Um einen Winkel zu messen muss man erst mal wissen, wo er anfängt. Wer denkt, das wäre der Übergang zwischen Kante und Belag, der liegt hier in der Regel falsch. Normalerweise schleifen die Vollautomaten in den Servicestationen bis zu einem vielfachen der Kantenbreite in den Belag, wenn sie mit den Steinen von unten die Kante abhängen. Schaut man genau auf den Belag, dann sieht man je nach Lichteinfall den Übergang zwischen Planum und belagseitigem Winkel. Bei einem Ski aus meiner Asservatenkammer, der derzeit ein Automatenfinish hat, liegt der Übergang ca. 6 mm von der Außenkante entfernt, an den Skienden sogar noch weiter. Das ist vermutlich für einen herkömmlichen Vollautomaten abseits der Maschinen, die im Worldcup eingesetzt werden, schon ein guter Wert. Präziser kann man die Kante zu Hause halt nur mit einem handgeführten Feilenwinkel abhängen.
Das grundsätzliche Problem ist also, dass man kleine Winkel schlecht messen kann. Kleine Distanzen dagegen schon.
Ein Haarlineal sollte jeder haben, der seine Ski selbst präpariert. Und selbst, wenn man seine Ski zum Service gibt, leistet ein Haarlineal gute Dienst um zu prüfen, ob der Ski plan ist. Sowohl vor als auch nach dem Service .
Was jetzt noch fehlt ist eine Fühlerlehre. Bei einem bekannten Internet Auktionshaus gibt es unter der Bezeichnung „Präzisions-Fühlerlehre 0,01 bis 0,10 mm, Abstandslehre, Ventillehre, 10teilig“ eine Fühlerlehre mit einer Einteilung von 10µ. Das ist zwar keine besonders feine Aufteilung, reicht aber für eine Beurteilung des Winkels völlig aus.
Beides zusammen ist für unter 50€ zu haben. Man wählt nun ein immer dickeres Plättchen der Fühlerlehre, bis dieses so gerade eben noch zwischen Haarlineal und Außenkante passt. Der Rest ist einfache Mathematik. Folgende gerundete Tabelle kann als Richtwert dienen (genauer geht es über die Winkelfunktionen):
Code: Alles auswählen
10µ 0.3°
20µ 0.6°
30µ 0.9°
40µ 1.1°
50µ 1.4°
60µ 1.7°
70µ 2.0°
- man misst hier keinen Winkel, sondern lediglich ein Winkel-Äquivalent
- die Werte stimmen nur, wenn der belagseitige Winkel exakt auf 2mm Kantenbreite geschliffen wurde
- der Wert eignet sich daher in der Regel nicht, um den effektiven Kantenwinkel (=Winkel der Seitenkante + belagseitiger Winkel) zu berechnen
- der Wert eignet sich aber hervorragend, um den zu erwartenden Kantengriff zu beurteilen bzw. wie gut der Service gearbeitet (oder gepfuscht) hat
Man sollte aber direkt nach dem Service messen. Wenn der Ski erst einmal gefahren wurde, dann nutzen sich Kante und Belag ab. Andererseits weiß man dann, wann der nächste Service fällig wird. Wenn man das nicht eh schon auf der Piste merkt.
Mit dem 10µ Plättchen kann man auch ungefähr testen, wie weit der Service in den Belag reingeschliffen hat.