Rücksichtsloses Verhalten - an was es liegen mag?

Alles zum Thema Sicherheit, Verhalten und Regeln auf der Piste
Jinn

Rücksichtsloses Verhalten - an was es liegen mag?

Beitrag von Jinn » 29.01.2006 23:19

Hallo Forum,

die Erlebnisse an meinem Wochenendausflug passen gut zu der schrecklichen Beinbruchgeschichte von anny.
Dabei möchte ich dann auch die erfahrenen DauerskifahrerInnen unter Euch fragen, welche Erfahrungen sie insgesamt diesbezüglich haben. Wäre Euch also für Antworten dankbar!

Als ich das letzte Mal am Sonnenkopf war, da war zwar herrliches Wetter, aber die Schneebedingungen waren nicht so optimal. Ich schreib das dazu, falls es tatsächlich mit der Anwesenheit mancher Gruppen zu tun haben sollte?
Den ganzen Tag über begegneten mir SkifahrerInnen, teils - soweit ich das beurteilen kann - wirkliche Topskifahrer, die fantastisch fahren konnten, die sehr rücksichtsvoll waren. Ich sah an diesem Tag keine „guten“ Skifahrer, die z.B. in Engstellen von steileren Abfahrten ein- oder durchfuhren, wenn sich dort gerade „nicht so gute“ Skifahrer abmühten.
Einmal stürzte ich leicht, und sofort hielt eine Skifahrerin neben mir und fragte nach meinem Befinden. An den Sesselbahnen und Liften wurde nicht gedrängelt und anderen über die Skier gefahren.

Dieses Wochenende waren die Schneebedingungen sehr viel besser, aber das Wetter war bis auf mittags eher unangenehm. Morgens herrschte so ein diffuses Licht, dass man alles nur in gleichmäßigem Weiß sah, also keinerlei Bodenerhebungen oder Schneewehen als solche erkennen konnte. Wie meine Begleiter und ich fand, ganz schön gefährliche Verhältnisse, denen man nur mit großer Vorsicht und zurückhaltendem Fahrstil begegnen konnte.
Aber was war tatsächlich: Es waren sehr viel mehr Skifahrer anwesend, wie das letzte Mal. Für mich überraschend auch sehr viel Snowboardfahrer. Es wurde gerast, gedrängelt und rücksichtslos in Engstellen geprescht, dass einem Angst und Bange werden konnte. Nicht umsonst war dann auch der Heli zweimal vor Ort, und insgesamt sah ich dreimal den Pistenschlitten mit Verletzten auf der Bahre. Mir kam es so vor, als wäre diesmal eine ganz andere Spezies Ski- und Snowboardfahrer unterwegs, wie beim letzten Mal. Lag’s am Wetter? An den Schneeverhältnissen? Oder gar daran, dass es Ende Januar ist?

Ich verstehe so was einfach nicht. Wenn ich doch sehe, dass schlechtere SkifahrerInnen vor mir sind, dann mache ich entweder einen weiten Bogen um sie herum, oder warte, bis sie so weit weg sind, dass ich sie nicht mehr tangiere. Nicht, weil ich an denen nicht vorbeikomme, sondern, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie sehr das erschreckt und unsicher macht, wenn von hinten einer rücksichtslos angerauscht kommt - und dann noch in Armeslänge an einem vorbeizieht.

Einen Skifahrer, der ein Kind übern Haufen gefahren hat, habe ich dann - nachdem der Vater dem Kind zur Seite stand und andere Hilfe dazu kam - noch eingeholt und - sorry, ist sonst überhaupt nicht meine Art - fast aus den Brettern gehauen. Der hatte doch glatt noch eine freche Schnauze. Aber er war so blöd, dass er bis zur Sesselliftstation vorgefahren war. Ich informierte dann das Personal dort, und ich denke, nachdem auch noch ein anderer Zeuge dazu kam, bekam dieser rücksichtslose Typ echt Probleme. (Ich bin dann weiter, nachdem ich meine Adresse hinterlassen hatte.)

Was meint Ihr insgesamt dazu? Hat diese Rücksichtslosigkeit, auch die Selbstüberschätzung zugenommen? Liegt das - wie heute in einer TV-Sendung zu sehen - an den Carvingskiern, die angeblich die Leute zur Raserei animieren? (Ist mir mit meinen noch gar nicht aufgefallen, ich finde, Carving ist eher etwas für Genießen??)
Ist das Verhalten von Skigebiet zu Skigebiet verschieden?

