Udo's Schneevorhersage

[Udo-Aschaffenburg]

Oben hui, unten pfui - oder - dicke Damen

Menschen mit schlechter Kinderstube pflegen gelegentlich, solche verbalen Flegeleien beim Anblick von unvorteilhaft gebauten Damen von sich zu geben. Das gehört sich ganz und gar nicht, trifft aber derzeit leider auf das zu, was sich Wetter nennt. Weil Tiefdruckgebiete im Jahr 2012 weibliche Namen tragen, bediene ich mich nun aber auch mal dieser Verbalinjurie. Der Grund ist einfach: die Tiefdruckdamen rollen derzeit von Westen und Südwesten eine nach der anderen über uns hinweg und bringen im Wechsel mal kühles, mal mildes Gewölk mit sich. Das ist zu dieser Jahreszeit nun gar nicht zurückhaltend damenhaft sondern eher weibisch unentschlossen, mal Hüh mal Hott (ich rolle schon 'nen Fünfer für die Chauvi-Kasse). Und weil die Damen um die Hüfte rum recht füllig sind, laden sie jede Menge Nass ab, dass es nur so flatscht.

Das Hüh und Hott führt nun zum eingangs erwähnten "Oben hui, unten pfui". Denn die steten Wechsel gehen mit besagter nassen Masse Niederschläge einher. Oben ist das hui, denn jenseits der 1800m reicht's fast immer für Niederschlag in fester Form. Ausnahme: Am Sonntag kann's durch den Einschub von extrem milder Luft, die von der Karibik (ja, Karibik, kein Scherz) im Affenzahn über den Atlantik hereinbrettert, in den West- und teils auch in den Ostalpen bis hinauf auf 2.300m in unser geliebtes Weiß hinein schiffen. Bevor dann am Montag der Föhn losdengelt, dass sich die Tannen biegen und im Alpenvorland (wie ich Ende verg. Woche schon orakelte) in besonderen Lagen die 20°C geknackt werden - plus! Da wird sogar das Weissbier im Biergarten warm wie an Ostern. Drunter ist es pfui, den Talabfahrten geht es vielerorts in den Nordalpen derzeit kräftig an den Kragen. Und im Rest Deutschlands werden Bäche und Flüsse inkontinent, von den Mittelgebirgen will ich gar nicht reden. Alles recht unerquicklich und eher zu einem typischen Novemberanfang passend als zum Jahreswechsel.

Halt! Jahreswechsel? Richtig, denn die dusselige tiefgedrückte Damenwelt macht mit ihren Wechselbad der Wintergefühle erstmal weiter, soweit des Schreibers Orakelauge blickt. Das geht aber nicht allzu weit, denn in der Nordatlantischen Atmosphäre herrscht derzeit ein solches Durcheinander, dass die Riesenrechner(innen?), die die Modelle für die Zukunft ausbrüten, sich schon wie das besagte weibische Wetter aufführen. Hin und her, Hüh und Hott, ab 4 Tage über heute hinaus geht die Uneinigkeit schon los. Der eine Zahlenfresser will's noch wärmer, der nächste deutlich kälter, ein dritter schmollt und spuckt nur noch Blödsinn aus. Einigkeit herrscht lediglich darin, dass sowas wie ein "Vollwinter", bei dem es auch im Flachland einschneit und auf den Bergen die gefrorenen Dohlen vom Himmel fallen, nicht in Sicht ist. Voll Pussy, würde unser flegelhafter Sohn von 19 Lenzen nun bemerken.

Und jetzt? In den Hochlagen wächst mit den fetten (hah!) Niederschlägen die Schneedecke munter weiter, womit ich mit Hochlagen all das meine, was am Höhenmesser mit 2000 und mehr angezeigt wird. Drunter ist alles drin: Dauerfrost aber auch immer mal wieder Regen bis fast hinauf. Doch gemach, alles wird gut. Ab dem 1. Januar 2013 bekommen die Tiefdruckgebiete wieder männliche Namen, eifrigen Femministinnen sei Dank. Und wir Kerle lassen uns doch nicht nachsagen, mit Pussy-Luft aus der Karibik daher zu kommen, pah! Wenn Tiefdruck dann hart, männerhart. Aus Nord und Nordwest, vom Pol, eiskalt, schneereich, bis runter. Oben hui und unten hui. Got it, Baby? Den dicken Mädels gebe ich noch 10 Tage, dann ziehen wir den kalten Colt.

