Skifahren - wohin geht die Reise?
- axisofjustice
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Skifahren - wohin geht die Reise?
Ich hatte in letzter Zeit einige Gedanken zum Thema Skisport und Skischule und der Frage, in welche Richtung sich unsere Sportart entwickelt und was in den letzten Jahren schief gelaufen ist. Ich habe versucht, das Ganze mal zu verschriftlichen:
Skifahren orientiert sich ja wie jede andere progressive Sportart (= Sportart, die sich ständig weiterentwickelt) immer sehr stark an der Jugend bzw. an jungen Sportlern. Und was machen die? Kaufen sich TwinTips und fahren durch Park & Pipe. Kann man in 5 Jahren wohl noch moderne Skischule ohne Freeski-Elemente anbieten? Wohl kaum. Zurecht. Schließlich sollte der Skisport nicht da stehenbleiben, wo der ERGO einst eine Revolution in Gang gesetzt hat. Warum ist das so?
Die 90er und 2000er hindurch haben Kinder und Erwachsene in Skischulen den Carving-Schwung gelernt. Das hat zunächst mal das Skifahren für viele Einsteiger erleichtert und zudem sehr viel variantenreicher gemacht. Gleichzeitig hat es aber auch enorm eingeschränkt, weil fast jeder Skilehrplan vom "sauberen Carvingschwung" auf der "breiten, perfekt präparierten Piste" sprach und somit den Skisport extrem kanalisierte. In jedem Reiseführer wurde man überschüttet mit Gütesiegeln hinsichtlich "Pistenpräparation" oder "breiter Carvingpisten" und Skigebieten, die dies nicht boten, wurde weniger Aufmerksamkeit zuteil. Trotzdem waren die Skilehrer fast ausnahmslos nach wie vor diejenigen, die mit Pommeslatten aufgewachsen waren und die Umstellung auf die Carving-Technik eher als Anpassung an neue Gegebenheiten, keinesfalls aber als komplett neue Denkweise. Skilehrpläne sprachen zwar von der Revolution der Carvingtechnik und die Methodik hatte sich radikal geändert, man hatte jedoch immer noch das Gefühl, als gäbe der typische Skilehrerschwung das Bild vor, was sich den Skischülern bitteschön einzubrennen habe.
Früher sah das eben so aus
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In den letzten 15 Jahren so
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Was in beiden Fällen ins Auge sticht: die Uniformiertheit. Nicht die modische, sondern das Konzept, zwanghaft eine Art idealisierten und einzig gültigen Stil zu präsentieren. Damit mich niemand hier falsch versteht: natürlich ist es sinnvoll, in Skilehrplänen auch Leitbilder der Skitechnik einzusetzen und bei der Skilehrerausbildung einheitliche Richtlinien festzusetzen. Aber trotzdem sollte doch eines immer wieder klargestellt werden: die Skitechnik dient als Mittel zum Zweck. Im Vordergrund steht der Spaß bzw. das Erlebnis.
Und ausgerechnet der Spaß stand also beim Skiunterricht in den letzten Jahren nicht immer im Vordergrund. Sowieso - freies Skifahren, "freeskiing" also, war den Filmemachern, "Verrückten" und Heli-Skiing-Bonzen vorbehalten. So wurde der gemeine Alpentourist also jedes Jahr mit Warren Millers neuen Streifen pünktlich zu Saisonbeginn befriedigt und konnte dann auf den schönen breiten Carvingpisten wieder seine auswenig gelernte Schwungchoreographie fahren.
