Sehr schade - der Artikel fängt vielversprechend an mit richtigen Informationen, aber dann kommen ein paar völlig falsche Behauptungen:
"Wenn Ihr Körper also mit seinen Kapazitäten der Fettverbrennung nicht mehr genug Energie für das Aufrechterhalten der Leistung beisteuern kann, wird zunehmend auf die anaerobe Kohlenhydratverbrennung umgestellt."
Das ist kompletter Blödsinn:
1. laufen Fettstoffwechsel ("Fettverbrennung" ist ein Laienausdruck) und Kohlenhydratstoffwechsel immer parallel - selbst im Schlaf besteht der Muskelstoffwechsel nicht ausschließlich aus dem Fettstoffwechsel, denn zur Aufrechterhaltung des Fettstoffwechsels (Betaoxidation) werden Substanzen benötigt, die nur aus dem Kohlenhydratstoffwechsel kommen (wenig, aber immerhin - daher auch der oft gehörte Ausdruck "Fette verbrennen im Feuer der Kohlenhydrate").
2. Der Begriff "umstellen" suggeriert ein schalterähnliches Entweder-Oder beim Stoffwechsel - das ist aber nie der Fall, es laufen fast immer zwei, manchmal sogar drei Stoffwechselwege parallel.
3. Wenn die Belastungsintensität aus dem Ruhezustand höhergeschraubt wird, so dass der Fettstoffwechsel nicht genügend Energie (ATP) pro Zeiteinheit liefern kann, dann wird der Anteil des
aeroben Kohlenhydratstoffwechsels erhöht, nicht der des
anaeroben! Der kommt erst bei weit intensiveren Belastungen ins Spiel ...
"Durch die Kohlenhydrataufnahme vor und während der Belastung wird die Fettverbrennung jedoch gehemmt."
Auch falsch:
1. wie oben schon erläutert, bestimmt die Belastungsintensität, welche Energieträger zu welchen Anteilen herangezogen werden. Wenn z.B. 60% Fettstoffwechsel und 40% Kohlenhydratstoffwechsel ausreichen, um die notwendige ATP-Versorgung sicherzustellen, dann ändert ein halber Liter Cola oder anderes Zuckerwasser daran gar nichts! Der Körper setzt nämlich Prioritäten, und die lauten: Fettreserven gibt's massig, Kohlenhydrate sind knapp und wertvoll - weil a) im Normalzustand Nervenzellen, Gehirn und rote Blutkörperchen nur Kohlenhydrate verstoffwechseln können und kein Fett, b) es weitaus weniger Speicherplatz für Kohlenhydrate gibt als für Fett und c) Kohlenhydratreserven in den Muskeln auf anaerobem Wege sehr schnell sehr viel Energie zur Verfügung stellen können, was z.B. für eine Flucht lebensrettend sein kann.
2. natürlich wird bei Kohlenhydrataufnahme Insulin ausgeschüttet, um die Glucose in die Leber- und Muskelzellen zu transportieren und natürlich hemmt Insulin im Ruhezustand die Lipolyse - aber während einer Belastung, bei der ganz andere Hormone im Blut unterwegs sind als in Ruhe (Adrenalin z.B., das die Lipolyse fördert!) ist das anders.
3. Gerade durch Kohlenhydrataufnahme sind erst mehrstündige Trainingseinheiten möglich, die als Fettstoffwechseltraining zur Verbesserung der Langzeitausdauer dienen!
Zwischendurch kommen immer mal wieder richtige Bemerkungen, wie z.B. dass eine größere Mitochondrienmasse, die durch Ausdauertraining erreicht wird, durch die höhere aerobe Kapazität bei der gleichen Belastungsintensität (wie zu Beginn des Trainings) einen höheren Anteil des Fettstoffwechsel bewirkt (bzw. dass durch diese höhere Kapazität die Dauerleistungsgrenze nach oben verschoben wird - man kann bei gleicher Anstrengung schneller laufen).
Insgesamt hebt der Artikel jedoch viel zu sehr auf den Fettstoffwechsel
während der Belastung ab und setzt dies - auch durch den Begriff "Fettverbrennung" - indirekt mit Abnehmen gleich. Das ist jedoch falsch! Wie schon zu Beginn von Petra angeführt, ist zum Abnehmen die negative Energiebilanz entscheidend und intensiver Training weitaus effizienter zum Abbau von Körperfett als solches mit geringer Intensität, bei dem der prozentuale Anteil des Fettstoffwechsels hoch ist.
Hier die wichtigsten Artikel zum Thema (mittlerweile "Internetklassiker" und die vom Petra indirekt zitierte Originalquelle):
Die muskuläre Energiebereitstellung im Sport
"Fettverbrennung" im Sport - Mythos und Wahrheit
Abspecken durch Sport
Diese und weitere Infos (allesamt sehr lesenswert) gibt es als PDF auch auf der Homepage des
Autors im Abschnitt 2.:
http://www.dr-moosburger.at/publikationen.php
Als Bonus noch die Originalstudie, die bereits 1994 zeigte, dass ein 15-wöchiges Intervalltraining mit insgesamt 13.890 kcal Energieumsatz (57.900 kJ) das Unterhautfettgewebe deutlicher reduzierte als ein 20-wöchiges Ausdauertraining mit insgesamt 28.880 kcal Energieumsatz (120.400 kJ), und zwar bezogen auf den Energieumsatz neunmal so effizient:
http://www.sciencedirect.com/science/ar ... 9594902593
(Es wurde Lauftraining verglichen, das Intervalltraining startete nach einer 4-wöchigen Eingewöhnungsphase)