Udo

[Lothar]

Udo, wenn mir das Wetter im Moment so viel Spass machen würde wie Deine Schneevorhersage, dann hätten wir auch im Flachland gepflegte -5° mit Sonne und ab und an eine ordentliche Packung Neuschnee...

Super geschrieben und dazu noch informativ, Chapeau!

[Uwe]

Auf den "kalten Colt", statt "Pussy-Fön"

[Udo-Aschaffenburg]

Schöne Bescherung 2012!

Wer war da nicht brav? Wer hat sein Tellerchen manchmal nicht leer gegessen? Wer hat dem Lehrkörper verbalen Unrat an den Kopf geworfen? Zefix! Irgendwer muss doch daran schuld sein, dass wir heute, an Heilig Abend, den Osterglocken beim Bimmeln zuschauen können und der Schnee- bzw. Weihnachtsmann um Mitteleuropa einen großen Bogen macht. Ich hab's! Nicht uns sondern einem vermaledeiten Hoch schieben wir das in die Badeschuhe.

Und das geht so: Seit geraumer Zeit lümmelt ein gewaltiges Hochdruckgebiet im Mittelmeerraum, über Spanien, Nordafrika und in Teilen auch auf dem südlichen Nordatlantik herum. Gleichzeitig (quasi als Ausgleich) rauscht aus den hohen Polargebieten gesäßkalte Luft vor allem im Bereich Neufundland nach Süden. Die trifft dort auf die warme Suppe aus den Subtropen und schon geht in der Troposphäre die Post ab. Vor der Küste Neufundlands zischt der Luftdruck ständig in den Keller und mit der Westwinddrift rumpeln diese Tiefdruckgebilde wie an der Schnur gezogen und mit Schmackes am Nordrand der Hochdruckgebiete nach Osten (das nennt man auch die Frontalzone). Immer geradeaus, wie auf der Autobahn, kaum Kurven drin, saublöd ist das. Das ist eine klassische Westlage, auch mal Südwestlage und die letztgenannte hat es in sich. Denn mit Südwest kommt (neben viel Niederschlag) auch ständig die lauwarme Suppe zu uns, die aktuell in den Nordalpen für fetzigen Föhn und eine Frostgrenze bei 3.300 Meter (!!!) sorgt. An der Suppe kann man sich als Skifahrer hübsch den Magen verderben. Gerüchten zufolge sollen sich Schneehasen bereits an der Meldestelle für den Ostereinsatz eingefunden haben. Einschlägige Engländer befahren den Osthang in St. Anton schon seit gestern im T-Shirt.

Nun hat diese Lage den unerquicklichen Nebeneffekt, dass sie im Winter gerne mal zur Erhaltung neigt, d.h. einmal losgetreten kommt die Warmluftlawine nicht mehr zur Ruhe. Nicht 2-3 Tage sondern gerne 2-3 Wochen hält sowas dann mal an, weswegen das diesjährige Weihnachtstauwetter gleich noch zu 'nem Neujahrstauwetter wird. Gut, in den Hochlagen geht's wieder runter mit den Temperaturen, aber winterliches Niveau ist was anderes. Wehe dem, der ein Freund der gepflegten Talabfahrt ist, und wehe das Tal liegt unter 1500 Meter. Das wird 'ne schöne Sauerei, platsch platsch, Sulz zu Silvester.

Was machen nun unsere Wettermodelle, die Rechenkünstler, die an der Zukunft brüten? Nix Genaues weiss man nicht, kein Fisch, kein Fleisch. Ein Ende dieser Bescherung ist vorläufig (heute +7 Tage) nicht abzusehen. Ein Tief müsste mal die Frontalzone durchbrechen, dem Hoch im Mittelmeerraum den Garaus machen und die oben erwähnte Frontalzone auf breiter Front (kliegt wie 'ne Kriegsberichterstattung) in den Süden ziehen. Das wärs! Hurra! Ein feines Weihnachtsgeschenk. Aber über die Feiertage wird da nichts draus, vielleicht Ende der 1. Januarwoche? Hier und da ist ein kalter Silberstreif am Horizont. Ob aus dem was wird? Erfahren wir am Wochenende, da traue ich mir die nächste Bescherung zu.

