Erfahrung einer (ehemaligen) Angsthäsin

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
beate
Beiträge: 4355
Registriert: 18.01.2002 01:00
Vorname: beate
Ski: Elan

Beitrag von beate » 09.02.2006 18:28

@Herbert
wenn du einen Pflug nicht âusschlieslich auf dem Belag fahren kannst, ist deine Ausbildung in der Schweiz sicher schon einige Jahre her :wink: . Schau mal in irgendeiner Skischule beim Kandidatentraining zu, wenn sie "Pflugbogen technisch" auf dem Programm haben!
Beate

annii
Beiträge: 24
Registriert: 11.01.2006 20:31

Beitrag von annii » 09.02.2006 21:05

@mixery:

Schön, dass mein Bericht Dich hoffen lässt - das war mein Ziel! :-D
Es ist wirklich unglaublich, aber wer mich im ersten Kurs gesehen hätte, der würde mich jetzt nicht wiedererkennen! (Mein Mann hat´s selbst miterlebt und ist auch sowas von erstaunt!!!!)
Extrem hilfreich war für mich im Panikmoment wirklich dieses rückwärts vorfahren von Martina, es nimmt einfach ungemein die Angst und vermittelt ein großes Sicherheitsgefühl! Vielleicht findest Du auch so eine(n) hilfsbereite(n) Skilehrer(in), der/die Dir über den "steilen" Hang hilft? :wink:
Im Notfall (d.h. bei evtl. wieder aufkommender Panik) weiß ich mir jetzt auch zu helfen und gehe einfach im Treppenschritt über das steile Stück, oder rutsche seitlich ab. Vielleicht klappt´s ja dann bei der nächsten Abfahrt - ich versuch mich zumindest selbst nicht mehr unter (allzu) großen Druck zu setzen! :wink: Beim einen geht´s halt schneller, der andere braucht länger...... Egal!

Wäre schön, von Dir demnächst auch einen positiven Bericht zu lesen! :)
Viele Grüße
annii

Benutzeravatar
Herbert Züst
Beiträge: 1784
Registriert: 16.12.2005 14:56
Vorname: Herbert
Ski: Edelwiser Swing, Stöckli Laser CX KesslerPhantom
Ski-Level: 95
Skitage pro Saison: 45
Wohnort: Schweiz

Beitrag von Herbert Züst » 10.02.2006 07:39

wenn du einen Pflug nicht âusschlieslich auf dem Belag fahren kannst, ist deine Ausbildung in der Schweiz sicher schon einige Jahre her .

Die Ausbildung ist wirklich schon einige Jahre her , ich kann aber trotzdem auf dem Belag Pflugfahren. Fahrer aber doch du einmal nur auf dem Belag eine Piste mit 30° Neigung gerade herunter und du wirst sehen was ich meine.

Gruss Herbert

Benutzeravatar
rolf
Beiträge: 459
Registriert: 25.11.2004 14:49
Wohnort: Berner Oberland/Schweiz
Kontaktdaten:

Beitrag von rolf » 10.02.2006 12:57

Wieso auf dem Belag? :o Auch Carving Ski kann man auf der Kante Rutschen (machen ja auch beinahe alle). Beim Pflug ist man dann eher plötzlich ungewollt am "carven". Das Spurenbild Pflug sollte nur gerutscht sein, und dies ist nicht ganz einfach mit den Carvingski, aber dies ist auch nur für die Skilehrerausbildung relevant und nicht so dramatisch :wink:
lg rolf

Mixery
Beiträge: 702
Registriert: 03.02.2006 23:40
Vorname: Monika
Ski: Atomic Nomad Smoke ti

Beitrag von Mixery » 10.02.2006 19:42

@annii

Wir scheinen da wirklich ähnliche Neigungen zu haben. Ich glaube nämlich, dass ich mich auch sehr unter Druck setze. War wie oft am Zetern und Fluchen, wenn schon im flachen Hang mal ein Schwung nicht klappte. Der Gedanke dabei war nämlich immer, dass wenn es im Flachen schon noch Patzer gibt, es im steileren Gelände nie klappen wird. Das hab ich mir nach jedem verpatzen Schwung regelrecht eingeredet, unbewusst natürlich.

Auf Deine rückwärtsfahrende Skilehrerin werde ich wohl erstmal verzichten müssen ;-) Aber sie hat mir sehr tolle und wertvolle theoretische Tipps gegeben. Auch von hier aus nochmals herzlichen Dank dafür!!

