Tigerurlaub
Da sind wir wieder, der Tiger und ich – zurück aus dem Urlaub in Südtirol. Nicht ganz frisch, aber ich zumindest mußte mich erst ein wenig durch Wäscheberge und Arbeit wühlen, bis ich mal was schreiben konnte. Und der Tiger kann zwar viel, aber Schreiben, das kann er nicht...
Ins Grödnertal hat es uns beide verschlagen – wobei eigentlich war der Drache auch mit. Aber wegen Krankheit der Reisebegleitung und reichlich ungünstiger Lawinenlage kam er nicht zum Einsatz – eigentlich hätte ich ihn ja auch mal auf der Piste fahren können, aber das habe ich glatt vergessen.
Denn mit dem Tiger lief es ziemlich gut, wir haben uns blendend verstanden. Auch bei Eis, bei Sulz, auf steilen Pisten und überhaupt. Aber von vorne.
Sonntag – wir wollen uns mal ein wenig einfahren, warm werden (was bei dem eisigen Wind, der pustet, auch nötig ist. Wenigstens scheint die Sonne). Also mal hoch zur Seceda / Col Raiser. Hui – auf der Seceda sind wohl eher Könner unterwegs. Da wird oft schön, kontrolliert und schnell gefahren. Na gut – keine Blöße geben. Runter. Vielleicht auch in schöneren Bögen und ein bißchen flotter, hmm? Paßt, fühlt sich gut an, kann so weitergehen. Es wird nach meinem eigenen Befinden flotter und runder. Weil jemand die Zeitmeßstrecke am Col Raiser unbedingt ausprobieren muß, verlagern wir uns dahin. Aus dem Lift kann man die kurze schwarze Piste wunderbar begutachten. Man könnte doch eigentlich mal, es ist grad so leer... gesagt - getan. Die erste Abfahrt etwas verkrampft und eckig. Hat aber nicht wehgetan, war nicht nicht zu kontrollieren. Also noch mal, weitere Bögen, runder. Fühlt sich gleich viel besser an

Danach wollte ich es nicht übertreiben und der Rest des Tages war wieder überwiegend rot, rund um den Sasslong.
Montag – wegen Krankheit (nicht meiner) war die Nacht kurz und ich bin alleine unterwegs. Gleiches Programm erst mal, aber da ist diese kleine Stimme in meinem Ohr, die mir zuflüstert, daß heute doch eine super Gelegenheit zum üben wäre. Größe Bögen, kleine Bögen, carven. Und wieder und wieder und wieder. Dann wird die Stimme lauter: könnte man doch auch mal wieder auf eine schwarze Piste verlegen? Hmmm? Man konnte, wegen Mittagszeit war die nämlich schön leer, es bestand also keine Gefahr, abgeschossen zu werden. Fazit des Tages: Schwarze Piste fahren fühlt sich gut an (keine Angst, ich carve die nicht!). Und weil ich einfach fahre, fahre, fahre, bin ich abends ziemlich groggy.
Dienstag – wieder zu zweit unterwegs. Unvorsichtigerweise habe ich von meinem guten Gefühl auf der schwarzen erzählt

Das wird dann auch getestet und in Augenschein genommen. Die Abfahrten werden zügiger, schöner, mehr und angstfreier. Bloß bei der Zufahrt zur Mittelstation bei der Abfahrt nach St. Ulrich durfte ich einmal feststellen: wer bremst, verliert – und darf hochschieben. Blöd, den Fehler mach ich auch nur einmal... Irgendwann haben wir dann „Umlaufbetrieb“ gemacht, ich wollte doch nicht als Bremse unterwegs sein. Ich war aber doch erstaunt, wie viele Ab- und Liftfahrten auch ich in so einer Stunde noch unterbringen kann. Mit schönen Grüßen von den Oberschenkeln...
Mittwoch – Sella Ronde gegen den Uhrzeiger-Sinn (der grünen Richtung) steht auf dem Programm. Sagte ich schon, daß ich die Gegend fantastisch finde? Ich schaue und fahre und schaue und fahre und stelle irgendwann fest, daß ich locker alle unbekannten Piste runterfahre – auch immer brav die Variante, an der „difficile“ steht

