Tag ohne Glück...

Alles rund ums Tourengehen, Freeriden und Sicherheit abseits der Pisten. Siehe auch Bericht Freeriding - Sicherheit abseits der Pisten
Ausrüstungsfragen siehe z.B. Forum SICHERHEITS-Ausrüstung
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extremecarver
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Tag ohne Glück...

Beitrag von extremecarver » 10.02.2015 15:13

Heute war die Lawinengefahr hier leider zu hoch...
http://noe.orf.at/news/stories/2693977/

Es hatte in dem Bereich der Auslösung noch gut 100km/h Wind, am Vortag sogar an die 130km/h. Die Gondel fuhr also nur extrem langsam - immer wieder schaukelten wir gegen die Masten, bzw die weil dort eh immer sauwindig - Führungsseile welche verhindern dass die Gondel zu stark pendeln kann -.. (durch diese Seile kann die Gondel dort auch bei 150-160km/h Wind meist noch fahren - kenne nirgends woanders noch so eine Konstruktion - eine normale Pendelbahn hätte bei dem Wind heute eh nicht fahren können). Sprich der Schnee war einfach komplett instabil und durch den Wind wahnsinnig unter Spannung. Hab noch einige weitere Selbstauslösungen gesehen - aber alle relativ klein. Die Hauptanrisszone selber war gut 10m lang - und mir erschien sie 50cm hoch. Der Artikel spricht von mehr - kann auch sein da ich das nur aus der Gondel beurteilt hab (und für mich beschlossen hab heute sehr safe zu fahren da mir das schon ungeheuer war). Entlang der Lawinenbahn gab es aber zig weitere Anrisszonen. Und die Lawine ist im unteren Teil wo es deutlich flacher ist auch noch viele viele hunderte Meter weitergeflossen. Dazu war im unteren Teil echt schon sehr schwerer Schnee - während es oben noch feinster aber stark windbeinflusster Pulver war...


Ich war natürlich auch dort - hab aber die erste Gondel (8:30) verpasst. Ein Snowboarder mit dem ich auch schon öfters hier gefahren bin (also auch Stammgast) ist leider gestorben. Ich nenne ihn ab jetzt mal X. Da noch nicht viel Schnee liegt (laut Schneebericht 30cm - aber die Raxseilbahn meldet halt fast nie - es war eher 1m oben) - war kaum was los. 7 Freerider in der ersten Gondel um 8:30 AFAIK - dazu ich allein in der zweiten. 3-4 weitere kamen noch später.

Ich hab schon bei der Bergauffahrt mit der Gondel eine Lawine gesehen - und noch mit dem Gondelfahrer gesprochen - dass ich dort noch nie so eine große Lawine gesehen hab - bei Neuschnee. Bisher nur bei Nassschnee... Kurz vor der Stationseinfahrt kam dann per Funk rein dass ein Skifahrer vermistt wird - aber von einer Lawine als Grund war keine Rede - Ich bin also schon mit Pieps im Suchmodus runtergefahren - hab aber nicht gewusse dass die Lawine frisch war - ich bin davon ausgegangen dass die Lawine eine Selbstauslösung war. Also bin ich davon ausgegangen dass die Lawine halt von selber runtergekommen ist und jemand mangels Schnee wo wieder raufstapfen muss - bin daher nur im oberen Bereich nahe an der Lawinenspur gefahren - und kein Signal empfangen. (bis zur Stütze 3) - dann rausgequeert da ich woanders erwartet hab dass man da evtl retour muss / steckenbleibt. Aber auch hier niemand. Unten angekommen war noch ein Boarder am warten - ob X nicht doch bald kommt. Die restlichen Freerider waren grade in einer außerplanmäßigen Gondel in der Bergfahrt um diesmal genau suchen zu gehen.

