der grund meines threadstarts war nicht das richten, urteilen und mutmassen. diesen tragischen fall habe ich nicht gewählt, weil irgendeine prominente person verwickelt ist, sondern weil die klärung – nach rechtlichen kriterien – schwierig aussieht und so stellt sich mir die generelle frage: wie kann man sich selbst und andere schützen?
als jemand der am berg und mit ski gross geworden und nun seit längerer zeit in der stadt zu hause ist, beschäftigen mich manche phänomene, die mit unserem generellen kulturumfeld zu tun haben. obwohl die grenzen zwischen urbanen menschen und „naturburschen“ zwar immer fliessender werden, sind die gefahren mit denen ein bergbauernkind gross wird, andere als bei einem stadtkind.
generell und nicht fallbezogen ein paar gedanken dazu:
sind sich leute, die nur sporadisch zum skifahren unterwegs sind, überhaupt bewusst, dass sie sich im hochalpinen gelände bewegen, in das man ohne seilbahn oder lift nur mit guter kondition, ausrüstung, können und erfahrung gelangt?
inwiefern wirkt sich die „überregulierung“ fast aller lebensbereiche nachteilig auf das persönliche verantwortungsgefühl aus?
beginnt nicht bereits in der kindererziehung eine desensibilisierung für gefahr? - wenn praktisch alles verboten ist, lernt ein kind nicht mehr zwischen echter gefahr und jenen einschränkungen, die für eltern, pädagogen etc. „nur“ praktisch sind, zu unterscheiden.
unterschiedliche kulturen, gehen mit gefahren unterschiedlich um – ich sehe im mitteleuropäischen raum auch seitens der pisten-betreiber momentan eine gewisse schwammige verhaltensweise. einerseits versucht man sicherheitstechnisch am us amerikanischen stand zu sein, andererseits begegnet man vielen dingen mit einer gewissen gelassenheit. ein gutes beispiel ist die zitierte überlegung aus der schweiz, an gefahrenstellen, die pisten schlechter zu präparieren um damit das tempo zu drosseln. das finde ich ehrlich gestanden schildbürgerlich, denn skifahrer plötzlich vom teppich auf eine waschrumpel zu führen, kann nur gefährlich sein. in den meisten us skigebieten ist das perfekt gelöst: mit signaltransparenten die weit sichtbar und zum tempodrosseln als „nadelöhr“ angebracht sind. in diesen slow zones kann fehlverhalten auch ganz leicht mit ticketentzug geahndet werden, ohne, dass gleich der ganze berg unter polizeiaufsicht steht.
interessant finde ich diesen aspekt:
das alles ist zwar im sinne der FIS regeln richtig, aber hat auch einige haken - mangels entsprechender gesetze wird das FIS regelwerk oft zur Urteilsfindung hinzu-gezogen – im alpenraum sehen juristen die regeln als internationales gewohnheitsrecht an. allerdings kann ich martin in diesem punkt, der für mich entscheidend ist, nicht 100%ig zustimmen. auf der piste gibt es geisterfahrten! wenn man beispielsweise einen schwung so lange über die fallinie zieht, dass man „bergauf“ fährt, erwarten das die wenigsten pistenbenutzer und obwohl derjenige der bergauf fährt auf nachkommende achten muss, ist das oft nur mit sehr viel „gespür“ möglich. wenn jemand den man auf einem ziehweg überholen will, plötzlich seinen rhythmus und die richtung ändert, kann das ganz leicht zum crash führen... klar ist auch hier der überholende „schuld“, aber seien wir ehrlich, wer will auf einem langen ziehweg schon gerne hinter einem langsamen fahrer herzockeln?Moorkuh hat geschrieben:Nur so am Rande erwähnt: Auf der Piste kann es keine Geisterfahrer geben. Bewegung auf der Piste ist in jeder Richtung erlaubt (unterliegt aber jeweils einer anderen Vorschrift, was Vorrang, Verhalten und Spurwahl betrifft).
Man muß eh nur 10 primitive FIS-Regeln lesen. Ich frag mich, welches Medium sowas in die Welt setzt. (Auch lustig ist, dass einige Medien die FIS-Regeln abgedruckt haben und als Quelle den DSV angaben -- und dabei die veraltete Version der Regel 5 verwendet haben, die gerade den Passus des bergauf Fahrens nicht beinhaltete...)
der langen rede kurzer sinn – die wichtigste FIS regel ist die 1.:Rücksichtnahme auf die anderen Skifahrer und Snowboarder! ich gehe hier sogar ein kleines stück weiter – soweit es möglich ist mit jemanden der in die „spur“ geraten könnte kontakt aufnehmen – blickkontakt, bisweilen sogar verbalen kontakt oder zuwinken. das sehen und gesehen werden ist wesentlich zur unfallvermeidung! ersteres lässt sich üben, zweiteres ergibt sich dann von selbst.