Die letzten 4-5 Jahren geben Anlass zur Hoffnung, dass es damit bald vorbei ist. Das Individuelle, was bei einer Natursportart wie dem Skifahren eigentlich das Sinngebende ist (gerade, weil man hier eben nicht auf einem 100x50m künstlich angelegten großen Feld mit 21 anderen Leuten eingepfercht ist und immer nur einem Ball hinterherrennt), steht wieder stärker im Vordergrund und immer mehr Skigebiete setzen auf einen bunten Mix aus Parks, unpräparierten Hängen und anderen natürlichen "Obstacles". Ebenso liegen Skier mit breitem Einsatzgebiet (All-Mountain, TwinTip) im Trend - reinrassige Slalomcarver, die neben ihrer Fähigkeit, bei einem Radius von 11,6m exakte Kurven den Berg hinunterzusteuern lediglich noch die Funktion der Gondeldekoration erfüllen, verkaufen sich schlecht. Zusammen mit neuen Skischul-Konzepten (ich nehme als Beispiel mal die Freestyle Academy in Laax) kann man wohl von einer neuen richtungsweisenden Entwicklung im Skisport sprechen. Weg vom uniformierten Carving-Exzess hin zu freieren Formen der Skitechnik, die die Carving-Technik als Grundvoraussetzung längst als gegeben hinnehmen und darauf aufbauend dem Skischüler bzw. generell dem Skifahrer nicht eine Technik beibringen wollen, sondern ein Verständnis hinsichtlich der Beziehung Mensch-Berg und der Frage: wie hole ich den maximalen Genuss/Spaß/Kick/Adrenalinrausch aus der Höhendifferenz, die zwischen meinem Startort und meinem Zielort liegt.
Hier mal ein Video aus Aspen, was verdeutlicht, woran sich Skiunterricht in Zukunft auch orientieren sollte: http://media.nscdn.com/uploads/member/v ... 9_0001.mp4
Die Gefahr dabei ist natürlich, dass das, was sich zur Zeit "newschool" nennt, auch nur eine von Wenigen vorgegebene und von Vielen krampfhaft zu kopieren versuchte Art des Skifahrens ist. Wenn man sich die von Kopf bis Fuß mit Sponsoren eingedeckten Teenager anguckt, die einem in ihrem Freestyle-Film, der schlichtweg aus möglichst rekordverdächtigen Tricks in sämtlich künstlich angelegten Parks besteht, davon erzählen, dass jeder "sein eigenes Ding" durchziehen sollte und nach dem hundersten Superman-Frontflip immer wieder von Individualismus faseln, bekommt man berechtigterweise seine Zweifel.
Ich hab in den letzten Monaten viel über dieses Thema nachgedacht und hoffe mal, dass sich ein kritischer Blick auf die letzten Jahre des vermeintlichen Fortschritts nicht nur bei den Skilehrern durchsetzt (das dürfte schlichtweg eine Frage der Zeit sein, denn immer mehr "Carving-Natives" werden jetzt Skilehrer und haben aufgrund ihres intuitiven Umgangs mit der Carvingtechnik Zeit, sich neuen Fragen und Entwicklungen zuzuwenden), sondern auch bei den Skigebiets-Betreibern. Es geht nicht darum, das hunderste 20m-Table in die Landschaft zu setzen, sondern darum, darüber nachzudenken, ob die Einteilung eines Skigebietes in "blau-rot-schwarz-freestyle" noch zeitgemäß ist.
Ich hoffe mal, meine Gedanken waren nicht zu verwirrend und bieten den Anlass für eine interessante Diskussion. Noch kurz zu meiner Person: ich bin 22, Skilehrer, habe im Alter von etwa 10 Jahren den Wechsel von Pommeslatten auf Carvingski erlebt und habe vor jedem Kicker, der länger als 10m ist, momentan noch ziemlich Schiss.
In diesem Sinne...
Skifahren orientiert sich ja wie jede andere progressive Sportart (= Sportart, die sich ständig weiterentwickelt) immer sehr stark an der Jugend bzw. an jungen Sportlern. Und was machen die? Kaufen sich TwinTips und fahren durch Park & Pipe. Kann man in 5 Jahren wohl noch moderne Skischule ohne Freeski-Elemente anbieten? Wohl kaum. Zurecht. Schließlich sollte der Skisport nicht da stehenbleiben, wo der ERGO einst eine Revolution in Gang gesetzt hat. Warum ist das so?