Später wusste ich -Die 6 anderen Snowboarder welche in der ersten Gondel waren - sind auf ihrer ersten Fahrt so wie ich daher mit gut 15m Entfernung am Verunglückten vorbeigefahren - dort erwartet hat ihn zunächst keiner - eigentlich gingen sie noch davon aus dass er halt schon unten wartet. Prinzipiell wars eh egal - er ist ziemlich definitiv nicht erstickt sondern schon in der Lawine gestorben. Also ziemlich mitgenommen.

Inzwischen war auch die Bergrettung alarmiert - und ein Helikopter kam gegen 9:50 am Parkplatz an - allerdings schickte der Bergretter der so wie ich unten war, diesen schnell weg - da der Wind viel zu stark war um weiter oben irgendwie zu landen. Die restlichen Freerider waren nun oben am suchen. Immerhin wussten wir dass der Verunglückte ein Pieps mithatte. Kurz vor 10 brach ich mit dem Bergretter von unten mit der Gondel auf - und es kam die Meldung rein dass X Teilverschüttet ist - aber keine weiteren Infos.





Beim zweiten rauffahren fuhren wir über die Gruppe der Freerider die X grade ausgegraben hatten drüber - dass dieser schon tot war - war mir zumindest nicht ersichtlich von oben. Ich wunderte mich nur etwas dass etwas abseits der Gruppe ein Board/Rucksack lag - genau zu erkennen war dies nicht für mich. Da ich mit Board unterwegs war und damit den Akia runterfahren eher schwer gewesen wäre - bot ich noch an den Akia zum Hang zu tragen und bereit zu machen. Allerdings kam dann die Entscheidung Akia sowie zwei weitere inzwischen eingetroffene Bergretter per Seil aus der Gondel herabzulassen. So fuhr ich gegen 10:30 mit dem Bergretter von oben noch sehr vorsichtig angesichts der Lawinensituation ab.

Da sich der Bergretter mit dem Tiefschnee durch seine All Mountain Ski etwas schwertat (es wurde halt schon schwer) fuhren wir eher langsam ab. Gegen 10:40 kamen wir dann zum Verunglückten - dort waren die zwei weiteren Bergretter inzwischen schon angekommen - und schicktem mich weiter. Für mich sah es so aus als sei der Akia leer. Ich sah grad noch die Gruppe der Freerider wegfahren - und dachte - Puh, Glück gehabt. Der konnte also doch weiterfahren - evtl halt Arm gebrochen oder nicht so arge Verletzung. Bei der Queerung schloss ich zur Gruppe auf, und fragte wo X sei - darauf zuerst keine Antwort - dann der Schock. Er ist tot.



Der obige ORF Artikel ist allerdings etwas unkorrekt. Passiert ist es ziemlich genau um 09:05, Ausgelöst hat der Boarder X - welcher sehr erfahren ist (Mitte 30) - aber heute leider echt unvorsichtig auf gut 1520m Seehöhe - etwa 20Meter unterhalb der Bergstation. Gefunden wurde er auf etwa 900m Höhe - die Lawine ging weiter bis gut 850m Seehöhe. Also etwa 900-1km Strecke mitgerissen - und 600HM. Gelände ist großteils 25 bis knapp über 40° steil. An der Anrissstelle knapp an die 40°.

Soweit ich gehört habe - wurde in der Gondel unter der Freeridergruppe besprochen den Seilbahngraben wegen der Lawinengefahr jetzt noch nicht zu befahren. - X fuhr zumindest oben leider dennoch rein. Das ist halt eine blöde Sache. So sprüche wie ich fahre woanders weils sicherer ist - werden oft in der ersten Gondel ausgetauscht - mit dem Hintergedanken, so bin ich erster und es gibt kein so arges Gerenne, und dann fäht eh jeder zweite den Seilbahngraben runter passieren halt häufig. Erster im Seilbahngraben zu sein - ist halt eine der attraktivsten Abfahrten - und immer schnell zerfahren. Soweit mir gesagt wurde - gabs das Gerenne auch heute. Das gehört hier einfach dazu. Dass dies ungesichertes Gelände ist - weiß jeder! Es ist auch jedem klar dass er für sich selber verantwortlich ist - Lawinensprengungen gibt es hier nicht - und sind prinzipiell auch nicht nötig. Dies ist das allererste mal in doch über 80 Jahren seitdem die Raxseilbahn fährt - dass hier jemand gestorben sit. Hätte X das Brett nicht angerissen - evtl hätte es jemand anders heute erwischt - das Gerenne führt halt leider auch dazu, dass hier unvorsichtig eingefahren wird, statt erstmal abtreten bzw mit Speed zu Safe Spot durchfahren - Situation einschätzen - und dann reinfahren. Das ist am Hafelekar oder anderswo bei Pendelbahnen aber genauso.

