Angst nach einem Sturz und Verletzungen

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SkiGirlForLife
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Beitrag von SkiGirlForLife » 14.04.2006 16:39

Also ich kann von Angstüberwindung beim Reiten sprechen: Ich finde, es ist immer ganz wichtig, nach einem Sturz sofort wieder aufzusteigen, wenn man sich nicht gerade ernsthaft verletzt hat. Das gilt besonders für Anfänger. Selbst wenn sie nicht noch mal galoppieren, wenn sie im Galopp runtergeflogen sind, sondern nur einige Runden Schritt reiten, ist die Tatsache, dass sie überhaupt auf dem Pferd sitzen sehr wichtig.

Beim Springreiten ist es auch sehr wichtig, dass man den Sprung, bei dem man gestürzt ist oder vor dem das Pferd verweigert hat, auf jeden Fall noch mal nimmt. Und wenn man 10 Anläufe braucht und den Sprung erst mal ganz klein macht und dann langsam höher zieht. Diese Technik nimmt einem nicht nur selber den Schrecken, sondern auch dem Pferd. Anders als bei Skiern hat man es hier ja mit einem Lebesewesen zutun, das, sobald es die Angst des Reiters spürt, ganz schnell ebenfalls unsicher wird.

Und was hat mir das fürs Skifahren gebracht? Also ich fahre bisher nur auf "normalen" Pisten, deshalb kann ich über Angst vor Sprüngen etc. nichts sagen. Beim Reiten habe ich aber gelernt, meine Angst in soweit "zu unterdrücken", dass ich auch in kniffeligen Situationen nicht den Kopf verliere (und das Pferd verrückt mache) und noch normal denken und handeln kann. Es gibt also zwar natürlich Pisten, auf die ich mich als Flachlandtiroler erst gar nicht wage, aber hat mich ein Zufall dann doch mal auf so ein Stück verschlagen, dann kann ich mich ganz gut zusammenreißen und verkrampfe nicht so sehr. Ich versuche, nicht daran zu denken, was alles passieren könnte, wenn ich jetzt falle, sondern möglichst nüchtern daran, welche Technik mir hilft, den Hang gut zu bewältigen. Denn runter muss ich ja irgendwie :wink: Wenn das nicht so gut klappt, wie ich mir das vorstelle, halte ich auch schon mal an, rücke mich auf meinen Skiern gedanklich wieder gerade und fahre weiter. Ich weiß auch nicht wie, aber das wirkt bei mir oft Wunder :-)

Vor ein paar Jahren bin ich mal bei einer Schussfahrt gestürzt und habe mir böse das Knie verdreht. Noch heute kribbelt es im Magen, wenn ich wieder in die gleiche Situation komme. Doch mit jedem Mal wo alles glatt läuft, geht es besser. Ich weiß inzwischen genau, warum ich damals gefallen bin (Anfänger, falsche Belastung auf den Carvern bei Geradeausfahrt und kawum!), habe viel dazugelernt und kann so einen Sturz zwar bestimmt noch nicht 100% verhindern, aber das Risiko ist doch schon sehr reduziert.

Nach besagtem Sturz hatte ich überhaupt eine Zeitlang ziemliche Angst davor hinzufallen, doch wie oben schon angesprochen hat es mir geholfen, einfach öfter zu fallen und zu sehen, dass nicht immer gleich Katastrophen passieren müssen. In diesem Jahr bin ich sogar öfter gefallen als in den Jahren davor, aber weil ich generell der Sache gegenüber unverkrampfter war, hat es mir fast nichts ausgemacht. Außerdem hatte ich meist entweder einen Skilehrer oder einen anderen wirlich guten Fahrer dabei, mit denen ich dann besprechen konnte, warum ich gefallen bin. Ich brauchte mir also keine diffusen Gedanken über den nächsten möglichen Sturz zu machen, sondern konnte mich darauf konzentrieren, meine Fehler zu auszumerzen, die mich zu dem Sturz geführt haben.

Ich verstehe natürlich, dass es auch viele unvorhersehbare Stürze gibt, die kaum zu verhindern sind, wie ja auch der von Herbert. Da wird meine Strategie vielleicht nicht so gut helfen, denn die Verhnderung des Sturzes liegt ja sozusagen nicht in der eigenen Macht. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass es auch hier hilfreich ist zu versuchen, sich ganz bewußt auf das Skifahren, die Bewegung und die zu verwendende Technik in der bestimmten Situation zu konzentrieren, die Gedanken also im Hier und Jetzt zu halten und sie nicht zur Gefahr abschweifen zu lassen, die evtl. hinter der nächsten Ecke lauert...