Die 90er und 2000er hindurch haben Kinder und Erwachsene in Skischulen den Carving-Schwung gelernt. Das hat zunächst mal das Skifahren für viele Einsteiger erleichtert und zudem sehr viel variantenreicher gemacht. Gleichzeitig hat es aber auch enorm eingeschränkt, weil fast jeder Skilehrplan vom "sauberen Carvingschwung" auf der "breiten, perfekt präparierten Piste" sprach und somit den Skisport extrem kanalisierte. In jedem Reiseführer wurde man überschüttet mit Gütesiegeln hinsichtlich "Pistenpräparation" oder "breiter Carvingpisten" und Skigebieten, die dies nicht boten, wurde weniger Aufmerksamkeit zuteil. Trotzdem waren die Skilehrer fast ausnahmslos nach wie vor diejenigen, die mit Pommeslatten aufgewachsen waren und die Umstellung auf die Carving-Technik eher als Anpassung an neue Gegebenheiten, keinesfalls aber als komplett neue Denkweise. Skilehrpläne sprachen zwar von der Revolution der Carvingtechnik und die Methodik hatte sich radikal geändert, man hatte jedoch immer noch das Gefühl, als gäbe der typische Skilehrerschwung das Bild vor, was sich den Skischülern bitteschön einzubrennen habe.
Früher sah das eben so aus
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Was in beiden Fällen ins Auge sticht: die Uniformiertheit. Nicht die modische, sondern das Konzept, zwanghaft eine Art idealisierten und einzig gültigen Stil zu präsentieren. Damit mich niemand hier falsch versteht: natürlich ist es sinnvoll, in Skilehrplänen auch Leitbilder der Skitechnik einzusetzen und bei der Skilehrerausbildung einheitliche Richtlinien festzusetzen. Aber trotzdem sollte doch eines immer wieder klargestellt werden: die Skitechnik dient als Mittel zum Zweck. Im Vordergrund steht der Spaß bzw. das Erlebnis.
Und ausgerechnet der Spaß stand also beim Skiunterricht in den letzten Jahren nicht immer im Vordergrund. Sowieso - freies Skifahren, "freeskiing" also, war den Filmemachern, "Verrückten" und Heli-Skiing-Bonzen vorbehalten. So wurde der gemeine Alpentourist also jedes Jahr mit Warren Millers neuen Streifen pünktlich zu Saisonbeginn befriedigt und konnte dann auf den schönen breiten Carvingpisten wieder seine auswenig gelernte Schwungchoreographie fahren.
Die letzten 4-5 Jahren geben Anlass zur Hoffnung, dass es damit bald vorbei ist. Das Individuelle, was bei einer Natursportart wie dem Skifahren eigentlich das Sinngebende ist (gerade, weil man hier eben nicht auf einem 100x50m künstlich angelegten großen Feld mit 21 anderen Leuten eingepfercht ist und immer nur einem Ball hinterherrennt), steht wieder stärker im Vordergrund und immer mehr Skigebiete setzen auf einen bunten Mix aus Parks, unpräparierten Hängen und anderen natürlichen "Obstacles". Ebenso liegen Skier mit breitem Einsatzgebiet (All-Mountain, TwinTip) im Trend - reinrassige Slalomcarver, die neben ihrer Fähigkeit, bei einem Radius von 11,6m exakte Kurven den Berg hinunterzusteuern lediglich noch die Funktion der Gondeldekoration erfüllen, verkaufen sich schlecht. Zusammen mit neuen Skischul-Konzepten (ich nehme als Beispiel mal die Freestyle Academy in Laax) kann man wohl von einer neuen richtungsweisenden Entwicklung im Skisport sprechen. Weg vom uniformierten Carving-Exzess hin zu freieren Formen der Skitechnik, die die Carving-Technik als Grundvoraussetzung längst als gegeben hinnehmen und darauf aufbauend dem Skischüler bzw. generell dem Skifahrer nicht eine Technik beibringen wollen, sondern ein Verständnis hinsichtlich der Beziehung Mensch-Berg und der Frage: wie hole ich den maximalen Genuss/Spaß/Kick/Adrenalinrausch aus der Höhendifferenz, die zwischen meinem Startort und meinem Zielort liegt.
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Die Gefahr dabei ist natürlich, dass das, was sich zur Zeit "newschool" nennt, auch nur eine von Wenigen vorgegebene und von Vielen krampfhaft zu kopieren versuchte Art des Skifahrens ist. Wenn man sich die von Kopf bis Fuß mit Sponsoren eingedeckten Teenager anguckt, die einem in ihrem Freestyle-Film, der schlichtweg aus möglichst rekordverdächtigen Tricks in sämtlich künstlich angelegten Parks besteht, davon erzählen, dass jeder "sein eigenes Ding" durchziehen sollte und nach dem hundersten Superman-Frontflip immer wieder von Individualismus faseln, bekommt man berechtigterweise seine Zweifel.
