Wer ein Skilevel von 100 hat, der weiß ganz genau was für einen Ski er will, bzw was für einen Ski wofür. Ich hab bei mir zu Hause 6 Snowboards, 3 paar Ski, und mehrere verschiedene Raxski.Santa hat geschrieben: Das ist jetzt aber sehr verwirrend...
für alle mit einem Ski Level von mehr als 100 ist das Können wichtig - ok, die hätten ja nicht 100 ohne entsprechendes Können,
für alle mit einem Ski Level von 0-100 ist es nicht so wichtig wie gut sie fahren, sondern es zählen dann andere Eigenschaften???
Oder anders gefragt - wenn mein Ski Level zB 40 beträgt, muss ich primär nicht an meinem Fahrkönnen arbeiten, sondern an diesen anderen Eigenschaften, und dadurch werde ich besser?
Es fällt mir schwer das zu glauben, zumindest kann ich es nicht nachvollziehen![]()
Santa
Ja ich bin eine Materialhure, aber jedes Board, jeder Ski, jeder Raxski hat seinen ganz speziellen Einsatzzweck. Ich weiß was ich an einem Ski haben möchte, und jeden Tag im Schnee, fahrt ich meist zwei bis fünf verschiede Ski/Boards, angepasst an die Bedingungen, bzw teils einfach um was anderes zu fahren.
Wenn ich mir einen neuen Ski baue/kaufe, dann weiß ich was ich mir davon erwarte, und gleichzeitig spielt hier mein Können eine entscheidende Komponente. Ich weiß etwa dass mein Gleichgewicht und Koordination nicht die beste ist, und fahre daher tendenziell lieber langes und breites Material, aber generell mit weichem Flex, damit ich Stabilität gewinne. Bei schlechter Sicht habe ich mehr Probleme wie andere Fahrer. Ich fahre prinzipiell mit zu viel Kraft und zu viel Bewegung und Ausgleichsbewegungen, und setze die Kanten zu agressiv ein, was Geschwindigkeit kostet. Ich bin niemand der die sauberste Technik hat - bzw schätze ohne Videoanalyse meine Fahrfehler falsch ein und es fällt mir nicht leicht eine Beschreibung wie ich etwas ändern soll umzusetzen, fahre dafür aber die sauberste Linie, bzw beim Freeriden kann durch sehr gute Augen (könnte ohne Probs von den Augen her Kampfpilot werden) Schlüsselstellen früher erkennen, bzw mir auch Linien vom Gegenhang, Aufstieg, Karte sehr gut verinnerlichen.
Mit diesem Wissen über meine Vorlieben, Schwächen, Stärken und generell gehobenem Niveau macht es Sinn darüber nachzudenken. Bin ich dagegen ein Beginner oder Fortgeschrittener Fahrer, möchte mit 1 oder 2 Ski auskommen, dann ist es viel wichtiger zu fragen wofür der Ski benutzt werden soll, die Technik ist eh noch nicht ausgereift, und daher wenig interessant.
Beim Mountainbiken etwa, wo meine Technik lange nicht auf dem Niveau ist, das ich beim freeriden am Board hab, suche ich mir Material nicht abhängig vom meinem können aus. Als ich mir vor 4 Monaten eine gebrauchtes Freeride Bike gekauft habe, hab ich das überhaupt nicht von meinem Fahrkönnen her entschieden. Da wusste ich eigentlich nur, ich will ein Bike mit 180-200mm Federweg, es soll sich sehr gut bergauf treten lassen (weil nur rund 30% der Zeit hab ich Gondeln/Sessel zu Verfügung), soll stabil sein (also kein übertriebener Leichtbau), Platz für sehr dicke Reifen haben, absenkbare Gabel, Kein Versenderrad, und ein paar weitere technische Details und halt zu einem bestimmten Preis (800-1400€, wobei das halt davon abhing was ich noch tauschen musste/wollte - etwa wollte ich eine ganz spezielle Bremse, 78cm breiten Lenker, ....., was man halt dann im nachhinein noch kaufen muss).