Frohe Weihnachten und - viel Spaß beim Karpfengrillen.

Udo

[ImpCaligula]

Danke Udo für Deine Infos immer. Sehr interessant!

Ohne Kritik an Deiner Meldung - denn wie gesagt - ich finde Deine Infos sehr (!) informativ und freue mich auf jeden neue Meldung. Gott sei Dank gelten Meldungen aber nicht überall ... im Gebiet Vorarlberg / Landeck ist der erwartete Fön mit 16 Grad nicht eingetroffen...

Wir haben noch Schnee bis ins Tal rein, den Bodenfrost gibt es auch noch und das alles auf 600-900 Meter. Schnee genügend vorhanden... Tauwetter ja... aber ganz wenig, so dass der Schnee vielleicht zu 10-15% nur abgetaut ist.

Die Tiroler vor Ort spüren, dass es ab Mittwoch / Donnerstag mit Schnee los geht. Ich musste heute meinen Wagen hoch fahren, weil der Vermieter meinte, dass Ende der Woche kräftig bis in die Täler Schnee runter kommen wird. Anscheinend können die Landbauern das "spüren" anhand der Natur-Begebenheiten. Der örtliche Wetterdienst sagt auch ab Donnerstag Schneefall runter auf 700 Meter und am Freitag Schnee in die Inn-Täler voraus ...

Ich will es hoffen... und so gerne ich Deine Voraussagen gerne lese - ich hoffe Du irrst Dich gewaltig ... das ist aber wie gesagt nicht persönlich gemeint ...

[Iona]

Brand (genau der Hauptort jenes Tales) heute auf 1000 Meter: 18.5 Grad Celsius...

[ImpCaligula]

Brand (genau der Hauptort jenes Tales) heute auf 1000 Meter: 18.5 Grad Celsius...

Brand ist aber nicht der Hauptort des (Inn) Tales ... das ist ziemlich am Ende des Inn Tales. Und ja - das glaube ich Dir... als wir am Samstag von Bregenz kommend ins Inn Tal auf der Autobahn rein sind, hat uns "der Schlag" getroffen... so ziemlich alles grün...

Du musst aber mal durch den Arlbergtunnel durch - wenn Du dann bei St. Anton / Patznaun raus kommst, wirst Du Deinen Augen nicht trauen, was für Schneemassen selbst im Tal noch sind (und waren). Wie gesagt... Landeck / Inntal immer noch Schnee bis runter ins Tal und der gemeldete Fön ist weitgehend ausgeblieben. Wenn Du mal in meinen Ski-Blog rein schaust und die Bilder von heute begutachtest, siehst wie viel Schnee wir hier hinten im Inn-Tal noch bis ins Tal runter haben...

Ansonsten... Kaunertal meldet für die ganze Woche Schneefall und deftige Minustemperaturen...
http://www.kaunertaler-gletscher.at/de/service/wetter

Und Wetter.at und ORF Wetter melden für das mittlere Inn-Tal bereits ab Mittwoch einen Temperatur Sturz auf 0-2 Grad mit Schneefall ab 700 Meter... und am Donnerstag / Freitag dann um die 0 Grad und Schneefall bis in die Täler...

Drücke die Daumen... dass sich das bewahrheitet...

[Iona]

Tja - leider haben wir das Montafon Saisonskipässe... Und dass liegt aktuell offensichtlich auf der falschen Seite des Arlbergs

[ImpCaligula]

Ich habe es auf der Fahrt zum Kaunertaler Gletscher heute erlebt. Das Thermometer im Auto schwankte Außen zwischen -1 Grad und 10 Grad plus. Es gab Gegenden, da war / ist alles weiß... in manchen Gegenden alles grün.

Kaunertaler Gletscher im Tal und oben allerdings besten Bedingungen. Siehe Bilder von heute
https://www.icloud.com/photostream/de-d ... XGF1Gdd4Hb

[Udo-Aschaffenburg]

Ach was muss man oft von bösen,
Winden hören oder lesen.
Wie zum Beispiel hier von diesen,
welche West- und Südwest hießen.
(frei nach W. Busch)

Max und Moritz hätten derzeit auch keine rechte Freude an dem, was sich da ganz frech Winter nennt. Gut, in den Alpen geht's grade noch so....aber drunter? Die Hühner der Witwe Bolte werden schon ganz fickerig, der Hahn kräht sich deshalb den Wolf und der Lehrer Lämpel blättert im Wetterlexikon, ob's denn sowas schon mal gab? Dauernd Winde aus Südwesten?