Da ich mit den letzten Privatstunden die gleichen Erfahrungen gemacht habe wie Du mit Deinen ersten, bin ich halt etwas skeptisch, ob ichs einfach nochmal auf gut Glück mit einem Lehrer probieren soll. Ist eben doch viel Geld, wenn es dann nichts bringt... Da der nächste Skiurlaub auch wieder in Österreich stattfindet, ist die Wahrscheinlichkeit eher groß, wieder einen der "Nach-Außen-Lehn-Fraktion" zu erwischen. Warte momentan noch auf die Information einer Mental-Skischule, vielleicht ergibt sich ja in dieser Richtung noch etwas.

Freut mich auf jeden Fall, dass es bei Dir so gut geklappt hat. Weiterhin viel Erfolg und Ski heil!! ;-)

Benutzeravatar
Herbert Züst
Beiträge: 1784
Registriert: 16.12.2005 14:56
Vorname: Herbert
Ski: Edelwiser Swing, Stöckli Laser CX KesslerPhantom
Ski-Level: 95
Skitage pro Saison: 45
Wohnort: Schweiz

Beitrag von Herbert Züst » 12.02.2006 20:34

Rolf hat geschrieben:
Das Spurenbild Pflug sollte nur gerutscht sein, und dies ist nicht ganz einfach mit den Carvingski, aber dies ist auch nur für die Skilehrerausbildung relevant und nicht so dramatisch
Es gibt durchaus noch andere Aspekte:
Fahre einmal einen Rettungsschlitten mit stark tailierten Skis in steilem Gelände und du wirst Überraschungen erleben.

Gruss Herbert

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Beitrag von Martina » 13.02.2006 20:32

Hallo Jungs,

- kein Mensch, vor allem kein Skianfänger muss einen 30Grad steilen Hang im Pflug grad runterfahren (ausser vielleicht Rettungsschlittenfahrer) - aber es geht!

- man kann einen sehr schmalen Pflug fahren. Es braucht nur grad so viel Pflug, wie nötig, um das Tempo zu verlangsamen!

- auch auf einer Carverkante, die gut geschliffen ist, kann man rutschen

- ob man bei Skilehrerprüfungen nur rutschen oder "geschnitten pflügen" darf, ist in diesem Zusammenhang total unwichtig (obwohl es bei den Prüfungen immer wieder Probleme gibt, ich weiss!)

- Männer können aus anatomischen Gründen schlechter pflügen als Frauen. Auch aus diesem Grund gibt es viele total unökonomische Pflugarten und wurde die Methode ohne Pflug eine Zeit lang sehr favorisiert. In der Skischulszene haben überwiegend immer noch Männer das Sagen. Auch ist dies oft ein Problem, wenn Männer "ängstliche" Frauen unterrichten.

...und dies sind ausnahmsweise mal Fakten und nicht nur meine persönliche Meinung!

Benutzeravatar
Herbert Züst
Beiträge: 1784
Registriert: 16.12.2005 14:56
Vorname: Herbert
Ski: Edelwiser Swing, Stöckli Laser CX KesslerPhantom
Ski-Level: 95
Skitage pro Saison: 45
Wohnort: Schweiz

Beitrag von Herbert Züst » 15.02.2006 07:23

Auch ist dies oft ein Problem, wenn Männer "ängstliche" Frauen unterrichten.
Wie wahr, dabei müssen sie sogar weder ängstlich noch Anfänger sein, es genügt, wenn es die eigene Frau ist. Wenn ich ihr sage, sie solle endlich einmal auf die Kante stehen und ihr dies 1000 x vorfahre, funktioniert dies einfach nicht, sie fährt weiterhin ihren alten "sicheren" Stil. Wenn nun aber meine Nichte vor sie hin steht, ihr den Hüftknick vormacht, sagt sie müsse den talseitigen Stock strecken und hochheben und gleichzeitig den Kopf in die Richtung drehen, in die sie fahren wolle, carvt es plötzlich.
So einfach ist das.
Nacher hiess es: bei Rachel kann ich in 10 min. mehr lernen als bei dir in 30 Jahren. Das sind auch Tatsachen und nicht nur meine persönliche Meinung.

Gruss Herbert.

paul kuhn
Beiträge: 26
Registriert: 13.10.2005 09:17

Beitrag von paul kuhn » 16.02.2006 09:43

Herbert Züst hat geschrieben:Theoretisch gesehen, kann man den Pflug, zumindest geradeaus, mit Carving Skiern gar nicht fahren, da dann die Kanten greifen und die Skier übereinander fahren. Wie seht ihr das?
Dass es praktisch möglich ist, wurde hier ja schon von vielen gesagt, dürfte dir auch selbst klar sein. Dass lange Geradeausfahrten in weit ausgestellter Pflugstellung nicht unbedingt die entspannteste Form von Skifahren darstellt, dürfte eigentlich auch nicht sonderlich verwundern, machen aber selbst die Leute von der Rettung nur selten.