Ich hoffe, es macht überhaupt Sinn, was ich alles geschrieben habe :) Und für die, die mich noch nicht kennen: Ein großes Hallo in die Runde und es ist schön hier zu sein!
Viele Grüße,
Antje
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Beitrag von nicola » 14.04.2006 20:55

SkiGirlForLife hat geschrieben:Ich verstehe natürlich, dass es auch viele unvorhersehbare Stürze gibt, die kaum zu verhindern sind, wie ja auch der von Herbert. Da wird meine Strategie vielleicht nicht so gut helfen, denn die Verhnderung des Sturzes liegt ja sozusagen nicht in der eigenen Macht. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass es auch hier hilfreich ist zu versuchen, sich ganz bewußt auf das Skifahren, die Bewegung und die zu verwendende Technik in der bestimmten Situation zu konzentrieren, die Gedanken also im Hier und Jetzt zu halten und sie nicht zur Gefahr abschweifen zu lassen, die evtl. hinter der nächsten Ecke lauert...
du sprichst hier interessante sachen an "die Verhnderung des Sturzes liegt ja sozusagen nicht in der eigenen Macht" - genau darin liegt ja der knackpunkt für angst - ohnmacht, machtlosigkeit, keine kontrolle, wie immer man es auch nennen kann oder mag. natürlich kann konzentration hier manchmal helfen, aber dem unterbewusstsein kann man mit ihr nicht immer so leicht entkommen. schliesslich liegt der reiz einer betätigung ja sehr oft genau im "flow", darin, dass man etwas so macht, dass man nicht mehr über das wie nachdenken muss.

beim skifahren spricht man in unseren breiten sehr oft von "der gsunden brezn", die für die psyche ungesunden aspekte von stürzen werden dabei gerne unter den tisch gekehrt. hier wird sport oft sehr hart interpretiert, fast wie im schulturnsaal wo die sortierung von "spreu und weizen" sehr oft noch eigenartige züge aufweist.

zweifelsohne gibt es "gesunde brezen", also stürze, die zeigen, dass man auch riskieren kann. die lassen sich aber ebensowenig herbeiführen, wie die ungesunden verhindern ... vielleicht sind manche ereignisse einfach dazu da, etwas aus ihnen zu lernen (auch beim skifahren hat das nicht immer unbedingt mit reiner skitechnik zu tun :wink: )
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Beitrag von SkiGirlForLife » 15.04.2006 01:06

Klar lassen sich die "gesunden" Stürze nicht provozieren. Und wer fällt auch schon gern freiwillig? :wink: Ich hatte nur dieses Mal irgendwie immer das Glück, dass alles extrem glimpflich abgegangen ist, obwohl ich mir mehr zugetraut habe. Das hat mir ein gutes Stück von meiner vorherigen Angst genommen. Und halt, dass ich immer genau wusste, warum ich jetzt gefallen bin. Aber das ist bei mir auch noch immer leicht festzustellen, denn wie gesagt, ich fahre ja noch nicht soooo gut.

Und sicherlich besteht der Reiz der ganzen Sache darin, nicht mehr über die Technik nachdenken zu müssen. Das ist mein erklärtes Skifahrer-Lebensziel !! :-D Auf der einen oder anderen Abfahrt ist das auch schon ganz gut gelungen - ich hatte das Gefühl, ich fahre nicht mehr nur auf dem Ski, sondern alles ist eine Einheit. Wirklich fantastisch *Sucht!!* Wenn es mir aber dann doch mal mulmig geworden ist, hat es mir halt immer geholfen, mich wirklich nur auf das Skifahren ansich zu konzentrieren. Das hat auch ganz gut geklappt bei meinen momentan "kleineren Ängsten". Ganz weg waren sie dann immer noch nicht, aber sie haben mich nicht mehr so eingenommen. Also habe ich meine Angst nicht überwunden, sondern nur gemildert, wenn ich es mir recht überlege.

Stürze wie der von Herbert bewegen sich dann natürlich in ganz anderen Dimensionen und vielleicht würde ich danach überhaupt gar keinen Hang mehr runterfahren, Konzentration auf die Sache hin oder her! Von daher Herbert: ich kann als relativer Neuling gut reden, aber vor dem Mut, den Du aufbringst, um überhaupt wieder solche Hänge zu fahren ziehe ich den Hut!!
Viele Grüße,
Antje
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Beitrag von Herbert Züst » 18.04.2006 11:51

