Wichtig ist, dass Ihr DAS GEFÜHL für den Ski und die Kante bekommt und dass Ihr merkt, wann die Kante greift. Um diesen wesentlichen Unterschied zum klassischen Skifahren - das ist genau das, was CARVING (Schneiden auf der Kante) ausmacht - deutlich zu spüren, ist es sehr hilfreich, die Übungen mit einem "Extremcarver" (Ski mit sehr kleinem Radius, max. 12m) zu machen.
Vorab noch eine Klarstellung: Da es heute nur noch Carvingski gibt, heißt dies noch lange nicht, dass heute NUR NOCH GECARVT wird! Carven ist, wenn man NUR AUF und ENTLANG der Kante fährt! Weil man dabei jedoch ziemlich schnell wird (der bremsende Driftanteil fehlt), ist es eher eine "Variante des Skifahrens", die man auf blauen und roten Pisten anwendet, sofern es die Situation (genügend Platz auf der Piste) zulässt! Auf schwarzen Pisten wird man zu schnell und kommt in Fliehkraftbereiche rein, die nicht mehr zu halten sind! Dies nur zur Klarstellung!
Schulterbreite Skiführung: Beim Carving ist die "schöne enge Skiführung" out! Um im Kniebereich ausreichend Spielraum zum Aufkanten zu haben, braucht man eine "deutlich offene", also schulterbreite Skistellung. Stellt Euch also mal hin, und lasst zwischen den Füßen einen Schulterbreiten Abstand. (siehe auch Abbildung A bei "KANTEN" weiter unten)
Neutrale
Position:
Die "neutrale Position" ist eine der wichtigsten Grundlagen beim Skifahren, denn wer falsch auf dem Ski steht, wird immer wieder fahrtechnische Probleme bekommen! Neutral bedeutet weder Vor- noch Rücklage und weder zu gestreckt, noch zu weit unten.
FALSCH ist hier in der Grafik in der Abbildung A, dass nur in den Knien angewinkelt wird (und nicht auch imSprunggelenkt/Schuh), wodurch Becken und Oberkörper zu weit nach hinten kommen.
In Abb. B wird die Rücklage aus A versucht dadurch auszugleichen, dass man den Oberkörper nach vorne gebeugt. Dann steht man zwar "zentral", hat also keine Rücklage mehr, nur ist durch die bereits tiefe Position der Bewegungsspielraum zu sehr eingeschränkt, und es fehlt vor allem die wichtige Bewegung/Beugung im Sprunggelenk.
In Abb. C hat man zwar keine Rücklage (eher schon eine leichte Vorlage), nur ist die viel zu gerade und im Unterkörper viel zu steif und unflexibel; jeder Stoß/Hubbel von unten hebt einen aus.
RICHTIG ist (wie hier in der großen Abbildung): ALLE Gelenke (Sprung-, Knie und Hüftgelenk) sind leicht angewinkelt (in leichter "Federstellung", damit man Unebenheiten leichter ausgleichen kann). Rücken bleibt gerade (keinen "Katzenbuckel machen) und auch den Po nicht nach hinten. Fußspitzen, Knie und Brust/Kinn sind ungefähr gleich weit vorne! Dass Ihr "neutral" steht merkt Ihr dann auch gut daran, dass Euer Gewicht gleichmäßig auf die ganze Fußsohle verteilt ist!
TIPP: Auch wenn Ihr denkt, in den festen Skischuhen mit den Knien nicht weiter nach vorne, unten zu kommen ... drückt ... drückt ... mehr ... keine Angst, Schienbeine fest nach vorne drücken und gegen die Lasche der Skischuhe drücken; die Schuhe geben nach! Ggf. die untere Schnalles des Skischuhschaftes (meist die 2. Schnelle von oben) etwas lockern, damit der Schaft sich mehr "bewegen" kann ... siehe auch Beispielvideos
Bewegungsspielraum:
Um Buckel, Dellen, Verlust des Kantengriffs oder Geländeunebenheiten ausgleichen zu können, braucht ihr Bewegungsspielraum, solltet euch also aus einer "mittleren Position" noch Strecken und Beugen können.
Oft führt das Strecken bei vielen zu einer Verschiebung des Körperschwerpunktes in Fahrtrichtung ... meist geht der Oberkörper nach oben und hinten, was zu einer ungewollten Rücklage führt.
Links sehr ihr, wie das Beugen und Strecken aussieht, ohne dass es zu einer Lageverschiebung kommt; alle 3 Gelenke - Sprung-, Knie- und Hüftgelenk - sind an der Bewegung beteiligt!
