Reuel Schwung
- nicola
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- Registriert: 07.06.2001 02:00
- Vorname: nicola
- Ski: edelwiser
- Ski-Level: 007
- Wohnort: Wien - 48° 23' 95'' N - 16° 38' 41'' E
- Kontaktdaten:
hallo martin,
anfang des 20. jhdts. gab es etliche skitheoretiker, die selbst den völlig natürlichen ansatz von mathias zdarsky, bewegungsmässig nicht nachvollziehen konnten oder wollten. sie waren nicht in der lage schwierige hänge zu befahren und erfanden deshalb den "kunstlauf". gleichzeitig fand auch in der k.u.k. armee ein ziemliches aufrüsten mit skimaterial statt. oberstleutnant bilgeri führte ein ziemlich technokratisches skilehrwesen für soldaten ein. (mein grossvater absolvierte diese skiausbildung, es war bestimmt kein honiglecken).
der alpine skilauf ging seit dieser zeit zwei wege, die bisher mehr oder weniger erhalten sind. zum einen jenen des skilehrwesens, dem oberstleutnant bilgeri seinen starren system-/lehrwegstempel aufdrückte und der auch vom „kunstlauf“ beeinflusst wurde. dadurch entstand eine sich modehaft, ständig wandelnde künstliche skiästhetik.
„Kunstlauf. Ich fasse mich kurz über ihn: was wir heute darunter verstehen, ist eitel Spiel; vielleicht ein gutes Werbemittel; sein innerer Wert ist gering. Die schönsten Schwünge auf vorgezeichneter Strecke sagen nichts, gegen einen vor plötzlichem Hindernis. Es zeigt sich hier nur das äußerlich Gelernte; nicht das innerlich Erworbene.“ Sepp Bildstein: Wettläufe, ihre Grundlage und Bedeutung. In: Ski-Chronik 1912. Jahrbuch des Mitteleuropäischen Ski-Verbandes (D.S.V. und Oe. S.V.) 5. Jahrgang, S. 22, Karlsruhe 1913
der andere weg folgt der natürlichen entwicklung, also reiner funktionalität. naturgemäss orientiert(e) er sich stark am rennlauf. ich bin zwar in einer skischulumgebung aufgewachsen, meine eltern waren aber beide rennläufer und haben mich deshalb als kind mit skilehrmethoden verschont. als ich meine staatliche skilehrerausbildung (unmittelbar an meine letzte worldcuprennsaison anknüpfend) machte, war ich teilweise fassungslos und gelinde gesagt mit manchen übungen überfordert. in schulefahren bekam ich tatsächlich nur ein befriedigend. ich kann/will hier nur über die entwicklung des öst. lehrwesens sprechen, wie's in der schweiz war/ist möchte ich nicht beurteilen.
art furrer aber folgt eher den spuren der zdarsky gegner, er war, soviel ich weiss, im rennsport nicht annähernd so erfolgreich wie bspw. sein landsmann roger staub und verlegte sich aufs schaulaufen. im übrigen ist furrer auch nicht der "vater" der modernen skiakrobatik (wie oft kolportiert) diesen titel sollte man eher birger rud (erste salti) und stein eriksen überlassen. zur selben zeit als furrer balettfiguren ersonn, hat hermann göllner (ein österreicher) bereits salti mit schrauben gedreht. er war später coach des us damenteams und ist mit seinen mädels wann immer es möglich war auf sprungschanzen herumgehupft - fazit alle waren gute springerinnen im AL.
der langen rede kurzer sinn - ich bin der meinung, dass ein wichtiger design grundsatz sehr gut zum skifahren passt:
form follows function!
anfang des 20. jhdts. gab es etliche skitheoretiker, die selbst den völlig natürlichen ansatz von mathias zdarsky, bewegungsmässig nicht nachvollziehen konnten oder wollten. sie waren nicht in der lage schwierige hänge zu befahren und erfanden deshalb den "kunstlauf". gleichzeitig fand auch in der k.u.k. armee ein ziemliches aufrüsten mit skimaterial statt. oberstleutnant bilgeri führte ein ziemlich technokratisches skilehrwesen für soldaten ein. (mein grossvater absolvierte diese skiausbildung, es war bestimmt kein honiglecken).
der alpine skilauf ging seit dieser zeit zwei wege, die bisher mehr oder weniger erhalten sind. zum einen jenen des skilehrwesens, dem oberstleutnant bilgeri seinen starren system-/lehrwegstempel aufdrückte und der auch vom „kunstlauf“ beeinflusst wurde. dadurch entstand eine sich modehaft, ständig wandelnde künstliche skiästhetik.
