Skifahren mit Kraxe

[Loge]

Wenn ich alle Parameter objektiv bewerte und berücksichtige, also Temperatur, Wind, Fahrgeschwindigkeit, Fahrspur, Pistenwahl, Liftwahl, Fahrdauer, bleibt das dann trotzdem bei einem absoluten "No go!"?

Da frage ich mich ja ernsthaft, wo du da deine Grenzen ziehen würdest? Bei 5°, windstille und auf blauen Pisten ist es für ne Stunde ok?

In der Tat, so ziehe ich da die Grenzen. Interessant ist das schon für mich, dass ihr, die da Schreibenden da alle so massiv gegensteuert. Nach meinen Erfahrungen - und ja, ich bin schon zwei Mal mit Lilli auf dem Rücken gefahren, einmal in Südtirol und einmal in Filzmoos - sind die allgemeinen Reaktionen auf mich und Lilli so wie eure. Ich habe mich da auch schon viel mit anderen Leuten unterhalten, guten, weniger guten Skifahrern, Ärzten (eine aus Bruneck), die Reaktionen sind im persönlichen Gespräch in der Summe nicht ganz so heftig wie hier im großteils anonymen Forum. Auch in unseren Familien wird das nicht so streng gesehen, das liegt wohl daran, dass auch unsere Eltern das schon mit uns gemacht haben, also ich und meine Frau waren auch jeweils als Kind schon in der Kraxe. Also, wohlgemerkt, nie lange und immer mit aller gebotenen Vorsicht.

In Filzmoos ist die Beförderung in Bügelliften mit Kraxe untersagt, bei der Gondel nicht. In Südtirol (Alta Badia) hat mich nie jemand schief angeschaut, nur deutsche Mütter. Die italienischen reagierten genau gegenteilig.

Aber ich bin gespannt auf weitere Meinungen oder auch juristische Feinheiten, die kenne ich ja nun auch nicht...wie ist das denn zum Beispiel mit dem Versicherungsschutz? Liegt hier schon Fahrlässigkeit vor? Also bei mir? Und ich meine nicht nach Bauchgefühl, sondern nach Rechtslage!?

[goodie_1401]

Hallo,

ich kenne nur einen, der mit seinem Sohn in einer Trage skigefahren ist. Das war der damalige Lehrer an der Grundschule mit seinem schwer geistig und körperlich behinderten Sohn, der niemals das laufen gelernt hat. Der Junge hat es sooo geliebt und man konnte ihn über den ganzen Hang jauchzen hören.
Die beiden waren häufig am Dorfhang (1 Lift, 500 m Abfahrt) unterwegs. Jeder kannte ihn und hielt respektvoll Abstand.

Dass du ganz offensichtlich das Risiko anders bewertest, hat ja schon das Einstiegspost gezeigt.

In wieviele kritische Situationen man kommt, wurde mir so richtig bewußt, als ich schwanger skifuhr. Ich für meinen Teil werde auch im Februar meinen Kleinen mit dem Schlitten durch die Gegend ziehen und mich mit meinem Mann bei Skifahren abwechseln.
Ich weiß nicht, obs Horrormärchen sind aber ich habe sowohl von Erfrierungen an den Beinen wie auch von Todesfällen auf Grund von Genickbrüchen (angeblich wegen dem hin und her geschaukel) und wegen Unterkühlung gelesen. Belastbare Beweise dafür hab ich allerdings nicht.
Schon die paar Minuten, die man unsicher auf Ski steht wegen der ungewohnten Last auf dem Rücken wäre mir zu viel.

[Mixery]

Ich frage mich vor allem "warum" man das tun sollte? Was ich noch verstehen kann, dass man das Baby mit der Gondel bis zur Bergstation nimmt und sich dort bei schönem Wetter irgendwo "zu Fuß" verweilt oder sich eben als Eltern beim Skifahren abwechselt.

Einmal habe ich sowas bisher gesehen, und ich muss sagen, ich war mehr als geschockt. Das war in Sölden, Kind in der Kraxe bei -18 Grad!!!!!!!!!
Sorry, aber da kann ich nur sagen, die Eltern sind geistig nicht mehr zurechnungsfähig.
Später haben wir die Eltern mit Baby dann noch in der Hütte getroffen. Da hat Mami dann schön auf dem Esstisch gewickelt. Ich musste mich selten so zusammenreißen, dass ich die nicht anspreche. Nicht wegen dem wickeln, wobei das auch schon grenzwertig war...

