
Ist wohl ein emotionales Thema.
Ich denke auch ein ambitionierter und sportlicher Anfänger kann mit einem Slalomcarver gut bedient sein. Wobei hier für mich erstmal die Frage aufkommt: Wovon sprechen wir, wenn wir von Slalom-, Race-, Allmountain-, Sportcarver oder Rennskiern reden?
Ich gebe zu, ich habe insgesamt 10 Paar Ski (yep, ich weiß, wie sich das anhört). In jedem Skiurlaub nehme ich, für gewöhnlich drei Paar mit - abhängig von Wetter und den Pisten, die ich erwarte. Mir macht es auch immer wieder Spaß mit verschiedenen Skiern unterwegs zu sein, quasi als fahrtechnische Herausforderung. Auch nehme ich mir, immer wieder mal ein paar Stunden bei einem Skilehrer, um mich beim Carving weiter entwickeln zu können (das ist sein Geld immer wieder wert!).
Slalomcarver z.B. habe ich zwei. Einmal den Völkl Racetiger SL und einmal die zivil erhältliche FIS-Variante. Fahrperformance und Anspruch sind hier schon zwei paar Schuhe. Während ich den Racetiger SL als recht freundlich und als den ganzen Tag fahrbar empfinde, ist das FIS-Modell schon noch richtig sportlich fordernd und demgemäß anstrengender zu fahren (macht mir aber auch Spaß, wenn mich mal der Hafer sticht).
Ich bin auch schon Slalomcarver von Atomic, Nordica, Dynastar, Head, Fischer und Elan gefahren. Ich finde, es gibt schon ein ziemliche Bandbreite innerhalb dieser Kategorie, von recht freundlichen, fehlerverzeihenden Skiern, bis zu beinharten, aggressiven Carvingraketen, die sich kaum gemütlich fahren lassen, da sie dafür schlicht nicht konstruiert sind (wobei z.B. auch noch der Kantenschliff einen Ski in punkto Aggressivität sehr unterschiedlich ausfallen lassen kann).
Ähnliches lässt sich auch über Racecarver (meinen wir hier die zivile Version von GS-Skiern?) sagen. Oder auch über Allmountainski oder eben Sportcarver.
Das die meisten Skifahrer auf der Piste mehr oder weniger rutschen/driften, deckt sich auch mit meinen Beobachtungen. Das wundert mich auch nicht. Wenn man/frau eine Piste wirklich nur carvt (also ohne Bremseinsatz während des Schwungs und ohne zu Driften), wird man/frau dabei verhältnismäßig schnell, zudem ist die entsprechende Körperhaltung vielen über den ganzen Tag auch zu anstrengend. Lässig, mit Ganzkörperpendeln, leichter Rücklage, die Ski über die Kante gedriftet ist nunmal viel weniger kräftezehrend, als mit technisch sauberem Carving über die Piste zu fahren. Zudem haben nur wenige Skifahrer eine wirklich parallele Skistellung und beim Driften verschneiden die Ski kaum, beim Carven aber schon. Auch die Schwunglänge über Aufkantwinkel und/oder Durchdrücken des Skis zu verändern ist fahrtechnisch schon anspruchsvoll und den meisten wohl auch zu mühsam. Ergo fühlen sie sich beim Rutschen/Driften einfach sicherer und kraftsparender unterwegs (Skifahren soll ja Spaß sein und keine anstrengende Arbeit).
Das Slalomcarver auch bei eher mittelmäßigen Skifahrern beliebt sind, wundert mich ebenfalls nicht. Kleiner Radius plus relativ starke Eigensteuerkräfte, sorgen dafür, das man/frau mit relativ kleinen Schwüngen auch über steilere, härtere Pistenabschnitte kommen, ohne sich allzu unsicher zu fühlen. Gleichzeitig suggerieren die Hersteller, das dies sehr sportliche, hochwertige Modelle sind (was ja auch stimmen kann), die man/frau sich hier gönnt und die damit auch ein "sportlicheres" (Fahr)Gefühl vermitteln. Ob diese Ski stilistisch oder vom Fahrkönnen angebracht sind, ist dann eine ganz andere Frage.
Auch stimme ich zu, das viele Skifahrer, die über ein gutes fahrerisches Repertoire verfügen, sich deshalb noch lange nicht im Labyrinth der Skitechnologie/Marketing zurecht finden. Was schade ist, da es - meiner Meinung nach - durchaus hilft, sich hier auszukennen, denn es erleichtert es sehr ein geeignetes Skimodell, jenseits aller Marketingsprüche, zu finden.
Gute Beratung ist leider ebenfalls eher schwierig zu finden, schließlich setzt dies Zeit, Sorgfalt und skifahrerische Erfahrung voraus.
Deshalb wäre erstmal zu klären, wovon sprechen wir, wenn wir z.B. Slalomcarver sagen? Ohne dies zu wissen, reden wir eher aneinander vorbei. Bei Atomic z.B. reicht diese Einstufung ja auch vom Atomic Race ST über Race TI SL und D2 Race SL bis zum RS SL Men/Women oder RS D2 SL Men/Women und ich denke dies sind sehr verschiedene Ski, was Ansprüche an den Fahrer und die daraus folgenden Fahrperformance angeht.
Und letztendlich ist der "richtige" Ski immer eine recht subjektive Angelegenheit (deshalb, geht auch nichts über's Testen).
Meiner Meinung nach sollte der richtige Ski, Sicherheit vermitteln, einen technisch genug fordern, aber auch nicht überfordern oder überanstrengen.
Greetings,
Till