Ich hab dagegen keine Ahnung ob ich auf einem aktiveren oder überdämpfteren Bike besser klarkomme, bin dauernd am Experimentieren was Technik oder auch Material betrifft (etwa häufig Lenker/Vorbau gewechselt) und bin mir nicht sicher ob ich lieber übersteuerndes oder untersteuerndes VR bevorzuge. Meine Fahrtechnik entwickelt sich noch recht schnell weiter, und alle paar Wochen merke ich einen Lernfortschritt. (am Anfang des Sommers hatte ich bei STS 3er Stellen mein Limit, jetzt schaffe ich meist STS 4er Stellen mit ein paar Anläufen.). Mein Fahrkönnen war für mich beim Kauf nicht entscheidend, sondern für mich zählte was ich mit dem Bike machen will, und wofür ich es einsetzen will. Wäre ich dagegen richtig gut (bin im Sommer des öfteren mit MTB DH-Weltcup/Europacup Fahrern gefahren), dann könnte ich genau sagen, anhand des Wissens über mein Könen, wie mein Bike exakt sein soll von der Geometrie her - und nicht nur wofür ich es haben möchte.
Im Nachhinein bin ich draufgekommen, dass mir der Lenkwinkel zu steil ist, zum Glück lässt sich das durch einen konischen Steuersatz ändern (wobei es diese Steuersätze erst seit gut 12 Monaten gibt, sprich vor 2 Jahren hätte ich da nichts mehr ändern können). Hätte lieber kurze Kettenstreben und ein tiefes Tretlager - und nicht 440mm Kettenstreben und 38cm hohes Tretlager wie es mein Bike nun hat. So schlimm ist das aber halt auch nicht - ich passe mich dem jetzt halt an. Wenn ich das nächste mal ein Bike kaufe, werde ich auf diese Sachen mehr Acht geben, bzw kenne meine Vorlieben besser und daher werden viel weniger Bikes in Frage kommen. Evtl hat sich dann aber auch die eine oder andere Meinung geändert. Meine Technik ist dann hoffentlich so gut, dass diese einen wirklichen Faktor spielt bei der Entscheidung, weil ich dann eben genau weiß, an welche Sachen ich mich gewöhnen könnte, und an welche Sachen ich mich nicht mehr gewöhnen würde/will.
Je besser das Fahrkönnen, desto weniger Auswahl bietet sich einem, und desto schwieriger die Entscheidung. Bin ich technisch schlechter, dann hab ich das Glück, mich noch ohne umlernen, sondern mit neulernen an mein Material anzupassen, daher ist es auch nicht so wichtig. Wichtig ist dagegen dass ich die richtige Entscheidung bezüglich dem Einsatzzweck mache. Will ich einen Freerideski mit >130mm Mittelbreite, weil ich immer Pulverschnee haben werde, will ich einen Big-Mountain Ski für härtere Bedingungen, will ich einen Allmountainski weil ich nicht weiß was ich will, will ich einen Carvingski und dann Slalom oder lieber einen Racecarver, Parkski, usw...
Da mein Fahrkönnen aber noch nicht weit entwickelt ist, ist es komplett egal ob es ein weicher oder ein harter Slalomski wird. Es ist im Grunde egal ob 160 oder 165cm, ob Fischer oder Atomic, .... Noch ist meine Fahrtechnik lange nicht gut genug, damit sich mir Detailfragen stellen. Viel wichtiger ist, dass ich nicht etwa einen Parkski kaufe, dann aber primär Piste und Offpiste damit fahre, aber Rails und Kicker nur 1-2 mal am Tag kurz anschaue, bzw über die Beginnerline drüberfahre, mir die großen Kicker aber zu viel Angst machen (im Prinzip gehört nur Mut dazu, sich über einen Kicker mit 20m Table zu haun, wenn man ein Grundkönnen hat). Sprich wichtiger als Fahrkönnen ist etwa, welche Lebenseinstellung ich habe, wie mein Risikoverhalten ist, .....
Obiges könnte ich auch auf 10 Seiten niederschreibn, und es wäre noch immer nicht komplett....
Fakt ist ganz einfach. Je besser mein Fahrkönnen ist, desto wichtiger ist es bei der Entscheidung zum Skikauf. Je schlechter desto unwichtiger. Das Skilevel-Tool ist daher komplett deplaziert und verwirrt den Käufer nur, weil ob jemand 40 oder 80 hat ist scheißegal. Interessant wird es erst ab rund 90-95, da sind die Fragen dann aber deplatziert, weil man viel mehr in feine Technikdetails gehen müsste, anstelle solch genereller Fragen. Daher ist das ganze für mich eine Farce, und halt ein netter Egoboost, aber komplett irrelevant in der Kaufentscheidung für einen Ski. Die Fragen an sich sind ja nicht schlecht und könnten auch gestellt werden bei der Entscheidung zum Skikauf, aber ob jetzt 30 oder 70 rauskommt ist uinterressant.