Ach ja, nicht dass ich es vergesse: Dieses Mal hat es mich mal richtig am Pistenrand beim Übergang in den tieferen Schnee ausgehebelt. War so abrupt, dass es mich aus mich regelrecht aus den Skiern katapultierte. Ein echter Highsider mit brutal harter Landung auf dem Rücken. (Dank Rucksack nix passiert, ausser etwas Benommenheit.) Ich habe, benommen im Schnee liegend, bestimmt an die zehn SkierfahrerInnen an mir vorbeirasen sehen. Niemand machte auch nur Anstalten zum Anhalten ...

Jinn

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Re: Rücksichtsloses Verhalten - an was es liegen mag?

Beitrag von Cradle22 » 30.01.2006 08:20

Hi!
Jinn hat geschrieben: Ich habe, benommen im Schnee liegend, bestimmt an die zehn SkierfahrerInnen an mir vorbeirasen sehen. Niemand machte auch nur Anstalten zum Anhalten ...
Ist doch eher eine allgemeine Entwicklung :( . Und rein verhaltenstechnisch kann es ja auch fast jeder nachvollziehen - ok, eher in anderen Situationen als beim Sturz auf der Piste (die klassischen Beispiele, Autounfall und Überfall auf / Verprügeln eines Passanten).
Man will sich halt nicht einmischen, hat keine Zeit, es könnte einem selber etwas passieren, vielleicht bekommt man Probleme etc.

Anhalten, Helfen und Fragen auf der Piste sollte man schon. Man kann zwar außer Skis bringen nicht wirklich etwas tun, aber aus meiner Erfahrung des Rippe brechens letztes Frühjahr in Mayrhofen kann ich nur sagen, daß es einen einfach etwas beruhigt, wenn sich ein paar Leute über einen beugen und eventuell bereit sind, Pistenpersonal zu holen oder einem sonstwie weiterzuhelfen.

Bin dann aber doch alleine wieder heruntergefahren - Au! Kaputte Rippen kein Spaß :roll:


Gruß,

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Beitrag von Martina » 30.01.2006 11:15

Meiner Meinung nach gabe es diese Leute schon immer. Ich kann mich erinneren, dass mein Vater mal kurzerhand einem Skifahrer die Tageskarte abgenommen hat, nachdem dieser mich wirklich übel zusammengefahren hatte. Das ist jetzt gut und gerne 25 Jahre her!

Es ist möglich, dass es heute mehr Probleme gibt. Das rührt meiner Meinung nach aber eher daher, dass mit den heutigen Transportanlagen extem viele Leute auf die Pisten geschaufelt werden. Somit ist es dort voller.

Weiter meine ich, dass skifahren bei einer gewissen Klientel ein etwas anderes Image bekommen hat: Diese Ballerman-Skiorte gab es (meines Wissens) früher nicht in diesem Ausmass. Und solche Orte locken halt auch eine bestimmte Klientel an, die sich möglicherweise auch auf der Piste entsprechend verhält.

Und wenn man den Carvingski eine gewisse Schuld zuschreiben möchte: Skifahren ist heute deutlich leichter erlernbar als früher. Das liegt am Material, aber auch an den einfacher präparierten Pisten. Somit ist es vielleicht weniger "selektiv" als früher. Wobei damit noch nicht bewiesen ist, dass nur höflichere Menschen die Ausdauer zeigen, etwas anspruchsvolles zu erlernen. Aber möglich wäre es.

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Re: Rücksichtsloses Verhalten - an was es liegen mag?

Beitrag von Krumel » 30.01.2006 12:11

Jinn hat geschrieben:den Pistenschlitten mit Verletzten auf der Bahre.
*berufsethos on* es heißt trage/akja/stretcher/liege aber KEINESFALL Bahre..die ist für tote.

*G*

Leider ist rücksichtslosigkeit auf Pisten mittlerweile ein zunehmendes Phänomen. Gerade in Gebieten wo viele "Flachlandtiroler" (= deutsche nördlich des Weißwurschtäquators, Holländer) sind, beobachte ich dieses Phänomen.
Ich hatte selber vor 7 Jahren einen schweren Unfall, als beim Vereinstraining ein Snowboarder in den gesperrten Bereich einfuhr und mir, der ich an der Stelle mit ca. Tempo 90 ankam, über die Skier fuhr. Hubschrauber, Narkoseeinleitung noch auf der Piste, Intensiv & lange in der Klinik gelegen, aber trotzdem Glück gehabt... die Skikante hat gerade noch einen kleinen hautschnitt am Hals gemacht, 2mm tiefer wäre die halsschlagader gewesen... Außerdem habe ich (fast) keine bleibenden schäden.
Unfallflucht, der Kerl wurde dann unten von trainingskameraden geschnappt, war ein Holländer, bevor es zum Verfahren kam, ist er in die USA rüber geflüchtet.