„Kunstlauf. Ich fasse mich kurz über ihn: was wir heute darunter verstehen, ist eitel Spiel; vielleicht ein gutes Werbemittel; sein innerer Wert ist gering. Die schönsten Schwünge auf vorgezeichneter Strecke sagen nichts, gegen einen vor plötzlichem Hindernis. Es zeigt sich hier nur das äußerlich Gelernte; nicht das innerlich Erworbene.“ Sepp Bildstein: Wettläufe, ihre Grundlage und Bedeutung. In: Ski-Chronik 1912. Jahrbuch des Mitteleuropäischen Ski-Verbandes (D.S.V. und Oe. S.V.) 5. Jahrgang, S. 22, Karlsruhe 1913
der andere weg folgt der natürlichen entwicklung, also reiner funktionalität. naturgemäss orientiert(e) er sich stark am rennlauf. ich bin zwar in einer skischulumgebung aufgewachsen, meine eltern waren aber beide rennläufer und haben mich deshalb als kind mit skilehrmethoden verschont. als ich meine staatliche skilehrerausbildung (unmittelbar an meine letzte worldcuprennsaison anknüpfend) machte, war ich teilweise fassungslos und gelinde gesagt mit manchen übungen überfordert. in schulefahren bekam ich tatsächlich nur ein befriedigend. ich kann/will hier nur über die entwicklung des öst. lehrwesens sprechen, wie's in der schweiz war/ist möchte ich nicht beurteilen.
art furrer aber folgt eher den spuren der zdarsky gegner, er war, soviel ich weiss, im rennsport nicht annähernd so erfolgreich wie bspw. sein landsmann roger staub und verlegte sich aufs schaulaufen. im übrigen ist furrer auch nicht der "vater" der modernen skiakrobatik (wie oft kolportiert) diesen titel sollte man eher birger rud (erste salti) und stein eriksen überlassen. zur selben zeit als furrer balettfiguren ersonn, hat hermann göllner (ein österreicher) bereits salti mit schrauben gedreht. er war später coach des us damenteams und ist mit seinen mädels wann immer es möglich war auf sprungschanzen herumgehupft - fazit alle waren gute springerinnen im AL.
der langen rede kurzer sinn - ich bin der meinung, dass ein wichtiger design grundsatz sehr gut zum skifahren passt:
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nicola
Kunstpiste.com - Das Skimagazin mit Kurvengeist
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Na ihr beiden „Auf der Kante Fahrer“
Daher mal auf den Punkt gebracht:
Auf der Kante muss ich fahren wenn ich in eine andere Richtung als die Falllinie fahren will, auch rutschender-/driftenderweise.
Der Kante entlang carve, schneide, säge, … ich.
Eine große Bitte von mir, vor allem an Lehrtätige. Wenn ihr meint „der Kante entlang“, sprich carven, dann sagt auch „der Kante entlang“ und nicht „auf der Kante“.
Biiiiiiitteeeeeeeeee!
Danke
Konstantin
Martina hat geschrieben: da ist man auf der Kante oft nicht zwingend am schnellsten.
Irgendwie ist ja dieses Forum ja auch dazu da, skifahrerische Legenden, Vorurteile und Missverständnisse aus dem Weg zu schaffen.carlgustav_1 hat geschrieben: drang von generationen von rennläufern nach dem heiligen gral des fahrens auf der kante hatte schon seine gründe, und nicht unbedingt rein ästhetische...
Daher mal auf den Punkt gebracht:
Auf der Kante muss ich fahren wenn ich in eine andere Richtung als die Falllinie fahren will, auch rutschender-/driftenderweise.
Der Kante entlang carve, schneide, säge, … ich.
Eine große Bitte von mir, vor allem an Lehrtätige. Wenn ihr meint „der Kante entlang“, sprich carven, dann sagt auch „der Kante entlang“ und nicht „auf der Kante“.
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Danke
Konstantin
Ich liebe diesen Satznicola hat geschrieben:form follows function!
circle | head rs | k2 seth pistol 179
und den hier http://www.freeride.eu/img/review/large/1005.jpg
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- Herbert Züst
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hallo ihr experten, beim thema designtheorie fühle ich mich natürlich auch recht wohl und möchte dich, kosti, bei allem respekt mit wittgenstein im rücken darauf hinweisen, dass du in sprache nicht nach logik und letzter wahrheit suchen solltest...KOSTI hat geschrieben:Irgendwie ist ja dieses Forum ja auch dazu da, skifahrerische Legenden, Vorurteile und Missverständnisse aus dem Weg zu schaffen.
