Ischgl - Corona - Covid-19

[Pancho.Ski]

Ich selbst habe die Situation völlig Unterschätzt.

So ich auch. Ich dachte, die übertreiben, es wird hier schon nix geben.
Es trifft ja immer die anderen.

[Manziel]

Dass ich nachträgliche Besserwisserei für dumm halte, habe ich Andernorts schon geschrieben. Ich selbst habe die Situation völlig Unterschätzt.

Nicht nur du. Es ist vollkommen natürlich dass man ein exponentielles Wachstum nicht richtig einschätzt und wenn das dann wegen Inkubationszeit auch noch mit einer Woche Verzögerung kommt...
Wobei man auch sagen muss, dass von der Politik an vielen Stellen unglücklich agiert wurde. Eine Schließung von Schulen und Betrieben bringt nur etwas wenn die Leute dann nicht in Gruppen im Park feiern. Da hätte ein konsequent durchgesetztes Versammlungsverbot sein müssen. Stattdessen bezahlen wir jetzt bald alle mit einer allgemeinen Ausgangssperre. An dieser Stelle hätte man sehr gut von den Vorfällen in Italien lernen können. Auch gehe ich fest davon aus, dass wir dieses Wochenende größere Reiseaktivität in Deutschland haben werden. Ich für meinen Teil jedenfalls werde nicht wochen- oder monatelang alleine in einer 2-Zimmer-Wohnung rumsitzen. Auch wenn ich das gerne vermieden hätte, werde ich dieses Wochenende dann wohl zu meiner Eltern fahren wo ich nicht mehr alleine bin und zumindest noch die Möglichkeit besteht die Füße im Garten zu vertreten. Wünschenswert sind solche Reisen aus gesellschaftlicher Sicht definitiv nicht, aus persönlicher sind sie aber unumgänglich um die geistige Gesundheit zu erhalten.

[Pancho.Ski]

Nicht nur du. Es ist vollkommen natürlich dass man ein exponentielles Wachstum nicht richtig einschätzt und wenn das dann wegen Inkubationszeit auch noch mit einer Woche Verzögerung kommt...

Peinlicherweise bin ich mit der Mathematik dahinter vertraut...
...Rekordverdächtige Verdrängungsleistung.

[Manziel]

Alle superlinearen Verläufe sind nicht intuitiv erfassbar. Ich entwickle Software die auf Millionen bis hunderten Millionen von Datensätzen arbeitet und wir haben schon öfters festgestellt dass man selbst quadratische Laufzeiteffekte erst dann wirklich bemerkt wenn man es hochskaliert. Man sollte es eigentlich besser wissen, aber der Mensch führt gedanklich jede Kurve linear fort (Lesetipp: Factfulness von Hans Rosling)

[beate]

Bayern hat ab heute 0 Uhr Ausgangssperre!
Schade,dass es in einer Gesellschaft mit so hohem Bildungsniveau und ethisch/moralischen Ansprüchen so weit kommen muss!

[NeusserGletscher]

Peter, du warst vor ein paar Tagen noch sicher, dass du in Zürs Skifahren kannst, und offensichtlich auch, dass das eine gute Idee im allgemeinen ist. Ausweichen war in die Schweiz angedacht.

Ja, zur Not wäre ich halt mit Fellen aufgestiegen oder hätte die Langlaufbretter untergeschnallt. Die Ansteckungsgefahr sehe ich dabei nicht als größer an als jetzt auf dem Markt einkaufen zu gehen. Die größte Gefahr war aber, plötzlich ohne Zimmer und Bett dazustehen oder jetzt wie die Inselflüchtlinge aus ihren Ferienbuden vertrieben zu werden. Freunde von mir sind auf die Bettmeralp gefahren, mussten kurzfristig auf ein Appartement umbuchen, weil das Hotel die Pforten zumacht. Jetzt genießen sie halt die Winterlandschaft und gehen spazieren.

Meine Ausführungen zu Medien beziehen sich ausnahmslos auf die Deutsche Presselandschaft. Die Schweizer Medien kenne ich nur vom Internet und aus Urlauben. Ich höre gerne "Feindsender", beispielsweise die NZZ. Denn dort liest erfährt man oft Sachen, welche die Deutschen Medien nicht so gerne an die große Glocke hängen. Die NZZ meldet übrigens heute, die Bundesregierung hat bereits 2012 ein solches Szenario wie Corona durchgespielt.

Das Szenario beschreibt ein außergewöhnliches Seuchengeschehen, das auf der Verbreitung eines neuartigen Erregers basiert. Hierfür wurde der zwar hypothetische, jedoch mit realistischen Eigenschaften versehene Erreger „ModiSARS“ zugrunde gelegt. Die Wahl eines SARSähnlichen Virus erfolgte u. a. vor dem Hintergrund, dass die natürliche Variante 2003 sehr unterschiedliche Gesundheitssysteme schnell an ihre Grenzen gebracht hat. Die Vergangenheit hat bereits gezeigt, dass Erreger mit neuartigen Eigenschaften, die ein schwerwiegendes Seuchenereignis auslösen, plötzlich auftreten können (z. B. SARSCoronavirus (CoV), H5N1Influenzavirus, ChikungunyaVirus, HIV). 14 Unter Verwendung vereinfachter Annahmen wurde für dieses ModiSARSVirus der hypothetische Verlauf einer Pandemie in Deutschland modelliert, welcher sowohl bundesrelevant als auch plausibel ist. 15