Ich hab in den letzten Monaten viel über dieses Thema nachgedacht und hoffe mal, dass sich ein kritischer Blick auf die letzten Jahre des vermeintlichen Fortschritts nicht nur bei den Skilehrern durchsetzt (das dürfte schlichtweg eine Frage der Zeit sein, denn immer mehr "Carving-Natives" werden jetzt Skilehrer und haben aufgrund ihres intuitiven Umgangs mit der Carvingtechnik Zeit, sich neuen Fragen und Entwicklungen zuzuwenden), sondern auch bei den Skigebiets-Betreibern. Es geht nicht darum, das hunderste 20m-Table in die Landschaft zu setzen, sondern darum, darüber nachzudenken, ob die Einteilung eines Skigebietes in "blau-rot-schwarz-freestyle" noch zeitgemäß ist.
Ich hoffe mal, meine Gedanken waren nicht zu verwirrend und bieten den Anlass für eine interessante Diskussion. Noch kurz zu meiner Person: ich bin 22, Skilehrer, habe im Alter von etwa 10 Jahren den Wechsel von Pommeslatten auf Carvingski erlebt und habe vor jedem Kicker, der länger als 10m ist, momentan noch ziemlich Schiss.
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Re: Skifahren - wohin geht die Reise?
Hallo Jan,
was mir an deinen Ausführungen etwas merkwürdig vorkommt, ist die Annahme der Eindimensionalität.
Schon als Kinder sind wir in den 80ern durch den Wald gebolzt und brav hinter dem Trainer hergefahren. Sind wir über Schanzen und durch Stangen gefahren. Bei uns jedenfalls wurde eine breite Basis geschaffen.
Auch heute noch kann ich mich in eine Formation einfinden oder neben der Piste durchs Gemüse fahren.
Ich habe gute Skilehrer beobachtet, die mit Kindern eben genau den gleichen Blödsinn gemacht haben wie wir früher. Wie Anfänger motiviert wurden, den "Lehrplan" zu verlassen und mal was auszuprobieren.
Ich kann das nicht so recht nachempfinden, bin aber weit davon entfernt, Insiderwissen aus den Skischulen zu haben.
was mir an deinen Ausführungen etwas merkwürdig vorkommt, ist die Annahme der Eindimensionalität.
Schon als Kinder sind wir in den 80ern durch den Wald gebolzt und brav hinter dem Trainer hergefahren. Sind wir über Schanzen und durch Stangen gefahren. Bei uns jedenfalls wurde eine breite Basis geschaffen.
Auch heute noch kann ich mich in eine Formation einfinden oder neben der Piste durchs Gemüse fahren.
Ich habe gute Skilehrer beobachtet, die mit Kindern eben genau den gleichen Blödsinn gemacht haben wie wir früher. Wie Anfänger motiviert wurden, den "Lehrplan" zu verlassen und mal was auszuprobieren.
Ich kann das nicht so recht nachempfinden, bin aber weit davon entfernt, Insiderwissen aus den Skischulen zu haben.
- axisofjustice
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Re: Skifahren - wohin geht die Reise?
Hey Petra,
du hast natürlich vollkommen Recht, der Durchsetzungswille der Kinder und ihr Motto "hauptsache Spaß" hat schon immer dafür gesorgt, dass Skiunterricht nicht nur aus sturem Bogenfahren besteht. Mir ging es auch mehr um die Grundannahme bzw. dem ultimativen Ziel, was hinter vielen Kursen zu stecken schien. Da wurde mal kurz durch die Tannen oder über eine Schanze gedüst, damit die Kinder den Kopf wieder freibekamen für Übungen und Korrekturfahrten.
Das ist natürlich nicht in allen Skischulen so gewesen, aber der gesamte Skisport war m.E. trotzdem zu sehr an dem Leitbild des "perfekten Schwunges auf der perfekten Piste" orientiert.
