Plugdrehen nach "schwyzerart"

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Martina
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Beitrag von Martina » 02.10.2002 17:27

In der Schweiz wird auch nicht zwischen "herkömmlichen Skifahren" und "carven" unterschieden. Die Bewegungen werden aus verschiednene Elementen zusammengesetzt. Das Ganze geht einfacher mit taillierten Ski, viel einfacher, das merkt im Anfängerkurs jeder. Von "carven" wird bei uns aber eigentlich nur im Zusammenhang mit geschnittenen Schwüngen gesprochen, auf der Kante. Alles andere ist eigentlich kein carven, auch wenn man mit der Technik ski fährt, die einem möglichst rasch zum carven führt.
Und noch einmal, einmal mehr:
Männer können nur sehr schlecht pflügen!!"
Das liegt an der Anatomie (Hüfte). Es ist also sinnvoll, wenn gerade Erwachsene männliche Anfänger möglichst schnell parallel fahren lernen. Frauen aber tun sich damit sehr viel leichter, es ist echt nicht mühsam! Bitte checkt das endlich! Ich finde es sehr arrogant von den meist männlichen Skilehrern und anderen "Experten", die den Pflug für überflüssig erklären, einfach weil er für sie selbst mühsam ist und sie deshalb das Gefühl haben, das müsse für alle so sein. Kinder haben auch diesbezüglich einen anderen Körper! Die Technik, wie man eine Kurve auslöst, ändert sich überhaupt nicht, ob man im Pflug fährt oder parallel. Wenn es Zeit ist (und bei erwachsenen Anfängern ist das meist so am zweiten oder dritten Tag - leichtes Gelände vorausgesetzt), verliert sich der Pflug "von selbst".
Wenn man in den Bergen Ski fährt, dann gibt es nun mal öfters Gelände, wo es plötzlich steil wird oder man plötzlich bremsen können muss (gerade Kinder sind jeweils völlig unerwartet irgendwo). Und wenn man von anfang an nur parallel fährt, dann ist das einfach nicht möglich, da könnt ihr mir erzählen, was ihr wollt!

ThomasLatzel
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Pflug ...

Beitrag von ThomasLatzel » 02.10.2002 19:41

Hallo Martina,

ich hatte nie etwas gegen den Pflug sagen wollen. Sicher ist es wichtig und sinnvoll daß jeder den Pflug lernt, egal ob Kind oder Erwachsener. Nur bin ich der Meinung, das geht mit taillierten Ski genaus so gut wie mit altmodischen Brettern. Und du wirst mir sicher zustimmen, daß eben diese Ski eine andere Art zu Fahren und damit auch eine andere Art zu Lernen ermöglichen, die viel einfacher ist als früher, weil an der natürlichen Bewegung des Menschen orientiert und nicht gegen sie. Ich will hier auch kein Dogma aufstellen, das sind eben meine Erfahrungen, ich habe auch schon sehr vielen das Skifahren beigebracht und tue dies seit zwei Jahren vollkommen anders, als früher. Mit ausgesprochen großem Erfolg. Meist können die Leute nach zwei Stunden eine blaue Piste mit Spaß fahren ! Und schließlich ist das nicht nur MEINE Erfahrung, sondern auch die vieler anderer, die sich ohne weiteres zudem wissenschaftlich untermauern läßt (Sportinstitute Uni Dortmund z.B. Walter Kuchler, oder Uni Wien, z.B. Hans Zehentmeyer u.v.a.)
Gruss, Thomas - P.S. In der Kürze liegt die Würze

Tom
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Beitrag von Tom » 02.10.2002 22:46

servus zusammen

von kosti:
flaches gelände und mit extrem taillierten skiern fahren lassen, dann kommt alles von selbst.
das schöne ist, kinder die es so lernen, kontrollieren ihre geschwindigkeit im steilen nicht in erster linie durch pflügen, sondern durch kleine radien in verbindung mit großen schwungwinkeln und wenig schrägfahrt.

well, hier liegst du auf der linie des dslv. der meint auch (vgl. neuen carvinglehrplan basic) am anfang immer flach, gutes material, alles andere von selbst. damit habe ich theoretisch und auch praktisch (seit immerhin 12 jahren mittlerweile) große probleme:
ein paar denkspiele:
- skifahren ist nicht nur carven. hier gehe ich mit martina konform, skifahren ist viel mehr. im steilen und engen z.b. muss gerade ein noch nicht so guter skifahrer die geschwindigkeit und den schwungwinkel (-> früher bergstemme)verkürzen, er kann den radius nicht auf der kanten fahren, sonst wird er viel zu schnell (-> andrehen der ski)
- das aber lernt es nicht im flachen breiten, wenn er unangeleitet auf der kanten runterfährt und sich einbildet, das wärs jetzt.