Huch! Bei einem zwischenzeitlichen Blick auf den Pistenplan stelle ich auch fest, daß wir den einen oder anderen Schlenker einbauen. Schööön. Mittags landen wir in Arabba. Und da sollen die schönsten Pisten sein. Also hoch und schauen – und runter. Und – wie soll es mittlerweile anders sein – natürlich wird eine durchweg schwarze Variante gewählt. Erst mal, weil ich nicht aufgepaßt habe und einfach hinterher bin. Irgendwann kam die Erkenntnis, daß dies doch eher steil sei. Und auch ein wenig eisig. Und dann die Erkenntnis: aber fahren läßt es sich gut. Wieder huch! Dann ging es weiter. Weil die Zeit so gut reichte, mit einigen weiteren Abstechern oder „Pisten-Wiederholungen“. Und irgendwann stand ich zum Abschluß oben am Ciampinoi und ertappte mich dabei, daß ich dachte: och – die schwarze sieht aber besser aus als die rote...
Donnerstag – Varianten-Abfahrten sind noch nicht ganz so meins, wenn sie in Rinnen gehen. Außerdem ist mir die Lawinenwarnstufe nicht geheuer (die Südtiroler machen einen 48h-Bericht mit Tendenz. Und drei mit ansteigender Tendenz paßt nicht zu meinem Risikoprofil...). Also fahre ich heute mal die Sella in der anderen Richtung, wieder mit ein paar Zugaben – und bleibe, wie sollte es anders sein, wieder bei den schönen schwarzen Pisten in Arabba hängen. Statt Mittagspause, darf es dann zur Entspannung und Lockerung auch mal eine nette ruhige blaue sein... Bei der Weiterfahrt bleibe ich leider in einer Pistensperrung erst mal hängen, nehme dann doch ein wenig Gelände und muß mich dann vermeintlich ein wenig sputen. Heute ist es wärmer, und der Schnee wird sulzig, die Pisten ausgebeult. Aber in meiner augenblicklichen mentalen Verfassung verbuche ich auch das nur unter: Übungsgelände, Übung macht den Meister. Bis, ja, bis ich später am nachmittag an dieser verfl... schwarzen, buckligen und eisigen Piste ankomme, die schon wieder im Schatten liegt und so vor sich hin gefriert. Und feststelle, daß ich doch besser gestern abend noch meine Kanten hätte nachziehen sollen. Was war ich auch so faul

Aber auch hier komme ich irgendwie runter, schwöre mir, daß die Kanten noch vor Sauna und Abendessen dran sind, und stehe dann oben am Sasslong. Schaue mich so um, und beschließe, mir noch mal schwarz zu geben. Einfach, weil sie da ist. Und wundere mich über mich selber, die bekennende Angsthäsin, Zauderer und Pausiererin. Wann ist das denn passiert?!
Freitag – wir sind in Arabba zum essen und fahren verabredet. Am letzten ganzen Pistentag will ich es etwas ruhiger angehen und bei der Hinfahrt mir noch einen Abstecher auf den Sass Pordoi geben. Nur für die Aussicht, nicht zum Variantenfahren. Das Lawinengeraffel ist nicht dabei und außerdem, siehe oben. Der Blick ist fantastisch, der Frühnebel ist zwar in den Tälern hängen geblieben, aber die Fernsicht oben drüber lohnt den Abstecher. Pünktlich in Arabba wird mal ausnahmsweise pausiert und gegessen und dann werden noch einmal die schönen Nordhänge genutzt. Viel zu früh müssen wir wieder retour. Der Sulz gestern war nichts zu dem Sulz heute, es ist streckenweise doch eher wohldosiertes Wasserskifahren. Zumindest solange, bis die Sonne wieder sinkt und die Temperaturen anziehen. Das tun sie übrigens auch wieder auf meiner „Lieblingspiste“ von gestern, deren Buckel noch höher und deren eisige Stellen noch eisiger zu sein scheinen. Aber diesmal bin ich vorbereitet: meine Kanten sind geschliffen und mein Kopf darauf eingeschworen, die Schwünge einfach um die Buckel rum zu setzen. Beim ersten hapert es noch (reine Kopfsache), dann geht es vergleichsweise gut. Und deshalb gibt es die oberen Pisten der Sasslong mit und ohne Buckel solange, wie es eben geht, um die Verbindung noch zu erwischen. Die Talabfahrt ist deshalb heute noch mal erschwert: schwarz und bucklig. Aber das geht mittlerweile auch. Jawohl.
Samstag – ich will unbedingt noch mal fahren, die Rückreise nach München ist ja nicht so weit. Irgendwie ist heute das Wetter aber komisch. Erst lichtet sich der Nebel nur zögerlich. Dann kommt die Sonne und weicht gleich mal die Piste auf – und das vor 11h?! Da ist es ja fast schon wieder gut, daß die Wolken noch mal wiederkommen und diesem Prozeß ein Ende bereiten. Der Schnee bremst heute deutlich, so daß es bei der Anfahrt zur Mittelstation mal wieder zu einer Mutprobe kommt. Obwohl ich verd... weit oben habe laufen lassen, muß ich ein wenig schieben. Aber weniger als beim ersten Mal. Ha

! Na ja, irgendwann werden wir das Gewürge aber leid. Wir müssen ja noch ins Tal schwimmen.
Fazit: gut erholt und gut drauf. Aber ich kann unmöglich jetzt schon die Saison beenden. Man könnte ja eventuell... Ostern... hohes Gebiet... Ich grübele grad so vor mich hin
P.S. Ich wollte es wissen und habe dann doch mal das Skilevel-Tool nach langer Zeit wieder getestet. Ups! Wobei ich mal davon ausgehe, daß es wie bei so vielem ist: die Fremdeinschätzung wird anders sein