Das, was neu, modern und "in" war, war die Carvingtechnik...und die war das Hauptziel. Bei vielen jungen Skilehrern (unter 25) sehe ich heutzutage, dass das Hauptziel keineswegs die saubere Carvingtechnik ist, sondern eine Art Grundverständnis des Skilaufens, das zwar auch erst beigebracht werden muss, dann aber lediglich Mittel zum Zweck ist.
du hast natürlich vollkommen Recht, der Durchsetzungswille der Kinder und ihr Motto "hauptsache Spaß" hat schon immer dafür gesorgt, dass Skiunterricht nicht nur aus sturem Bogenfahren besteht. Mir ging es auch mehr um die Grundannahme bzw. dem ultimativen Ziel, was hinter vielen Kursen zu stecken schien. Da wurde mal kurz durch die Tannen oder über eine Schanze gedüst, damit die Kinder den Kopf wieder freibekamen für Übungen und Korrekturfahrten.
Das ist natürlich nicht in allen Skischulen so gewesen, aber der gesamte Skisport war m.E. trotzdem zu sehr an dem Leitbild des "perfekten Schwunges auf der perfekten Piste" orientiert.
Das, was neu, modern und "in" war, war die Carvingtechnik...und die war das Hauptziel. Bei vielen jungen Skilehrern (unter 25) sehe ich heutzutage, dass das Hauptziel keineswegs die saubere Carvingtechnik ist, sondern eine Art Grundverständnis des Skilaufens, das zwar auch erst beigebracht werden muss, dann aber lediglich Mittel zum Zweck ist.
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Re: Skifahren - wohin geht die Reise?
Hallo Jan,
vielleicht sollten wir das "Skifahren" mal auf "Schneesport" ausweiten.
Schneesport ist und bleibt Schneesport ... mit möglichst viel Spaß von oben nach unten kommen.
Immer wieder gab und gibt es "Abzweigungen" oder "Experimente", mal mit nur einem Brett, mal mit Bretter die an beiden Enden aufgebogen sind, mal auf Carvingautobahnen, mal in Parks, mal im Tiefschnee ... manches erweitert den Schneesport, manches kommt wieder zurück (der Snowboardtrend geht zurück).
Das Freeriden sehe ich etwas kritisch, weil es für den unerfahrenen Freizeiturlauber zu gefährlich ist ... aber solange es der Industrie und den Sponsoren Geld bringt ...
Skischule, ja, ist etwas eingezwengt, aber wenn man keinen Spaß hat, weil man keine Kurve hinbekommt, dann MUSS man sich eben mal ein bischen Technik aneignen, und je besser die Technik, desto mehr Spaß kann man haben.
Das Problem, das DU siehst, liegt eher INNERHALB der Skiverbände, aber weniger bei den Schneesportlern. Skiverbände sind Machtapparate, und je mehr "wichtige und alleingültige" Vorgaben man macht, desto mehr Macht ... glaubt man zu haben.
Schade ist, dass Skischulen überwiegend mit Einsteigerschulungen in Verbindung gebracht werden ... weil aber auch viele Fortgeschrittene nicht bereit sind Geld für "erweiternde Kurse" auszugeben ... ODER ... so, wie es ist genügend Spaß haben.
Aber das Problem löst sich von alleine, wenn wir durch den Klimawandel eh nicht mehr Skifahren können
vielleicht sollten wir das "Skifahren" mal auf "Schneesport" ausweiten.
Schneesport ist und bleibt Schneesport ... mit möglichst viel Spaß von oben nach unten kommen.
Immer wieder gab und gibt es "Abzweigungen" oder "Experimente", mal mit nur einem Brett, mal mit Bretter die an beiden Enden aufgebogen sind, mal auf Carvingautobahnen, mal in Parks, mal im Tiefschnee ... manches erweitert den Schneesport, manches kommt wieder zurück (der Snowboardtrend geht zurück).
Das Freeriden sehe ich etwas kritisch, weil es für den unerfahrenen Freizeiturlauber zu gefährlich ist ... aber solange es der Industrie und den Sponsoren Geld bringt ...
