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von extremecarver » 09.12.2010 17:41
Die Grenze zwischen der Belastung die ausreichte eine Lawine auszulösen wenn man hart fährt, und dem eigenen Gewicht relativ statisch was ausreicht, ist recht gering.
Fährt man also in einen Hang ein, wo man sich keine Linie mit genug Safe Spots, aussuchen kann und ein Lawinenabgang (egal ob jetzt Rutschschnee oder Schneebrett) ein großes Restrisiko bietet, dann ist Geschwindigkeit die IMHO beste Sicherheit - solange man sie bis in sicheres Gelände durchziehen kann. Löst man etwa mit unter gut 60-70km/h eine Schneebrettlawine aus, dann ist es sehr schwierig da rauszukommen, da durch die schlagartige Beschleunigung es einem die Bretter unterm Körper wegzieht - und schon ist man weg. Ab rund 80km/h ist man recht sicher unterwegs solange man nahe der Fallinie bleibt, selbst in unkupierten Hängen, so kann man meist mit einer Straightline der Lawine davonfahren, bzw hat genug Momentum auch noch bei einem Schneebrett dass sich unterhalb von einem löst, nach vorne rauszufahren.
Das kann man ganz gut erfahren/lernen, indem man in Rinnen wo die Schneemenge für die Lawine gut einzuschätzen ist / begrenzt absichtlich kleine bis mittlere Rutschschneelawinen auslöst, und von hinten reinfährt. Ich bin schon ein paar mal von hinten in kleinere Lawinen reingefahren welche Skifahrer/Boarder mitgenommen haben (meistens wenn 30-50cm Lockerschneeschicht auf einer sehr glatten Altschneeschicht abgehen, und man zuerst versucht einfach nur hinterherzufahren, um zu schauen was sich entwickelt, und dann wenn man sieht dass sich die Lawine ohne große Verschüttungen verlaufen wird und es den "mitreisenden" gutgeht, man von hinten durch den Schwimmschnee durchfährt). Bei 45-50° Hängen gibt es häufig Lawinen, die mit geringer Schneemasse, aber halt doch mal 200-300HM wo abgehen, und man (wenn genug Leute zum Backup da sind) recht gefahrlos mit Speed versuchen kann von hinten durch die Lawine durchzufahren. Würde man allerdings von so einer Lawine von hinten überrascht, dann nimmt sie einen mit, und man muss hoffen nicht zu tief verschüttet zu werden.
Daher fahr ich viel lieber mit Speed und langen Schwüngen im Tiefschnee, als langsam mit kurzen Schwüngen, es bleibt einem einfach viel mehr Zeit und Spielraum Lawinen auszuweichen bzw mit der Situation möglichst gut umzugehen.
Etwas sichererer kann man sowas üben, indem man sich in einen Hang stellt, und von oben jemand ordentlich Sluff abtritt. Dann merkt man dass schon geringste Mengen Schnee ausreichen um einen mitzuziehen, Mengen an Schnee wo schon ein bisserl Geschwindigkeit ausreichen würde, damit man es kaum bemerkt (daher eben auch nie oberhalb von jemand anders "stehenbleiben" - gibt wohl wenige Freerider die noch nie von jemand anders durch abbremsen oberhalb mal ein paar Meter mitgespült wurden, weil jemand fahrend den Sluff als absolut harmlos abtut).
Je nach Größe des Slabs, und abhängig wie weit es vor einem abgeht, reicht das aber halt auch nicht immer - sieht man recht gut etwa im Video von Xavier de Le Rue in Ozière 2008. Gleich zum Beginn schafft er ein Schneebrett recht mittig auslöst, dank der Geschwindigkeit nach vorne rauszukommen, bei dem Schneebrett was ihn dann mitnimmt, sieht man auch dass er zuerst noch recht gut nach Vorne kommt, aber dann wohl durch die freigelgten obstacles stürzt/mitgerissen wird. Und wenn mal 1-2m Schnee wegrutschen, kann der noch so glatt ausschauende Hang wo man denkt dass man mit Speed durchziehen kann, auf einmal unfahrbar mit der Geschwindigkeit werden. Daher ist es nie schlecht sich Hänge schon im Sommer einzuprägen, bzw den ganzen Winter zu beobachten.
schnell, riskant, vielseitig bergab
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