour das Wetter nicht so top war, habe ich keine eigenen Fotos gemacht. Statt dessen hier ein paar Aufnahmen, die mir von der Bergschule Kleinwalsertal aus ihrer Bildergalerie "Winterträume" freundlicher Weise zur Verfügung gestellt wurden. |
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Nachdem wir dort unsere Felle montiert hatten, wurde die Bindung hinten gelöst und aufi ging's; ca. 1 Stunde lang 300 m hoch zur Ochsenhofer Scharte auf 1.900 m. Ich war überrascht, wie problemlos das Gehen in einer Tourenbindung und auf Fellen war. Ich fand es - vom Bewegungsablauf und der muskulären Anspannung her - sogar einfacher, als einen steiler, steinigen Bergpfad hochzustapfen, vor allem auch deshalb, weil durch die Steighilfe der Fuß immer waagerecht bleibt und die Ferse nicht nach hinten abknickt.
Oben auf 1.900 m angekommen war für mich fast wie die Erstbesteigung des Mount Everest ... wenn auch etwas platt, trotzdem glücklich und zufrieden und ein besonderes Erlebnis ;-)
Mit dabei (und zuständig für die Dynafit Tourenschuhe) war Benedikt Böhm, Speed-Bergsteiger und Extrem-Skifahrer aus München. Während wir geschafft und geschwitzt waren, machte er den Eindruck, als wenn er gerade mal "beim Bäcker um die Ecke" war; für ihn war das noch nicht einmal "warm machen", eher so, als wenn ich eine Runde am Babylift mache ... unglaublich, wie fit ein Mensch sein kann!
Vor uns lag nun ein riesiger unberührter Tiefschneehang und das Schwarzwassertal. Auf rund 2,5 km Länge ging es dann über 600 Höhenmeter hinunter, zwischen Melkochsehofalpe und Galochsenhofalpe zur Auenhütte auf 1.275 m, wo sich auch die Talstation der Ifenbahn befindet ... ganz schön praktisch ... und weil es so schön war, ging es nach einer kleinen Mittagspause wieder den Ifen-Sessel hoch bis auf's Hahnenköpfle ( 2.143 m) und (ohne weiteren Aufstieg mit Fellen) gleich wieder ins Gelände über kupierten Hänge den Gottesacker und den Schmalzboden rund 5 km und 900 hm runter bis zum Gasthaus Hammerer, wo schon das Hoteltaxi wartete, um uns abzuholen ... das war richtig klasse!
Nach diesem grandiosen Tag war Entspannung angesagt; eine Runde Sauna und danach im Wintergarten auf einem Wasserbett dösen ... das war genau das Richtige! Und wer sich richtig verwöhnen lassen will, findet im "Garten Eden" des Hotel Erlebach auf rund 600qm von der ayurvedischen und balinesischen Massagen bis hin zum Kaiserbad und Heukraxn Ofen alles, um auch den letzten Muskel und Gedanken zu entspannen.
Aber der Tag war - zum Glück - noch nicht vorbei. Zum Abendessen ging es zu Fuß zu Scharnagl's Alpenhof ... Abendessen ... ist ja eigentlich nichts Besonderes, warum erwähne ich das? ... dort schon! Die Küche ist ausgezeichnet (im doppelten Sinne) ohne aber zu übertreiben. Zum "Duett von Hirsch und Reh" gab es noch einen "Schrattenthal 9" vom Weingut Zull ... ein perfekter Ausklang für einen perfekten Tag!
Am Sonntagmorgen lagen die Bergspitzen in den Wolken. Keine optimalen Bedingungen für eine Skitour ... man will ja auch das Panorama genießen können ;-)
Also entschieden Manny und Dominik kurzerhand, dass wir an der Kanzelwand ein bischen Freeriden gehen ... über Nacht hatte es 20 - 30 cm Neuschnee gegeben ;-)
Nach einer kleinen Aufwärmfahrt neben dem Zweiländer-Sessel ging es von der 2-Länder-Piste links ab ins Gelände; durch das Kanonenrohr ins Schmiedebachtal, durch den Wald vorbei an der Riezler Alpe und den großen Tiefschneehang oberhalb von Riezlern (Gehrenhang) wieder runter zur Talstation der Kanzelwandbahn; rund 3,5 km und 800 hm in feinstem Powder ... und unterwegs noch eine Herde Gemsen gesehen ... das sind bleibende Erinnerungen!
Fazit + Empfehlung:
Ich kann nur jedem so eine Skitour mit Freeriding empfehlen! Ihr solltet zum Aufsteigen ein wenig fit sein, sicher "dunkelrote" Pisten herunter kommen und auch erste Erfahrungen im Tiefschnee gesammelt haben. Dann ist so eine Tour - in der Regel - problemlos machbar, und ihr werdet unvergessliche (Natur)Erlebnisse haben; wer die Atmosphäre der Bergwelt liebt, wird hier sein besonderes Highlight erleben!
Allerdings: Seid euch bewusst, dass ihr abseits der präparierten Pisten den "alpinen Gefahren" ausgesetzt seid, die nicht zu unterschätzen sind! Auch wenn ihr mit dem AV-Gerät und in Lawinenkunde fit seid, empfehle ich trotzdem, euch immer einem erfahrenen Bergführer anzuschließen, denn:
In diesem Sinne: Schöne Touren und viel Powder!
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