Skischule, ja, ist etwas eingezwengt, aber wenn man keinen Spaß hat, weil man keine Kurve hinbekommt, dann MUSS man sich eben mal ein bischen Technik aneignen, und je besser die Technik, desto mehr Spaß kann man haben.
Das Problem, das DU siehst, liegt eher INNERHALB der Skiverbände, aber weniger bei den Schneesportlern. Skiverbände sind Machtapparate, und je mehr "wichtige und alleingültige" Vorgaben man macht, desto mehr Macht ... glaubt man zu haben.
Schade ist, dass Skischulen überwiegend mit Einsteigerschulungen in Verbindung gebracht werden ... weil aber auch viele Fortgeschrittene nicht bereit sind Geld für "erweiternde Kurse" auszugeben ... ODER ... so, wie es ist genügend Spaß haben.
Aber das Problem löst sich von alleine, wenn wir durch den Klimawandel eh nicht mehr Skifahren können
Uwe
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Re: Skifahren - wohin geht die Reise?
hallo jan
deine gedanken bieten einen guten anstoss. sie basieren jedoch auf vielen annahmen, die du in einem nächsten schritt verifizieren musst. meine vermutung ist, dass die realität weit komplexer ist als angenommen.
gruss urs
deine gedanken bieten einen guten anstoss. sie basieren jedoch auf vielen annahmen, die du in einem nächsten schritt verifizieren musst. meine vermutung ist, dass die realität weit komplexer ist als angenommen.
gruss urs
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Re: Skifahren - wohin geht die Reise?
Hallo Leute,
Ich habe für mich festgestellt: Lockerheit im Kopf bringt Lockerheit in den Beinen, eine gute Position überm Ski und das wiederum ein gutes Feedback von den Latten. Quasi ein "Teufelskreis" im umgekehrten Sinne. Naja, ich schweife ab.
2 Thesen, die sich für mich an jedem Skitag bestätigen:
1. Ich denke Skifahren passiert zunächst im Kopf (Endorphine, Adrenalin), dann in den "Beinen".
2. Carving ist geil, es ist aber kein Dogma, weil es eben nicht überall ohne Spaßverlust angewandt werden kann (zumindest nicht von Durchschnittsfahrern wie ich einer bin).
Viele Grüße
Jörg
Den Eindruck habe ich (als "Anfänger", der ich bin) auch etwas gewonnen. Ich betrachte allerdings Carving nicht mehr als Dogma. Ich wende es an, übe wo es geht ("Autobahnen"), bin aber nicht mehr traurig, wenn es eben nicht geht. Jede Bedingung (naja, fast jede) hat ihren Reiz. Für jede Situation gibt es eine Lösung. Wenn man springen muss (damit meine ich nun keinen Kicker, sondern eher Buckel), dann springe ich eben. Wenn ich rutschen muss, rutsche ich. Ich habe aus meinem Kopf gestrichen, dass ich alles auf der Kante fahren muss. Der durchschnittliche Skitag im durchschnittlichen Skigebiet sieht ohnehin anders aus.Was in beiden Fällen ins Auge sticht: die Uniformiertheit. Nicht die modische, sondern das Konzept, zwanghaft eine Art idealisierten und einzig gültigen Stil zu präsentieren. Damit mich niemand hier falsch versteht: natürlich ist es sinnvoll, in Skilehrplänen auch Leitbilder der Skitechnik einzusetzen und bei der Skilehrerausbildung einheitliche Richtlinien festzusetzen. Aber trotzdem sollte doch eines immer wieder klargestellt werden: die Skitechnik dient als Mittel zum Zweck. Im Vordergrund steht der Spaß bzw. das Erlebnis.
Ich habe für mich festgestellt: Lockerheit im Kopf bringt Lockerheit in den Beinen, eine gute Position überm Ski und das wiederum ein gutes Feedback von den Latten. Quasi ein "Teufelskreis" im umgekehrten Sinne. Naja, ich schweife ab.
2 Thesen, die sich für mich an jedem Skitag bestätigen:
1. Ich denke Skifahren passiert zunächst im Kopf (Endorphine, Adrenalin), dann in den "Beinen".
2. Carving ist geil, es ist aber kein Dogma, weil es eben nicht überall ohne Spaßverlust angewandt werden kann (zumindest nicht von Durchschnittsfahrern wie ich einer bin).