Mich wundert aber, dass gerade du sagst, man könne den Pflug mit Carvingski theoretisch betrachtet nicht geradeausfahren.
Wie kommst du zu dieser Ansicht?

Ein aufgekanteter Ski allein sorgt nicht für die Kurvenfahrt, weder gecarvt noch gerutscht. Dazu ist immer auch eine Schräglage des Fahrers nötig.

Wenn man Snowboard oder auf einem Ski fährt kann man das sehr leicht feststellen. Die zwei Ski, auf denen wir uns ja für gewöhnlich bewegen, machen die ganze Sache aber komplizierter.

Wie sieht es nun beim Pflug aus?

Ich stelle es mir so vor:
Solange der Schwerpunkt mittig zwischen beiden Ski liegt, man von anderen Aktivitäten absieht, beide Ski also gleich belastet sind, fährt man geradeaus. Verschiebst du den SP nun in Richtung des linken Ski so fährst du eine Rechtskurve, da er durch die stärkere Belastung zum "Führungsski" wird. Bezüglich dieses Führungsski, der durch den Pflug ja sowieso schon aufgekantet ist, hat man nun auch eine Schräglage, da der SP rechts von ihm liegt. Wir fahren eine Kurve auf diesem Ski.
Passt die Schräglage zu Geschwindigkeit und Radius und passen Aufkant- und Schräglagenwinkel zueinander, so carven wir die Kurve, ansonsten rutschen wir.
So gesehen funktionieren der österreichische und schweizerische Pflug also nach dem gleichen physikalischen Prinzip. Die Schwerpunktverlagerung wird nur durch völlig unterschiedliche Bewegungen erreicht, die Österreicher verlagern den Oberkörper, die Schweizer primär die Hüfte.

Nun ist mir, wie der grossen Mehrheit der Leute in diesem Forum, die schweizer Variante wesentlich sympathischer. Die Position ist wesentlich entspannter, natürlicher und steht dem, was man später lernt, deutlich näher.

Die österreichische Variante konnte ich in Leogang noch im Januar bewundern, unglaublich. Junge, sportliche Leute an ihrem zweiten Wochenende Skikurs, die nur diesen alten Pflugbogen gefahren sind. Verkrampfte Körperhaltung, verkrampfte Gesichtsausdrücke und das bei optimalen äusseren Bedingungen.

Eine entspanntere, natürlichere Haltung führt doch schon von ganz allein zu einem entspannteren Geist und allzuoft ist es doch die Psyche die dem Skifahrer die meisten Steine in den Weg legt.

Dass in dieser Geschichte Martinas Fähigkeiten, insbesondere ihre "soft skills", mir fällt gerade kein anderes Wort dafür ein, eine grosse Rolle spielen, sei auch noch erwähnt.

P.S.:

Den Skilehrer, der den geschilderten Kurs gemacht hat, habe ich später noch einmal als Trainer von Kiddies aus dem Dorf, beobachten können. Was er mit denen gemacht hat, hat mir sehr gut gefallen, fähigkeitsorientiertes, sehr vielfältiges Training, auf dem Stand der Zeit.
Dass er dabei auch wesentlich motivierter war, wen wundert's.

Er kann also auch ganz anders, nur hindert ihn der Lehrplanzwang daran.
Wäre doch auch mal ein interessantes Thema...

Benutzeravatar
Cradle22
Beiträge: 445
Registriert: 20.12.2005 11:58
Vorname: Arndt
Ski: RTC 28, Edelwiser Firnis
Ski-Level: 78
Wohnort: Dortmund

Beitrag von Cradle22 » 16.02.2006 11:09

Hi!
paul kuhn hat geschrieben:Er kann also auch ganz anders, nur hindert ihn der Lehrplanzwang daran.
Wäre doch auch mal ein interessantes Thema...
Eben. Scheint genauso wie die Debatte "Kurzski-Methode" gegen klassische Methode zu sein.
Mein "eigener" Reiseveranstalter macht das bei seinen Skiteamer-Lehrgängen genauso. Es wird sich an DSV gehalten, frei nach dem Motto: Die wissen schon, was sie tun, und wenn wir uns daran halten, dann kann man nix falsch machen...

Manche (meist erfehrene Skiteamer, machnmal sogar mit DSV-Scheinen) sehen das sogar selber anders, und würden sich lieber z.B. an Schweizer Methoden oder an eine Mixtur halten - manchmal tun sie es auch einfach so... Nur die Ausbildung hätten die so nicht bestanden...


Gruß,

Arndt
Dortmund
ab 11.03. Hintertux (Dengg)
EW Firnis 'ist da!'
RTC 28
Tec. Dragon 110/Strolz Innenschuh

Antworten