Ja, gab's, und zwar in den warmen 90ern. Erinnert sich da noch wer? In der Dekade zwischen 1990 und 2000 hatten wir eigentlich nur einen "richtigen" Winter, also reichlich Schnee und Eis über einen längeren Zeitraum auch im Flachland. In den Bergen jenseits der 1000 Meter war die Dekade "so la la", mit Ausnahme des Februars 1999, Galtür und all die anderen Katastrophen. Aber sonst - war es oft recht warm im Dezember und häufig auch im Januar. Es windete aus Südwest was das Zeug hielt.

Steuern wir nun aktuell wieder auf so einen "Warm-Winter" zu, sind war gar mittendrin? Die aktuelle Lage sagt: ja. Wobei Wetter natürlich kein Gedächtnis hat und es deshalb vermessen wäre zu behaupten, unter diesen Winter müssten wir einen roten Schlussstrich mit 10 Grad plus ziehen. 2012/13 erinnert sich nicht an die 90er. Nö. Noch ist alles drin, der sogenannte "Hochwinter" kommt ja noch. Ähhh, allerdings weiß ich im Moment noch nicht so recht, woher.

Was passiert denn nun? Das von mir kürzlich so böse geschmähte Hoch, das vor allem im Dunstkreis von Spanien ständig herumlungert, macht sich in den kommenden Tagen auf den Weg. Aber nicht nach Westen, möglichst weit weg und damit Platz machend für Kaltluft und Schnee aus dem Nordwesten, nein. Das dumme Luder verbiegt sich erst nach Norden, dann nach Osten. Und beglückt damit zunächst die Britischen Inseln und kurz danach Mitteleuropa und die Alpen. Da das alles im Januar geschieht sind die Folgen absehbar: es hochnebelt im Flachland, dass einem das Grau nicht nur im Gesicht sondern auch im Himmel steht. Wäre ja noch auszuhalten, wenn dieses Hoch nicht von Süden käme, aus dem Land der Pommeronen und Zitranzen. Da ist's nämlich warm und diese Wärme transportiert das Hoch nach Norden. Gaaaanz langsam. Nach dem Silvesterfrühling wird's in der Höhe erstmal wieder kalt und die Schneemacher sind dringend angehalten, ihre Lanzen und Kanonen zum Glühen zu bringen. Dann streckt die Warmluft allmählich ihre Finger aus und die Frust...nein, Frostgrenze steigt und steigt und steigt. Bis zum ersten Januarwochenende wohl wieder auf >2000m. Dazu brutzelt die Sonne ordentlich auf die Südhänge, weh‘ dem, der jetzt keine gute Grundlage hat.

Blicken wir in die Glaskugel: nach dem Hoch-Intermezzo sind wir aller Voraussicht nach wieder da, wo wir schon waren. Aktuell deutet alles darauf hin, dass der Wilde Westen so weitermacht wie bisher. Ein Tief jagt das Nächste, Wind mal aus Pest, mal aus Südpest, alles wie gehabt. Erhaltungsneigung! Denn die richtig saukalte Luft, die der Witwe Bolte gefrorene Hühner spendieren würde, liegt und bleibt im Osten Kanadas und im fernen Sibirien und will da auch nicht weg.

Bleibt zum Trost der Busch:

Aber wehe, wehe, wehe!
Wenn ich auf das Ende sehe!! –
Ach, das war ein schlimmes Ding,
Wie es West und Südwest ging.
Drum wird hier, was sie getrieben,
Wöchentlich mal aufgeschrieben.

Viele Grüße und einen Guten Rutsch, holt euch keinen Sonnenstich,

Udo

P.S.: Jungen Snowboard-Checkern, die sich aus Versehen hierher verirrten und sich nun den Kopf kratzen (Allder! Zu welcher Hood gehört dem krasse Busch? Kennischnedd...Iist-Coast odda West-Coast oddä was?) sei Wikipedia oder http://www.wilhelm-busch.de empfohlen. Hat was mit Bildung zu tun (ja ja....) und tut auch gar nicht weh.