Beates Wintersaison 07/08

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NeusserGletscher
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Beitrag von NeusserGletscher » 11.04.2008 15:54

Lothar schrieb: Was ich nicht verstehe: Warum sucht sich jemand einen Sport aus, für den sie anscheinend nicht gerade mit begnadetem Talent gesegnet wurde?
Gegenfrage: Woher soll ein gänzlich unbedarfter die (Er-)Kenntnis haben, dass er für diesen oder jenen Sport nicht geeignet ist? Gibt es Skischulen, die Schüler mangels Talent abweisen? Oder werden die irgendwie mit durchgezogen, weil es halt Geld bringt (ausbaden muss es ja nur der Lehrer :-? ).

Und wer kann schon vorhersagen, wie sich ein Schüler entwickelt? Solange es dem Schüler Spass macht und er weder sich noch andere gefährdet..... :roll:

Gruss

Peter

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Lothar
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Beitrag von Lothar » 11.04.2008 16:33

Skiaccount hat geschrieben: Und wer kann schon vorhersagen, wie sich ein Schüler entwickelt? Solange es dem Schüler Spass macht und er weder sich noch andere gefährdet.....
Na ja, wenn jemand nicht ohne fremde Hilfe in Skischuhen stehen (!!!) kann, dann darf man schon mal die Frage nach dem Talent stellen. Wenn es dann demjenigen trotzdem Spass macht, von mir aus, sein Wille ist des Menschen Himmelreich. Verstehen kann ich es trotzdem nicht, nichts anderes habe ich gesagt.

beate
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Beitrag von beate » 11.04.2008 16:52

Von Dez - heute habe ich 83 Unterrichts/Arbeitstage. Ich war aber nicht durchgehend hier, z.B. im Januar war ich 3 Wochen zu Hause, zwischendrin Regensburg und Berwang, im Dezember und Februar in St Moritz etc. Insgesamt liege ich ganz sicher bei ca 100 Skitagen
Wenn ich unterrichte ist das Arbeit und wirklich nicht vergleichbar mit privaten Skitagen.
@Uwe
Danke! Hab es editiert!
Zur Erleuchtungsfrage :wink:
Bei den meisten Gästen, die ihr mit "wenig begnadetem Talent" umschreibt liegt der Knackpunkt nicht beim nicht vorhandenen Talent, sondern es ist die absolute Angst, die sie total blockiert und verkrampfen lässt, so dass ein Lernprozess gar nicht erst beginnen kann.
Sie lernen meist nicht auf grund eigener Motivation bzw Interesse, sondern weil es der Lebenspartner, die Eltern, die Freunde möchten. Solche Gäste kann man mit einiger Erfahrung schon daran erkennen, wie sie in den Skischuhen laufen. (bei dem Inder war es völlig anders! Hier war eine wirkliche Motivation gepaart mit einer völligen Unsensibilität für die Koordination eigener Bewegungen aufgrund fehlendem Körperbewußtseins! Zusätzlich erschwerend fehlte ihm auch noch die Kondition und die Kraft!)
Das ist kein Scherz und nicht abwertend!
Im Gegenteil: Für mich ist eine solche Erkenntnis gleich zu Beginn des Unterrichts sehr wertvoll! Ich kann sofort meine Stimmlage, meine Körpersprache etc darauf abstimmen, um jeglichen weiteren Stress absolut zu vermeiden.
Gibt es Skischulen, die Schüler mangels Talent abweisen?
Ganz sicher gibt es das nicht.
Ich habe allerdings diese Saison 4 Gäste bzw Eltern gehabt, denen ich geraten habe, das Ziel Ski fahren zu lernen, nicht weiter zu verfolgen.
Bei einigen waren die Ängste so ausgeprägt, dass es zu körperlichen Reaktionen kam (KEIN SCHERZ!). Ein pubertierendes Mädchen voll mit Selbstzweifeln und Ängsten fing, bei der Ankündigung, dass wir nun mit dem Liftfahren am Ponylift beginnen würden, massiv an zu hyperventillieren. Gott seis gedankt mein Sandwich dabei und konnte die Tüte zur ersten Hilfe verwenden.
Eine Britin hatte ebenso Angst vorm Ponylift und der daraus resultierenden Abfahrt, dass sie massiv zu zittern anfing und hypoton wurde (trotz mehrfacher Fahrten und gutem Lernerfolg).
Ein Mädchen von 4 Jahren, welches absolut keine Lust auf Ski fahren hatte und sich nonstop auf den Boden fallen lies. Nicht weil sie gefallen wäre, sondern sie hatte keine Lust und es war ihre Art des Protestes.
Verdrängt die Angst so die Freude, merken es die Leute meist selbst. Sie sind froh, wenn man es offen anspricht und ihnen so einen Ausweg eröffnet.
Wenn jemand so ist wie meine Äthiopierin aus London, dann ist es machbar aber mühsam für mich als SL. Sie hatte trotz ihrer Ängste Spaß und sie hat absolut kein Problem (weder finanziell noch mental!) damit, dass sie wahrscheinlich nächste Saison wieder von vorn beginnt.
Ich hoffe, das ist für euch einigermassen verständlich?