So, gebe mich zum "zerpflücken" frei.

[Martina]

Ich schliesse mich da Mixery an: Warum willst du es machen? Es macht doch keinen Spass? Man kann ja nur so ein bisschen rumgurken, richtig skifahren kommt ja nicht in Frage.

Aber da du immer wieder nachfragst: Leider habe ich die Quelle nicht mehr, aber es gab wohl mindestens einen Todesfall eines Kindes in der Kraxe, und zwar einen Genickbruch wegen Herumschleuderns. Und "herumschleudern" ist für so kleine Kinder auch schon eine etwas schneller gefahrene Kurve, für dich wohl noch ganz entspannt.
Heute weiss man, dass man Säuglinge und Kleinkinder nicht schütteln darf, alle Eltern lernen das irgendwo mal. Es kommt auch immer wieder zu solchen Todesfällen, wo nachher darum gestritten wird, ob es häusliche Gewalt war oder nur normaler, spielerischer Umgang.
Das "um die Kurve schleudern" geht in diese Richtung. Die Kleinstkinder in der Kraxe können ja nicht "mitgehen", ihre Muskeln sind noch nicht stark, noch nicht auf diese Kräfte, die beim skifahren entstehen, ausgerichtet. Und sie haben auch noch nicht gelernt, die Muskeln entsprechend einzusetzen.
Und nein, du kannst nicht einschätzen, wie die Kräfte sind, die auf das Kind wirken und ob es damit umgehen kann. Vergiss auch nicht: Das Kind hängt "aussen" an dir dran, es ist also allenfalls weiter aussen in der Kurve, wo´s noch mehr schleudert.

Von diesem Todesfall wurde uns damals im Kinderskilehrerkurs in einem Vortrag berichtet (das ist jetzt schon über 15 Jahre her). Damals ging es auch darum: Ab welchem Alter soll man skifahren? Welche Kräfte können die kleinen Körper halten? Wie weit muss das Skelett entwickelt sein?

Die positiven oder neutralen Reaktionen der Leute rührt wohl daher, dass sie keine Ahnung haben. Die haben sich nicht überlegt, wie das mit den Erfrierungen oder eben den "Kurvenkräften" ist.

Nein, ich finde es nicht in Ordnung, ich finde es ziemlich daneben - und vor allem ist es meines Erachtens auf für den Elternteil kein Gewinn. Und ich würde das übrigens auch jedem so sagen, den ich mit einer Kraxe skifahren sehen würde (von wegen Anonymität). Wie ich auch Leute anspreche, die ihre 2jährigen, noch nicht bremsen könnenden Kinder am Seil die Weltcuppiste "runterlassen" und noch stolz drauf sind.

Ich weiss nicht, wie die rechtliche Regelung in D ist, aber ich hatte damals gelernt, dass es in der CH von den Bahnen nicht generell verboten werden muss, jemand, der sein Kind diesen Gefahren aussetzt und es passiert etwas, wohl wegen Fahrlässigkeit angeklagt werden bzw. zumindest seinen Versicherungsschutz verlieren würde. Aber wie gesagt, das ist schon eine Weile her.

Ich hoffe für deine Kleine, dass euch nie etwas passiert.

[extremecarver]

Also ich finde die Reaktionen hier auch ein bisserl arg. Die Gefahr sehe ich nicht als so hoch ein. Klar passieren kann immer etwas, aber im Auto genauso.

Buckelpiste muss nicht sein, aber ein bisserl carven wenn das Kind gut befestigt ist finde ich schon akzeptabel. Evtl kannst ja noch jemand haben der dich nach hinten abschirmt, falls die Pisten voller sind.

Wenn man mit einem Stangensack oder Bohrer fuer Torstangen wo runterfaehrt, behindert das viel staerker, ist aber auch kein Problem. Ich fahr ab und zu mit 1 Snowbard am Rucksack (dem laengeren, also meist knapp 2m) und einem zweiten in der Hand mit dem Radel zum Bahnhof. Wenn eine Windboe kommt versetzt es einen da schon mal leicht, werd dabei auch komisch angeschaut, damit muss man einfach leben. No risk no fun. Klar bist du doppelt verantwortlich mit Kind am Ruecken, aber ich finde das okay.

Ich hab auch ab und zu schon Tourengeher mit Kind am Ruecken gesehen - das waere eine sichere Alternative und keine Schererein mit Liftangestellten oder Gesetzen.