Nur mal dazu..
Heute sehe ich mittlerweile täglich derartige Fälle. Genauso wie im Straßenverkehr gilt scheinbar heute: "Wer bremst, verliert". Erst vor einigen Tagen haben wir ein 4 jähriges Mädchen gehabt, dass schwer verletzt wurde, als ein Skifahrer in eine stehende Skischulgruppe frontal im Schuss raste.

Nur das mal.
Grüße,
Philipp
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Beitrag von Herbert Züst » 30.01.2006 13:20

Wie Martina richtig sagte, gab es diese Leute schon immer, ich möchte dazu noch ergänzen, und überall. zB. auch auf der Strasse. Ich wage zu behaupten, dass es zum grossen Teil sogar die gleichen Typen sind.
Angst auf der Piste machen mir vielfach auch Leute die in Gruppen fahren, da die hintersten in der Gruppe weit über ihren Ski oder Board- technischen Möglichkeiten daher rasen. Als Gegenmassnahme sehe ich nur immer wieder vermehrte Aufklärung in Skischulen, Lagern oder Kursen. Ich persönlich würde es schade finden, wenn der Gedanke einer Pistenpolizei weiter ausgebaut werden müsste. Skifahren ist halt wie jedes andere Verhalten in einer Gemeinschaft Charaktersache.

Gruss Herbert

Jinn

Re: Rücksichtsloses Verhalten - an was es liegen mag?

Beitrag von Jinn » 30.01.2006 13:31

Krumel hat geschrieben: *berufsethos on* es heißt trage/akja/stretcher/liege aber KEINESFALL Bahre..die ist für tote.
*G*
Lieber Philipp,

habe verstanden :oops: - auch, wenn ich gar nicht weiß, ob die auf der Trage/Liege, dem Akja/Stretcher wirklich noch gelebt haben ... :D . Wie nennt man eigentlich den Motorschlitten, der den Akja zieht? Oder ist das "gesamte" (Liege plus Motorschlitten) "der Akja"?? :roll: (muss mich unbedingt mal mehr um die Terminologie kümmern!)

@All

Danke für Eure Erfahrungen und Meinungen dazu.
Was Martina schreibt hat sicher großen Anteil an der unterschiedlichen Klientel, die da rücksichtslos rumrast. Beim ersten Mal war nämlich, aufgrund schlechterer Schneebedingungen, ein Szenenschuppen im Ballerman-Stil geschlossen. Diesmal war er schon früh morgens auf - und proppenvoll. Viele davon sind "zwischendurch" auch auf die Piste.

Und, Philipp, Du hast recht! Ist mir jetzt gar nicht in den Sinn gekommen, darin einen Zusammenhang zu sehen: Die meisten Busse waren diesmal aus dem hohen Norden (HH, HB, D, RE, usw.)

Bzgl. "leichter lernen" (Martina) habe ich - nach 30 Jahren Pause - für mich jetzt festgestellt, dass ich zwar mit den Carvingskiern toll zurecht komme, und nach Meinung von erfahrenen Skifahrern "gut" fahre - aber m.E. nun unbedingt mal einen entsprechenden Skikurs belegen muss, um technisch besser in anspruchsvollen Geländesituationen zurechtkommen zu können. Oder anders formuliert: meines Erachtens fängt jetzt das Lernen erst richtig an. (Vielleicht bin ich da auch vom alten Eisen?)
Martina hat geschrieben: Das rührt meiner Meinung nach aber eher daher, dass mit den heutigen Transportanlagen extem viele Leute auf die Pisten geschaufelt werden. Somit ist es dort voller.
Anderseits ist es gerade dieser Umstand, warum ich die Drängelei an den Liften und Sesselbahnen gar nicht verstehen kann. Das geht doch heute alles so schnell, dass es gar keine Rolle spielt, ob ich fünf oder zehn Leute mehr vor mir habe. Ausserdem: Wo bleibt denn da noch "der Genuß" - oder der "Fun"??
Arndt hat geschrieben: Und rein verhaltenstechnisch kann es ja auch fast jeder nachvollziehen - ok, eher in anderen Situationen als beim Sturz auf der Piste (die klassischen Beispiele, Autounfall und Überfall auf / Verprügeln eines Passanten).
Man will sich halt nicht einmischen, hat keine Zeit, es könnte einem selber etwas passieren, vielleicht bekommt man Probleme etc.
Dann gehöre ich wohl zu einer aussterbenden Gattung Mensch. Erstens "kann ich es überhaupt nicht nachvollziehen", sondern finde es so etwas von "un"menschlich (=nicht eines Menschen würdig :D ). Zweitens sind mir Zeit und etwaige Probleme so was von wurscht, wenn es um hilflose (oder vermutlich/eventuell) Personen geht. Und Drittens denke ich gerade bei "könnte mir auch etwas passieren" (also, während ich helfe) daran, was wohl mit dem "Verletzten" passiert, wenn da nochmal einer reinrast. Deshalb hat die Absicherung und Hilfe für mich oberste Priorität - und wenn ich mich quer vor ihn/sie schmeißen müsste. :evil:



Von einem jedenfalls haben mich die Beobachtungen hundertprozentig überzeugt: Ohne Helm - nie wieder!

Hm ... oder umsteigen auf Tourenski? Abseits jeden Rummels? Da sind solche Typen doch bestimmt zu faul dazu??

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Beitrag von Martina » 30.01.2006 14:33

Herbert Züst hat geschrieben: Als Gegenmassnahme sehe ich nur immer wieder vermehrte Aufklärung in Skischulen, Lagern oder Kursen.
Damit hast du völlig recht. Aber leider fallen mir gerade Lager immer wieder negativ auf: Irgend ein Leiter, der die coole Sau raushängen lassen will (nicht selten ein Lehrer!), aber eigentlich nicht so toll auf den Ski/dem Board unterwegs ist, rast über seinen Verhältnissen voraus oder quer durch den Funpark - und die Teilnehmer als desolater Haufen hinterher. Anschliessend wird das ganze am Abend vermutlich als supertolles Erlebnis diskutiert.
Als ich noch an einer Skischule arbeitete, habe ich die betreffenden Leute öfters mal angesprochen. Oft handelte es sich um J+S-Leiter1 (betr. Schweiz). Obwohl wir wiederholt bei J+S diese Probleme angesprochen haben (Thema: Sensibilisierung in der Ausbildung) hat sich nie etwas geändert. Und nach meinen Beobachtungen wird dieser Ausbildungsgrad nach wie vor vielerorts "verschenkt", gerade in Lehrerausbildungen.
(Ich bin übrigens selber auch Lehrerin, habe also keine grundsätzliche Abneigung gegen diesen Berufsstand!).

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Re: Rücksichtsloses Verhalten - an was es liegen mag?

Beitrag von Cradle22 » 30.01.2006 14:42

Hi!
Jinn hat geschrieben: Die meisten Busse waren diesmal aus dem hohen Norden (HH, HB, D, RE, usw.)
:) RE und D also hoher Norden :) Nix für ungut, aber der Abstand von RE zu HH sind dann doch so 300 km... Und ich fahre von DO nach Winterberg in ca. 1h - OK, kein Vergleich zu Alpen, aber als "Trainingsgelände" für Anfänger bestimmt auch gut genug
Jinn hat geschrieben:
Arndt hat geschrieben: Und rein verhaltenstechnisch kann es ja auch fast jeder nachvollziehen - ok, eher in anderen Situationen als beim Sturz auf der Piste (die klassischen Beispiele, Autounfall und Überfall auf / Verprügeln eines Passanten).
Man will sich halt nicht einmischen, hat keine Zeit, es könnte einem selber etwas passieren, vielleicht bekommt man Probleme etc.
Dann gehöre ich wohl zu einer aussterbenden Gattung Mensch. Erstens "kann ich es überhaupt nicht nachvollziehen", sondern finde es so etwas von "un"menschlich (=nicht eines Menschen würdig :D ). Zweitens sind mir Zeit und etwaige Probleme so was von wurscht, wenn es um hilflose (oder vermutlich/eventuell) Personen geht. Und Drittens denke ich gerade bei "könnte mir auch etwas passieren" (also, während ich helfe) daran, was wohl mit dem "Verletzten" passiert, wenn da nochmal einer reinrast. Deshalb hat die Absicherung und Hilfe für mich oberste Priorität - und wenn ich mich quer vor ihn/sie schmeißen müsste. :evil:
Ich bezog das "menschlich nachvollziebar" auch nicht unbedingt auf typische "Pistensturzsituation", sondern eher z.B. auf etwas von mir am WE beobachtete: Neonazidemo in Dortmund, und ein paar Straßen weiter wird jemand von drei Hooligans zusammengeschlagen.

Geht man dazwischen? Wäre man moralisch zu verpflichtet. Aber ich kann da nur von mir sagen, daß ich es mich nicht getraut habe. Ich bin männlich und rel. jung, würde also mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit auch von denen eins auf die Moppe kriegen.