Viele Grüße
Jörg
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Re: Skifahren - wohin geht die Reise?
Hi Jan,
OT
was mich irritiert:
wie kommt es , dass ein 22 Jahre junger Mensch sich über diese Dinge so dezidiert Gedanken macht und sich dabei auch so gewählt ausdrückt? Ich bin irgendwie verunsichert und überrascht...?
OT
Gruß Jens
OT
was mich irritiert:
wie kommt es , dass ein 22 Jahre junger Mensch sich über diese Dinge so dezidiert Gedanken macht und sich dabei auch so gewählt ausdrückt? Ich bin irgendwie verunsichert und überrascht...?
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Gruß Jens
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Re: Skifahren - wohin geht die Reise?
OT
Was mich nun irritiert ist, dass dich das irritiert. Glaubst du, die Fähigkeit zu denken und sich auszudrücken springt einen mit 35 Jahren spontan an?
OT
Was mich nun irritiert ist, dass dich das irritiert. Glaubst du, die Fähigkeit zu denken und sich auszudrücken springt einen mit 35 Jahren spontan an?
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- HoTTrod
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Re: Skifahren - wohin geht die Reise?
Nee, natürlich nicht...
aber ich ich hab noch keinen 22 jährigen getroffen, der sich so differenziert, gründlich und ausführlich mit so einem grundsätzlichen Problem befasst hat..
daran liegt es wahrscheinlich..., bin schwer überrascht
Gruß Jens
aber ich ich hab noch keinen 22 jährigen getroffen, der sich so differenziert, gründlich und ausführlich mit so einem grundsätzlichen Problem befasst hat..
daran liegt es wahrscheinlich..., bin schwer überrascht
Gruß Jens
Re: Skifahren - wohin geht die Reise?
Das würde ich nicht als allgemeingültige Aussage so stehen lassen wollen. Kennst du die Lehrpläne in AU, D, CH, F etc alle? Hast dich an ihnen orientiert, nach den Grundlagen gearbeitet?Gleichzeitig hat es aber auch enorm eingeschränkt, weil fast jeder Skilehrplan vom "sauberen Carvingschwung" auf der "breiten, perfekt präparierten Piste" sprach und somit den Skisport extrem kanalisierte.
Ist das wirklich so?Was in beiden Fällen ins Auge sticht: die Uniformiertheit. Nicht die modische, sondern das Konzept, zwanghaft eine Art idealisierten und einzig gültigen Stil zu präsentieren
Ich kann nur für mich und die Skischulen sprechen, an denen ich gearbeitet habe. Irgendwie habe ich große Schwierigkeiten hier Parallelen/Übereinstimmungen zu entdecken.
Insgesamt möchte ich sagen, dass deine Betrachtungen meinen Gefühlen vor ca 8 Jahren entsprechen. Ich war damals dabei in die Ausbildung beim DSLV einzusteigen. Dieses "alles muß von Beginn an auf der Kante gefahren werden" fand ich nicht schlüssig, selbst die Körperhaltung war formiert. Auch dass Fahrformen und Unterrichtsmethodik absolut zu 100% auf den Prüfer abgestimmt sein mußte, fand ich seltsam.
Ich habe dann einen anderen Weg gewählt und bin heute zufrieden. Der Lehrplan CH bietet mir eine solide Grundlage das Verständis für Fahrformen, Bewegungen, Technik, Pädagogik etc zu erlangen. Was und wie ich es auf der Piste umsetze, wird nicht vom Verband, der Skischule, meinem Chef o.ä. reglementiert/vorgegeben. Einziger Gradmesser ist die Sicherheit + Zufriedenheit meiner/unserer Gäste.
Für mich ist das ideal so zu arbeiten. Evtl haben andere damit Schwierigkeiten und daher meinen Skiverbände, Skischulen etc Förmchen vorgeben zu müssen?
Etwas nicht von a - z abarbeiten zu können, sondern sich kreativ, unmittelbar und individuell auf Gäste einzustellen, erfordert Engagement, Motivation und Kondition von einem selbst.....
Beate
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