Da sind gleich zwei Denkfehler drin.
1.) Die Kraft FR ist gebildet als Vektorsumme aus der Gewichtskraft und der Zentrifugalkraft. Beides sind äußere Kräfte und als solche zunächst vollkommen unabhängig von Aufkantwinkel oder sonstigen Verrenkungen des Skifahrers. Maßgeblich dafür ist allein die Masse des Systems aus Fahrer plus Ausrüstung, sowie die Geschwindigkeit und der Radius der Kurve.
Das bedeutet, der Vektor FR verändert sich bei den betrachteten Fällen weder im Betrag, noch in der Richtung relativ zum Raum!
Deiner Skizze folgend, wäre es so, dass der Skifahrer allein durch die Wahl des Aufkantwinkels die Richtung von FR wählt. Das ist falsch!
FR wirkt, wie geschrieben, durch Masse, Radius, und Geschwindigkeit. In dem in der Skizze eingefrorenen Zeitpunkt kann der Skifahrer daran nichts ändern, er kann nur mittels Aufkantwinkel beeinflussen, wie diese Kraft sich aufteilt, dazu weiter in Punkt 2. (Der Fahrer wird intuitiv versuchen, die Beine so auszurichten, dass sie mit FR fluchten, weil sich das physiologisch am besten anfühlt und stabilste Position ist - ist aber etwas anderes / Ursache und Wirkung nicht vertauschen!)
2.) Formal ist es immer richtig, eine Kraft mittels Kräfteparallelogramm in beliebige zwei Vektoren aufzuteilen. Die Frage ist nur, welche Aufteilung zur Erlangung einer gewünschten Erkenntnis Sinn macht. Im hier behandelten Problem möchten wir wissen, welche Kraft die Kante in den Schnee drückt. Dazu betrachten wir welchen Freiheitsgrad der Bewegung wir hier haben. Bei zwei Flächen ist das immer eine Bewegung in der Ebene der Kontaktflächen. Als zweite Kraft macht es Sinn, sich die zu suchen, die genau KEINEN Einfluss auf die zu erfragende Dynamik hat, und das ist als einzige eine Kraft, die senkrecht, oder als Normale zu den Gleitflächen steht. Denn nur diese Kraft presst lediglich die Flächen aufeinander, OHNE für eine relative Bewegung zu sorgen. Nur bei einer solchen gewählten Aufteilung können wir sicher sein, dass wir die Kraftkomponente die für Bewegung in eine Richtung steht, auch wirklich komplett isoliert haben!
Unter Berücksichtigung dieser Anforderungen ergibt sich die Aufteilung wie ich sie bereits skizziert habe, für dich gerne nochmals...
(Winkel Alpha und FR sind in beiden Skizzen als absolut identisch zu betrachten!)
-> zum letzten Mal:
Je größer der Aufkantwinkel, wobei er mindestens dem Winkel der resultierenden Kraft FR gegen eine gedachte Vertikale entsprechen muss, desto größer die Kraft, die die Kante in den Schnee drückt.
davon abzugrenzender Fall:
Ist der Aufkantwinkel kleiner dem Winkel, die FR gegen eine gedachte Vertikale bildet, kehrt sich die Richtung der Kraft an der Kante um und die Kraft ist bestrebt, die Kante aus dem Schnee zu ziehen. Die natürlich immer auch wirkende Kraftkomponente Fs bewirkt ein gleichzeitiges anpressen auf / ziehen über die Oberfläche, das Ergebnis ist: Wir driften!
(Anschauungsmaterial im zuletzt von mir verlinkten Video. Kräfte beim Wirken beobachten....)
-> Das ist die mit den Beobachtungen der Realität qualitativ übereinstimmende vereinfachte Modellierung der Fahrdynamik des Skis
Du hast gesagt, das ist einfache Physik. Stimmt, nur damit ist es wie beim Skifahren. Wenn es einfach aussieht, muss man besonders aufpassen...
Jetzt solltest Du in der Lage sein, meine Berechnung der Kräfte nachzuvollziehen. Viel Erfolg und gern geschehen...