Aber da ich die Bandidos (auch nicht gerade Engel) in Dortmund kenne, habe ich denen mal Bescheid gesagt...


Wie ich schon sagte, auf der Piste kann ich mangelnde Hilfsbereitschaft auch nicht nachvollziehen (man sollte sich allerdings nicht gerade selber gefährlich auf die Schn**ze legen, nur um jemandem anderen zu helfen :o . Habe ich auch schon gesehen, dem Gestürzten war nix passiert, der Helfer hat sich das Handgelenk gebrochen).


Gruß,

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Re: Rücksichtsloses Verhalten - an was es liegen mag?

Beitrag von PeLu » 30.01.2006 14:43

Jinn hat geschrieben:Liegt das - wie heute in einer TV-Sendung zu sehen - an den Carvingskiern, die angeblich die Leute zur Raserei animieren?
Ich fahr mit den Carvern jetzt bsiweilen mit Genuß langsamer, das ist so schön. Zumindest hab' ich den Eindruck.

Davon abgesehn: Mir fallen auch immer die typ. rücksichtslosen Pistenteilnehmer auf, sind heutzutage vielfach Snowboarder. Dabei will ich überhaupt nicht sagen, daß das Snowboard zur Rücksichtslosigkeit verleiten täte oder sowas in der Art. Garnicht.
Aber das Snowboard ist (auch) attraktiv für viele Leute, die unter 'Freiheit' ganz was seltsames verstehen, nämlich anderen Leuten Verdruß zu bereiten. Die typischen Halbstarken halt. Und die anständigen Snowboarder leiden dann sicher unter den resultierenden Vorurteilen.
(wie bei den Motorradfahrern).

Wir haben ja auch früher viel Unfug gemacht und einiges davon war wohl auch nicht ungefährlich, aber gezielt andere gefährdet haben wir nicht.
Ich hab' selber schon ein paar Freunde in Lawinen verloren, die von rücksichtslosen Variantenfahrern abgetreten wurden (natürlich trotz aller Warnschilder).
Das einzige was man vielleicht machen kann, wenn man zu sowas dazukommt, ist den Übeltäter zu fotografieren (wenn man denn schnell genug ist). Fotos sind immer gut.

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Beitrag von Cradle22 » 30.01.2006 14:49

Hi!
Martina hat geschrieben:
Herbert Züst hat geschrieben: Als Gegenmassnahme sehe ich nur immer wieder vermehrte Aufklärung in Skischulen, Lagern oder Kursen.
Damit hast du völlig recht. Aber leider fallen mir gerade Lager immer wieder negativ auf: Irgend ein Leiter, der die coole Sau raushängen lassen will (nicht selten ein Lehrer!), aber eigentlich nicht so toll auf den Ski/dem Board unterwegs ist, rast über seinen Verhältnissen voraus oder quer durch den Funpark - und die Teilnehmer als desolater Haufen hinterher. Anschliessend wird das ganze am Abend vermutlich als supertolles Erlebnis diskutiert.
Als ich noch an einer Skischule arbeitete, habe ich die betreffenden Leute öfters mal angesprochen. Oft handelte es sich um J+S-Leiter1 (betr. Schweiz). Obwohl wir wiederholt bei J+S diese Probleme angesprochen haben (Thema: Sensibilisierung in der Ausbildung) hat sich nie etwas geändert. Und nach meinen Beobachtungen wird dieser Ausbildungsgrad nach wie vor vielerorts "verschenkt", gerade in Lehrerausbildungen.
(Ich bin übrigens selber auch Lehrerin, habe also keine grundsätzliche Abneigung gegen diesen Berufsstand!).

Als Reiseleiter bei Skifahrten, die"Lager"-ähnlich sind, kann ich nur was zur Ausbildung zum "Skiteamer" (bin ich nicht, bin "Kochteamer" :wink:) sagen:

Unseren Skiteamern wird bei der Ausbildungsfahrt immer gesagt, daß sie besonders während des Skikurse, aber auch privat nichts auf der Piste machen sollen, was z.B. durch Nachahmungseffekte gefährliche Situationen hervorrufen können (z.B. Funpark, Halfpipe, Abseits fahren, gesperrte Pisten fahren).
Wenn sie in ihrer Freizeit am Berg so etwas tun möchten, dann nur alleine oder mit extremsten Hinweisen an die Teilnehmer, die es sehen könnten, was alles passieren kann, und daß jeder nur auf eigene Gefahr mitfährt.
Aber eigentlich sollten sie es halt gar nicht tun.
Einer der Gründe, weshalb ich beim Koch - der stressigste Teamerjob - geblieben bin... :D

Gruß,

Arndt
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