=> taillierte ski erleichtern sich der einstig, aber dabei müssen auch elementare grundfertigkeiten vermittelt werden. carven kann er immer noch im breiten flachen. und die klasse eines skifahrers zeigt sich doch darin, dass der prozentsatz der pisten, auf denen er KONTROLLIERT auf der kante fahren kann sich immer weiter an 100 nähert (diesen Wert aber nie erreicht!)

denkt euch mal rein! :-?

grüße an alle

Tom

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dani1965
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Beitrag von dani1965 » 03.10.2002 08:48

Ich schreibe nie über Technik (zu kompliziert für mich, da die technischen Definitionen auf deutsch ganz anders als auf italienisch klingen)...
Aber: habt ihr schon den Plugdrehen nach "schwyzerart" mit demjenigen "Made in Germany" verglichen?
Martina weiss bescheid, was ich meine, da sie als Proskilehrerin unser Lehrfilosofie (copyright by SIVS/IASS) gut kennt: le fil rouge...

Ciao
Dani (HEAD Switzerland)

Martina
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Beitrag von Martina » 04.10.2002 18:49

Oh, danke Dani, das tat gut! Das stimmt wohl schon, dass es in der Schweiz so ziemlich anders aussieht als in D (obwohl die mit dem neuen Lehrmittel auch eine neue Richtung anstreben... aber das alte doch nicht recht lassen wollen, finde ich).
(Übrigens unterrichtete ich bisher einen grossen Teil des Winters auf italienisch... aber eben, die ganz präzisen Ausdrücke sind immer ein Problem).

Natürlich bin ich der Meinung, dass man von Anfang an "Carvingski" (etwas wirklich anderes gibt es gar nicht mehr, ausser man schleppt ein paar uraltteile vom Estrich an, was aber doch noch öfters passiert) fahren soll. Meiner Meinung nach sind das einfach die Ski von heut, nicht eine Nebensparte des Skifahrens.
ICh hoffe doch, dass man dies nicht mehr diskutieren muss. Das habe ich jetzt fast zehn Jahre lang gemacht.

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Pflug nach Schwyzer Art.....Aufklärung bitte!

Beitrag von jooggy » 04.10.2002 20:53

Hallo, Dani, hallo Martina,

könnt ihr den "Unwissenden" erklären, wie sich Pflugbogen ala Schweiz bzw. Deutschland unterscheiden?

Gruß, Jooggy :roll:

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Beitrag von Martina » 05.10.2002 07:27

Ich kann dir nur schreiben, dass man in der Schweiz die Kurve mit dem Pflug mit den genau gleichen Bewegungselementen wie die Kurve mit paralleler Skiführung fährt.
D.h. ich drehe den Körper, ich kippe, ich beuge oder strecke mich. Wie diese Elemente (werden bei uns Kernbewegungen genannt) zusammengesetzt werden, unterscheidet sich je nach Körper, Ski, Gelände, Schnee etc.
Ob ich nun die Kurve mit Pflug oder parallel fahre, ist kein grosser Unterschied (vom Bewegungsablauf her). Der Pflug wird so nach und nach immer weiter reduziert. Und es ist z.B. möglich, eine leichte Piste parallel zu fahren und dann bei einem schwierigeren Abschnitt einfach wieder mehr zu bremsen (mit dem Pflug). Dabei muss nicht eigentlich eine anderes Technik angewandt werden (fil rouge = roter Faden = mit den gleichen Bewegungselementen durch alle Formen des Skifahrens).

Wie es genau in D aussieht, weiss ich nicht.
Aber früher wurde der Pfug oft so gefahren, dass man eine betonte Aussenskibelastung lernte, was natürlich bei schnelleren Kurven (parallel) keinerlei Sinn mehr machte (in der Kurve nach aussen liegen???). Dabei ging es bei dieser Aussenskibelastung v.a. darum, die Ferse nach aussen zu schieben und aufzukanten.