Macht einfach die Übung wie links in der Animation! Legt Euch ein ein max. 10 cm breites Brett (je schmaler, desto schwieriger, aber besser) mittig quer unter die Skischuhe. Nun geht (durch gleichmäßige Beugung aller 3 Gelenke) hoch und runter. Ihr könnt ruhig auch Skistöcke in die Hände nehmen, dass macht das Feeling realistischer ... ok, wer unbedingt das "ultimative Feeling" will, kann sich im Wohnzimmer auch die Skibrille aufsetzen ;-)) Richtig ist die Übung, wenn ihr auf dem Brett stehen bleibt, ohne nach vorne oder hinten zu kippen!
Kraftübertragung Fahrer -> SCHUH -> Ski: Viele stehen auch sehr verkrampft in den Skischuhen, weil sie meist mit den Zehen "lenken" wollen. Das geht natürlich in so einem festen Schuh nicht ;-)) ... wichtig ist, dass Ihr mit den Fusssohlen flach und locker im Schuh steht!
Eine gute Übung, um den neutralen Stand im Skischuh zu spüren ist, mal mit offenen Skischuhen ein paar langsame Abfahrten zu machen! Die eigentliche KRAFTÜBERTRAGUNG (z.B. Schaufeldruck bei Schwungeinleitung) erfolgt über das Beugen des Sprunggelenkes. Dabei drückt ihr den Schaft des Skischuhes nach vorne, und der Widerstand des Schuhs leitet die Kraft über Bindung/Ski auf die Schaufel.
Beim klassischen Skistil ging es immer darum, die Füße im Schwung kurveneinwärts zu drehen. Das entfällt beim Carven. Hier werden die Beine (mit Hüftknick) oder der ganze Körper (über Lage) "nur" in Richtung Kurve gekippt, wodurch sich die Ski automatisch aufkanten.
Die Knie (das Kniegelenk) kann man eigentlich gar nicht kippen, sondern nur (nach vorne) beugen.
Was man jedoch tun kann ist:
Bei gebeugten Beinen kann man den Oberschenkel (an dessen vorderem Ende das Knie ist) nach der Seite zeigen lassen, siehe hier Abb. B. Das Bein wird dabei im Sprunggelenk sowie der Hüfte nach außen gedreht. Das führt dazu, dass die Füße seitlich aufgestellt werden (und die Ski auf die Kante kommen).
Beachtet aber, dass dabei das Kniegelenk nicht "plan", sondern verstärkt seitlich belastet wird, was - vor allen bei hohem Druck durch z.B. hohes Tempo - nicht empfehlenswert ist!
Eine weitere Möglichkeit des Aufkantens ist, den ganzen Körper
seitlich zu kippen (komplette Schräglage des gestreckten Körpers,
siehe Abb. D. Dies ist sehr gelenkschonend und wird so auch beim "Schon-Skifahren" gemacht,
wo es nicht auf "sportliches Carven" und "deutliches Kantefahren" ankommt.
Wenn Ihr das im Stand macht ... fallt Ihr jedoch um. Dies geht also NUR
in dem Maße, wie Euch beim Fahren die Fliehkraft aus der Kurve
drückt. Wenn Ihr sehr schnell seid und einen kleinen Kurvenradius
fahrt, könnt Ihr Euch extrem in die Kurve lehnen und habt einen
sehr großen Aufkantwinkel ... siehe auch Beispielvideos
In den meisten Fällen reicht jedoch die mögliche Kurvenlage des gekippten Körpers nicht aus, um genügend stark aufzukanten. Hier kann man das machen, was ich eigentlich (fast) IMMER (zumindest auf der Piste) mache: Das KNICKEN des Körpers in der Hüfte! Um verständlich zu machen, was genau damit gemeint ist, siehe oben die Abb. C. Der große Vorteil: Wenn die gestreckte Schräglage nur einen relativ kleinen Aufkantwinkel zu lassen würde, kann ich diesen durch den Hüftknick (mit Balanceausgleich durch den Oberkörper) wesentlich vergrößern, ja sogar fast verdoppeln (siehe auch hier links die Animation).
WARUM überhaupt den Aufkantwinkel vergrößern? Ganz einfach: Zum einen, um besser/sicherer auf die Kante zu kommen und zum Anderen, um durch das stärkere Aufkanten einen kleineren Radius zu fahren! So kann man über mehr oder weniger Aufkanten den Kurvenradius (die Fahrtrichtung) bestimmen.
Diesen Hüftknick könnt Ihr auch im Stand (ohne Schräglage) üben: Neutrale Position, Hüfte seitlich raus lehnen und Oberkörper knickt (als Balanceausgleich) entgegengesetzt, Belastung auf ´s Aussenbein (Innenbein dabei ruhig leicht entlasten) ... und in die andere Richtung üben. Je mehr Ihr knickt, desto größer wird der Kantwinkel der Ski! ... siehe auch Beispielvideos
Wer also mehr Aufkanten bzw. mehr Belastung auf dem Aussenski bringen will, sollte dieses "Knicken" üben und nutzen!
1 - Einleitung
2 - Basics zur Körperposition
3 - Carving-Technik
4 - Beispielvideos
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