Daher mal auf den Punkt gebracht:
Auf der Kante muss ich fahren wenn ich in eine andere Richtung als die Falllinie fahren will, auch rutschender-/driftenderweise.
Der Kante entlang carve, schneide, säge, … ich.
Eine große Bitte von mir, vor allem an Lehrtätige. Wenn ihr meint „der Kante entlang“, sprich carven, dann sagt auch „der Kante entlang“ und nicht „auf der Kante“.
Biiiiiiitteeeeeeeeee!
Danke
Konstantin
Ich liebe diesen Satznicola hat geschrieben:form follows function!
ob carven "auf der kante" fahren oder "der kante entlang fahren" ist oder ob rutschen dagegen "auf der kante fahren" oder möglicherweise auch "über die kante fahren" ist, hat nichts mit "wahr" oder "falsch" zu tun, sondern ist das ergebnis einer dynamischen übereinkunft (diskursive definition, habermas / frankfurter schule) und insofern auch das weite feld der missverständnisse und begriffsklaubereien... aus rein sprachlich-beschreibender sicht ist am ausdruck "auf der kante fahren" = carven analog zu "auf der kufe fahren" = schlittschuhlaufen nun mal nichts auszusetzen. das auto fährt auch AUF den rädern und nicht den rädern entlang, oder?!? oder fährt es nur AUF den rädern, wenn ich quer durch die kurve drifte? kosti, möchte dich nicht widerlegen oder so, aber ich glaube nicht dass das begriffeklauben hilfreich ist. wichtig ist doch, dass man versteht was gemeint ist.
...aaaaargh mit letzter kraft noch an den hebel gekommen: *klugscheissmodus wieder off*
martin
krypton rulez!
- nicola
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was mich betrifft, ist eine vermittelnde tätigkeit auf skis seit meiner frühesten kindheit und nach wie vor mein traumberuf. wenn man sich an den kunden und nicht dem system orientiert, wird man zwar von letzterem manchmal mit verachtung gestraft, dafür von ersterem mit viel freude belohnt.Herbert Züst hat geschrieben:Wenn ich da so mitlese, bin ich eigentlich froh, dass ich keinen Skiunterricht mehr geben muss
Zuletzt geändert von nicola am 14.12.2006 15:50, insgesamt 1-mal geändert.
nicola
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Du hast absolut Recht, wenn du sagst der Begriff „Auf der Kante“ hat in vielen Köpfen eine Bestimmte Bedeutung (die aus irgendeiner dunklen Vergangenheit stammt). Nur ist es im Zeitalter des echten geschnitten Fahrens (das ist ja jetzt sogar einfacher als Driften) sicher von Vorteil wenn man zumindest in Fachdiskussionen und im Lehrwesen die Begriffe wörtlich richtig od. zumindest unmissverständlich verwendet.carlgustav_1 hat geschrieben:oder fährt es nur AUF den rädern, wenn ich quer durch die kurve drifte? kosti, möchte dich nicht widerlegen oder so, aber ich glaube nicht dass das begriffeklauben hilfreich ist. wichtig ist doch, dass man versteht was gemeint ist.
Ein Auto fährt natürlich auf den Rädern, zugleich fährt es meist auch (carvenderweise) den Rädern entlang, außer es driftet, dann bewegt es sich eben quer zu mindest einer Fahrzeugachse, aber immer noch auf den Rädern.
Beim Skifahren gibt ist drei Möglichkeiten mit Pistenkontakt:
Ski flach, nicht auf der Kante (auf dem Belag) -> Richtung Falllinie (egal in welche Richtung die Ski stehen)
Ski auf der Kante -> Andere Richtung als Falllinie möglich
Ski auf der Kante und der Kante entlang -> carven
Und da du mich anscheinend falsch verstanden hast (rot im Zitat):
„Auf der Kante“ kann also Richtungsdrift od. Carven bedeuten, wenn du also Carven meinst, dann sag carven od. der Kante entlang, denn ich fahr meinen Pflug immer auf der Kante und der ist selten gecarved.
Gerade für Menschen die keine Experten eines bestimmten Fachgebietes sind, ist es ein Segen wenn die Experten einfache Worte im wörtlichen Sinne verwenden, kostet ja nix, oder.
Samma jetzt beinand?
circle | head rs | k2 seth pistol 179
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- carlgustav_1
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... und endlich mal einen "fremden" Thread vollkommen off topic zerlabert, ätschcarlgustav_1 hat geschrieben:würde sagen, du hast mit dieser detail- und kenntnisreichen definition den diskurs mächtig sowohl in deinem sinne als auch zu aller vorteil weitergebrachtKOSTI hat geschrieben:
Samma jetzt beinand?
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