Das Szenario beschreibt eine von Asien ausgehende, weltweite Verbreitung eines hypothetischen neuen Virus, welches den Namen ModiSARSVirus erhält. Mehrere Personen reisen nach Deutschland ein, bevor den Behörden die erste offizielle Warnung durch die WHO zugeht. Darunter sind zwei Infizierte, die durch eine Kombination aus einer großen Anzahl von Kontaktpersonen und hohen Infektiosität stark zur initialen Verbreitung der Infektion in Deutschland beitragen. Obwohl die laut Infektionsschutzgesetz und Pandemieplänen vorgesehenen Maßnahmen durch die Behörden und das Gesundheitssystem schnell und effektiv umgesetzt werden, kann die rasche Verbreitung des Virus aufgrund des kurzen Intervalls zwischen zwei Infektionen nicht effektiv aufgehalten werden. Zum Höhepunkt der ersten Erkrankungswelle nach ca. 300 Tagen sind ca. 6 Millionen Menschen in Deutschland an ModiSARS erkrankt. Das Gesundheitssystem wird vor immense Herausforderungen gestellt, die nicht bewältigt werden können. Unter der Annahme, dass der Aufrechterhaltung der Funktion lebenswichtiger Infrastrukturen höchste Priorität eingeräumt wird und Schlüsselpositionen weiterhin besetzt bleiben, können in den anderen Infrastruktursektoren großflächige Versorgungsausfälle vermieden werden. Nachdem die erste Welle abklingt, folgen zwei weitere, schwächere Wellen, bis drei Jahre nach dem Auftreten der ersten Erkrankungen ein Impfstoff verfügbar ist. Das Besondere an diesem Ereignis ist, dass es erstens die gesamte Fläche Deutschlands und alle Bevölkerungsgruppen in gleichem Ausmaß betrifft, und zweitens über einen sehr langen Zeitraum auftritt. Bei einem Auftreten einer derartigen Pandemie wäre über einen Zeitraum von drei Jahren mit drei voneinander getrennten Wellen mit immens hohen Opferzahlen und gravierenden Auswirkungen auf unterschiedliche Schutzgutbereiche zu rechnen.

Die erste offizielle Warnung der WHO gabs übrigens schon am 21.1.2020.

Es ist also nicht einmal so, dass man hinterher alles besser weiß. Die Verantwortlichen hätten nur einmal in ihre eigenen Unterlagen schauen müssen und zu ahnen, was passieren kann. Denn welchen Sinn machen solche Risikoanalysen, wenn sie dann in der Schublade verstauben?

[Pancho.Ski]

Das Ding ist doch, dass selbst heute irgendwelche Klugscheißer Panikmache ohne Grund sehen?

[gebi1]

Eine Skitour könnte man tatsächlich noch machen, aber aus moralischen Gründen verzichte ich darauf. Für mich stimmt's nicht, dass ich mich vergnüge während einer solchen Krise, da würde ich mich Vorher der Allgemeinheit als Freiwilligenhelfer zur Verfügung stellen. Vorerst bin ich aber sowieso noch krank und darf nicht raus.

Die SAC Hütten dürften übrigens offen haben, haben aber aus Solidarität geschlossen. "Bergsportler bleiben zuhause!" heisst die Devise.

[Pancho.Ski]

Es gibt auch sachliche Gründe alles zu unterlassen, was ein gewisses Risiko hat, als Folge Rettungskräfte zu binden. Skitouren gehören dazu. Vielleicht kannst Du es gut genug, dass einfache Touren so ungefährlich sind, wie Treppen steigen - dann hast Du meinen Segen, aber behalte es für dich.
...und klar, wenn man sich nützlich machen kann, geht das eh vor.

EDIT: Ich befürchte, wir haben eher einen Marathonlauf vor uns, als einen 100-m Sprint. Wenn zwischendurch jemand etwas tut, was ihm Vergnügen bereitet und konform mit den Prioritäten der aktuellen Herausforderungen ist, sollte der das tun dürfen. Es ist nicht unmoralisch, sich zu regenerieren, gerade psychisch...

[NeusserGletscher]

Das Ding ist doch, dass selbst heute irgendwelche Klugscheißer Panikmache ohne Grund sehen?

Das Ding ist, dass der Bundestag entsprechend der verlinkten Drucksache seit 2012 wusste, dass vorherige Epidemien die Gesundheitssysteme an der Rand der Leistungsfähigkeit gebracht haben. Und dass sie erst jetzt, 6 Wochen nach den ersten Meldungen der WHO, 10.000 Beatmungsgeräte bestellen. Warum wurden die Kapazitäten nicht schon 2012 massiv ausgeweitet? Ein Feuerwehrauto bestellt man auch nicht erst dann, wenn es brennt.

Lies Dir vor allem mal Anhang 4 durch, das ist wie eine Blaupause dessen, was jetzt passiert. Die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt eines solchen Ereignisses wurde übrigens mit 1 in 100 bis 1000 Jahren angegeben. Die spanische Grippe grassierte vor knapp 100 Jahren.