Nicola hat geschrieben
ausnahmslos - ist das einfahren in hänge, in denen mit lawinenabgang von vorneherein gerechnet wird. bei allem respekt vor der coolness der wilden hunde und ihrer brüder, für diese form von verrücktheit gibt's für mich nur mehr den ausdruck im superlativ - das ist jedesmal irrsinn. irrsinn im wahrsten sinne des wortes, denn in einer lawine ist das risiko zu sterben einfach zu gross, wer sowas auf sich nimmt muss tiefergehende probleme haben.
Wir haben auf Touren auch schon vor dem Queren von Hängen, Lawinen von oben absichtlich ausgelöst aber erst nachdem wir erstens geschaut haben, wo die Lawine hinunter geht und zweitens wurde derjenige der den Hang angeschnitten hat von Kammeraden am Doppelseil und Klettergurt gesichert.
Was ich aber nach den Schnefällen in den letzten Tagen in
Grindelwald wieder an Unvernunft gesehen habe war haarsträubend.
Ich weiss nicht, was es da braucht um solchen Wahnsinn zu vermeiden.

Gruss Herbert

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Beitrag von nicola » 18.04.2006 12:12

Herbert Züst hat geschrieben:Wir haben auf Touren auch schon vor dem Queren von Hängen, Lawinen von oben absichtlich ausgelöst aber erst nachdem wir erstens geschaut haben, wo die Lawine hinunter geht und zweitens wurde derjenige der den Hang angeschnitten hat von Kammeraden am Doppelseil und Klettergurt gesichert.
eine lawine (fachgerecht gesichert - auch für diejenigen, die sich möglicherweise unterhalb des abbriss aufhalten könnten) auszulösen gehört ja wohl zu den bewährtesten präventivmassnahmen ... was ich einfach gar nicht mag sind bilder und stories, die vermitteln, dass "mit der lahn abreiten" cool ist. leute, die echt extreme sachen machen (vom mt. everest gipfel mit ski abzufahren z.b.- http://www.davokarnicar.com) sehen das übrigens sehr ähnlich. es mag sein, dass einem auf extremtouren sowas passieren kann, sich das als besondere leistung an den hut heften würde ein profi aber kaum.
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Beitrag von Herbert Züst » 18.04.2006 15:21

Was Davo da macht finde ich einsame Klasse und auch das Risiko, dass er dabei eingeht ist bei seinem Können und seiner Ausbildung für ihn sicher irgendwie kalkulierbar. Was mich hingegen wütend macht, sind jene Leute die ohne jegliche Lawinenausbildung in Hänge hineinfahren, die zB. morgens um 8.00 absolut befahrbar sind und in die ich meine Spuren um diese Zeit gelegt habe, die die sie dann Nachmittags um 14.00 Uhr bei grösster Hitze nachfahrenhren und damit nicht nur sich selbst sondern auch andere gefährden.

Gruss Herbert

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Tja die Angst

Beitrag von Dotwinn » 18.04.2006 21:53

Wo fange ich an ?
Auch ich merke langsam mehr Angst beim fahren und denke es liegt doch irgendwie am Alter (bin 47) aber in diesem Jahr stand ich unfreiwillig an einem Steilhang einer wirklich schwarzen Piste und musste runter (Laufen hätte auch gegangen...) Ich bin gefahren und auch prompt gefallen, nicht schlim halt nur so ausgerutscht. Danach habe ich eine kurze Zeit damit verbracht daran zu denken was ich anderen immer sage, "Fahren, fängt im Kopf an, Angst macht mürbe" und wenn du denkst du fällst fällst Du !
Also habe ich mir gesagt Du kannst es und siehe ohne Probleme bin ich da runter. Das ist mit dem Motorrad ist genau das gleiche denke nie an fallen.

Liebe Grüße Dot
Es ist das Klacken der Bindung, dass den Spaß verspricht.
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Beitrag von Herbert Züst » 02.05.2006 15:16

Bin die Säntisabfahrt gestern alleine zum ca. 30- igsten Male in meinem Leben gefahren, ich hatte dabei im berühmten Messmerkamin (50° Neigung) nicht eigentlich Angst, aber irgend so ein Kribbeln war doch vorhanden. Ich bin mehr oder weniger seitlich hinunter gerutscht wo ich vor meinem Horrorsturz geschwungen habe aber hinunter bin ich.
Gruss Herbert

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Beitrag von nicola » 02.05.2006 16:35

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herzlichen glückwunsch!
nicola

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Beitrag von Herbert Züst » 02.05.2006 19:30

Danke Nicola
ich bin erstaunt und erfreut, dass hier überhaubt jemand den Säntis kennt. Ist natürlich ein Touristenberg, die Skiabfahrt aber hats schon in sich und ist der Abschluss der Saison von einigen Freaks.Für Tourenfahrer abseits der Piste ist im Alpstein in änlichem Schwierigkeitsgrad der Altmann zu empfehlen, allerdings mit mehrstündigem Aufstieg,

Gruss Herbert

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