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Beitrag von carlgustav_1 » 14.04.2008 13:13

hi beate, auch von mir danke für dieses teilweise echt zum brüllen komische dokument einer "ganz normalen" skilehrersaison. es rückt das ein oder andere vorurteil, aber auch so manchen blütentraum über das skilehrerdasein gründlich gerade... unbedingt aufheben, abspeichern, ausdrucken und später mal den enkeln zeigen!!!

schönen sommer wünscht
martin
krypton rulez!

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Beitrag von südi » 14.04.2008 19:27

carlgustav_1 hat geschrieben:hi beate, auch von mir danke für dieses teilweise echt zum brüllen komische dokument einer "ganz normalen" skilehrersaison. es rückt das ein oder andere vorurteil, aber auch so manchen blütentraum über das skilehrerdasein gründlich gerade... unbedingt aufheben, abspeichern, ausdrucken und später mal den enkeln zeigen!!!
:zs: :zs: :zs:

liebe Grüsse

Wendelin

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Beitrag von freeriderin » 15.04.2008 09:39

Hi Beate,

Na, dann wünsche ich Dir mal einen schönen Sommer - danke für Deine Berichte 8)

Hihi, so ein Kind, das sich ständig fallen ließ, hatte ich auch mal im Kurs. Als das dann auch irgendwann auf einer "echten" Piste passierte und ich das Kind aus einigen Metern Entfernung aufforderte, selbst aufzustehen (konnte es!) - hat der Rotzlöffel tatsächlich gebrüllt:"Komm schon her und hilf mir - mein Papa bezahlt Dich schließlich dafür!". Ohne Worte, oder?

Hast Du schon einen Plan, was Du ändern willst bzw. was anders laufen muss, damit Du (wieder) echten Spaß am Skifahren und am Skiunterricht hast?

Liebe Grüße
Kati

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Beitrag von beate » 15.04.2008 09:55

Hast Du schon einen Plan, was Du ändern willst bzw. was anders laufen muss
Noch nicht konkret. Ich habe verschiedene Ansätze im Kopf z.B. nur noch 3 Wochen im Februar arbeiten, Tagesarbeit auf best. Anzahl von Stunden reduzieren, beim Golfen die Platzreife erlangen :D....
Wenn ich im Aug / Sept meine Saison plane, werde ich es konkretisieren müssen :-?
Bis dahin werde ich aktiv / dynamisch verdrängen :wink:

ChiliGonzales
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Re: 11.4 - Saisonende!

Beitrag von ChiliGonzales » 22.04.2008 13:56

beate hat geschrieben:So, ich habe fertig!!!! :)
0,5% Wehmut und 99,5% Erleichterung!
Nach insgesamt 326 Std Skiunterricht ist es, glaube ich, auch erlaubt so zu fühlen!
Ich habe deinen Blog ja auch ab und zu mitverfolgt, aber meinst du das ernst? Ich finde das ziemlich heftig. Macht das ganze dann überhaupt noch Sinn? Also mal ernsthaft, das kann doch nicht die Erfüllung deines Lebensalltags sein?!

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Beitrag von beate » 22.04.2008 15:23

Also mal ernsthaft, das kann doch nicht die Erfüllung deines Lebensalltags sein?!
Erfüllung würde ich für mich sicher anders definieren :wink:
Diese Saison war sehr speziell, dadurch dass sie zeitlich so kompakt war. Auch zu berücksichtigen ist der Wechsel meines Arbeitsortes. Arosa ist eine der größten Skischulen in Graubünden. Die Ansprüche die dort an meine Arbeit gestellt wurden waren um ein vielfaches höher, als in den vergangenen Saisons. Dies war einerseits Herausforderung aber natürlich zwischendrin auch sehr, sehr stressig. Es ist aber in Skilehrerkreisen nicht unnormal am Ende so zu fühlen :wink:
Trotz allem kann ich mich im Winter mental von meinem Hauptberuf erholen. Das ist für mich extrem wichtig.
Ski fahren ist bei mir Obsession. Auch wenn ich in und am Ende der Saison so gedacht und gefühlt habe, werde ich sicher ab August wieder schlimme Entzugserscheinungen bekommen 8)

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Re: Beates Wintersaison

Beitrag von beate » 01.07.2008 11:49

Hier ein paar Fotos auf denen man einen Eindruck bekommt, wo ich mich im Sommer in Arosa so aufhalte :D

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