Die älteren Techniken sind aber nicht partout falsch, sondern waren oft dem damaligen Material angepasst (siehe Umsteigen!).
Mit der heutigen Technik in der Schweiz ist es durchaus möglich, mit geradeausski ("pommes frites") oder mit stark taillierten Ski Skifahren zu lernen. Man setzt "einfach" die Bewegungelemente anders zusammen. Aber natürlich tut man sich mit kaum taillierten Ski viel, viel schwerer.

Hoffentlich kann sich Dani einigermassen einverstanden damit erklären, was ich hier geschrieben habe!

[/i]

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Pflugbogen In D und CH

Beitrag von jooggy » 05.10.2002 11:19

Danke für deine Antwort, Martina.

Der schwyzwr Pflugbogen scheint also etwas instinktmäßiges zu haben, mal echter Pflug, mal (fast) paralleler Schwung. Bei euren Nachbarn in Österreich müsste es dann ähnlich sein wie bei euch. Vielleicht äußert sich Dani ja auch noch.

Gruß, Jooggy :roll:

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Beitrag von Uwe » 05.10.2002 15:25

Hallo Martina,

habe das interesante Thema mal als "neues Thema" gestartet.
Martina hat geschrieben:Hoffentlich kann sich Dani einigermassen einverstanden damit erklären, was ich hier geschrieben habe!
Da könnte sogar ich mich fast wieder mit dem Pflug anfreunden :D. Deshalb mal ins Detail: Der "deutsche Pflug", den ich gar nicht mag, ist:
- Pflugstellung, beide Ski auf Innenkante
- Außenskibelastung mit mehr oder weniger deutlicher Verlagerung des Oberkörpers auf den Außenski ... und wenn dann die meisten doch auf dem Innenski (auf der Innenkante) stehen, fährt der Ski nämlich genau entgegengesetzt :-( ... und dieses Problem schein bei Euch nicht zu bestehen?
Kannst Du bitte mal Euren Pflug nach "schwyzerart" genauer Beschreiben?
Uwe

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Beitrag von Martina » 05.10.2002 17:43

Natürlich kann man nichts absolut sagen, aber grundsätzlich hat sich gezeigt, dass die Kurve im Pflug sehr wenig Gewichtsverlagerung ("kippen") braucht.
Normalerweise reicht es im "Anfängergelände", den Körper in die angestrebte Richtung zu drehen. Das heisst, ich bringe einem Skischüler erst mal bei, mit dem Pflug zu bremsen (ohne Kurve). Dann fühlt er sich einigermassen sicher, hat nicht mehr das Gefühl, dass die Ski nur langsamer werden, wenn das Gelände flacher wird (grosser Unsicherheitsfaktor!).
Dann beginne ich mit der Kurve. Ich instruiere das gewöhnlich folgendermassen: Fahr im Pflug grad runter. Dann willst du nach links (besser: in meine Richtung, in Richtung der gelben Flagge etc.). Schau in die angestrebte Richtung (schau die Flagge an). Dreh dazu nicht nur den Kopf, sondern auch den ganzen Körper (das üben wir zuerst im Stehen).
Macht er/sie dann diese Drehbewegung, kantet er den Aussenski automatisch mehr auf und schiebt die Ferse des äusseren Beines mehr nach aussen. Sobald die Taillierung greift, geht es um die Kurve. Ohne oder mit sehr schwacher TAillierung ist es jedoch schwieriger!
Durch das drehen des Körpers (verdrehen war das glaub ich korrekterweise, aber behaftet mich nicht)wird die Innenkante des Innenskis entlastet und so geht es nicht in die andere Richtung wie Uwe oben schreibt. (DAs kann man im STehen ausprobieren, ohne Ski!)
Man kann dabei allerlei Bewegungen machen, die dann bewirken, dass die Kurve nicht funktioniert, aber man kann dies mit diversen Übungen und Vorstellungshilfen korrigieren.
Ich erzähle den Anfänger fast nie etwas über Gewichtsverlagerung etc. Es braucht nur ganz wenig Bewegung und mit mehr erklären verwirre ich nur. Wenn es nicht funktioniert, kann ich immer noch mehr erklären.
Nach aussen liegen ist absolut nicht sinnvol. . Nach innen liegen bringt einem Einsteiger in grösserem Aussmass aber auch nichts, weil er dann die Kante des äusseren Skis nicht mehr belastet.
Einmal mehr, ich bin nicht Physikerin, sondern PRaktikerin undkann nur von dem erzählen, was auf der Piste meiner Erfahrung nach funktioniert.

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