[Mixery]

Das Thema mit Kälte und Erschütterungen hast Du wohl bereits verdrängt???

Und Du vergleichst die Windwirkung auf Dein Snowboard mit der Situation Kind in der Kraxe?!?!? ...
Sorry, Felix, aber hast Du eine Sekunde nachgedacht was Du da schreibst?

Bei solchen Aussagen muss ich mich wirklich beherrschen...

[r0sewhite]

Ich möchte hier weder Vorwürfe machen noch jemanden umstimmen, daher kann ich nur sagen, wie ich mich verhalten würde. Wäre ich in Deiner Lage, würde ich es sein lassen. Mir ginge es gar nicht so sehr um Wahrscheinlichkeiten, sondern darum, dass ich mein Kind vorsätzlich einem gewissen Risiko aussetze.

Baby- und Kleinkinderköpfe haben noch kaum Halsmuskulatur. Jeder frische Papi hat gelernt, dass man das Köpfchen besonders gut halten muss und dass die Kleinen auch nicht zu früh zu lange in der Senkrechten verweilen sollten, weil die Halsmuskulatur eben dafür noch nicht ausgelegt ist. Ich glaube nicht, dass die Fliehkräfte beim Carven für so einen kleinen Hals gut sind.

Das Argument, die Eltern hätten es auch so gemacht, zieht nicht. Meine Eltern haben uns auch auf Urlaubsfahrten ein gemütliches Lager hinten im Auto gemacht, wo wir liegen konnten. Wie man sieht, ging es gut, denn ich lebe noch. Doch wer würde das ungeachtet der Gesetzeslage heute noch tun?

Ich glaube nicht, dass ich unseren Sohn zu sehr beschütze. Oft gab es Stress mit verängstigten Muttis, weil der Kleine z.B. mit 2 Jahren alleine auf eine hohe Rutsche klettern wollte oder mit 7 Jahren alleine Bahn fahren wollte (er wohnt ca. 1 Std. Bahnfahrt entfernt bei seiner Mami). Was ER sich traut, habe ich ihn (fast) immer gewähren lassen, damit sein Selbstvertrauen wächst.

Ich muss bekennen, dass ich ihn dadurch einem gewissen Risiko aussetze. Sollte etwas passieren, würde das bestimmt schwer auf mir lasten. Doch dieses Risiko nehme ich gerne auf mich, da ich der Meinung bin, dass es wichtiger für ihn ist, seiner persönlichen Entwicklung freien Lauf zu halten, anstatt ihn aufgrund eigener Schwächen (Ängste) vor allen möglichen potentiellen Gefahren zu schützen. In Deinem Fall aber stehen die eigenen Wünsche über dem Wohl des Kindes gestellt und das würde ich nicht machen.

[NeusserGletscher]

Hallo,

abgesehen von Sicherheitsaspekten stelle ich mir die Frage, was das Kind davon hat? Vielleicht wäre es in einer Krabbelgruppe besser aufgehoben?

Gruß

Peter

[HoTTrod]

Hi,
Monika: Du must Dich nicht zurückhalten...
viele sehen das so wie Du..
auch das Wickeln auf dem Tisch in der Hütte:
es gibt eine Grenze, wo das "lassen und machen was man will" zur Unhöflichkeit und Peinlichleit wird. Diese Grenze wird da deutlich überschritten.
Natürlich wollen wir die Kinder nicht anketten und Sie selber entdecken lassen. Wir bewegen uns auf einem schmalen Grad. Aber Kinder ab einem gewissen Alter, sagen, ob sie allein irgendwo hingehen möchten o.Ä..
Kinder in der Kraxe sind vollständig auf die Entscheidung der Eltern angewiesen.
Gruß Jens

[skiingman]

Wenn man mit einem Stangensack oder Bohrer fuer Torstangen wo runterfaehrt, behindert das viel staerker, ist aber auch kein Problem. Ich fahr ab und zu mit 1 Snowbard am Rucksack (dem laengeren, also meist knapp 2m) und einem zweiten in der Hand mit dem Radel zum Bahnhof. Wenn eine Windboe kommt versetzt es einen da schon mal leicht, werd dabei auch komisch angeschaut, damit muss man einfach leben. No risk no fun. .

Hat das IRGENDWAS mit dem Thema zu tun? Sorry aber es geht hier nicht um Stangensäcke!!!

Cheerio

M.