Unten in der Talstation war die Stimmung dann natürlich scheiße und betroffen. Wir warteten noch auf die Alpinpolizei, Leichengräber (also jene Personen welche die Leiche abtransportieren), usw - und gegen 13:00 Uhr brach ich dann zurück nach Wien auf. Ob die Gondel danach für Freerider geschlossen war/ist - keine Ahnung. Nach weiterfahren war eh keinem zumute. Ich nehm an dass auch Morgen keiner hier fährt.

Mein Mitleid den Angehörigen und engen Freunden. Und ich bin mir sicher dass X mit einem dicken Smile in den Hang einfuhr.
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Re: Tag ohne Glück...

Beitrag von latemar » 10.02.2015 15:41

Sehr beklemmend.
Und traurig.


Gruß!
der Joe
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Re: Tag ohne Glück...

Beitrag von extremecarver » 10.02.2015 15:56

Ach so - es gab einen Boarder der meinte er hätte X einfahren sehen und auch eine Lawine bemerkt - ist halt schwer einsebar da Kuppe. Aber selbst der ging Anfangs (also bis unten X nicht auftauchte) davon aus das X da wohl rausgefahren sei - war halt nicht mehr sichtbar und von oben schien die Lawine nicht so groß... War ja auch nicht breit - meist war der Lawinenkanal nur knappe 10m breit - oder etwa die Hälft der Breite des Seilbahngrabens. Aber halt immer wieder sah man seitlich Anrisse. Eigentlich sah es zuerst so aus - als wären da halt unabhängig von einander gut 10 kleine Lawinen abgegangen. Im mittleren Teil hab ich die Spur nicht gesehen - und unten den Lawinenkegel hätte ich nie in Verbindung gebracht mit dem/den Schnebrettanrissen weiter oben.

So richtig klar war die Masse der Lawine eigentlich nur wenn man über den Lawinenkegel fuhr (der mehrere hunder Meter lang ist). Und die kleinen umgeknickten Bäumchen im Weg der Lawine sahen so aus als wären sie schon längst umgeknickt gewesen. Erst im Nachinein war für mich (und wohl auch fast alle anderen) das Ausmaß richtig klar! Ergo fuhr die Gruppe ja auch noch unbesorgt herunter. Den Lawinenkebel selber haben wir alle beim ersten abfahren aber nicht befahren - da man dort halt bei genug Schnee und lokalem Wissen ein paar Meter vorher in den Wald rausquert und so 2-3m Gegenangstieg umfährt.
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Re: Tag ohne Glück...

Beitrag von freeriderin » 10.02.2015 16:21

Verdammt.

Ich hatte heute mittag von dem Rax-Unglück gehört und an dich gedacht, Felix. Danke für den Bericht.

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Re: Tag ohne Glück...

Beitrag von extremecarver » 10.02.2015 16:39

Hier noch ein Bericht mit ein paar mehr Fotos - alle vom untersten Bereich - sprich Fundort und tiefer:
http://www.meinbezirk.at/neunkirchen/ch ... 41084.html

auch nicht ganz korrekt - was das hinfahren zur Stelle angeht. Ging einfach am schnellsten aus der Gondel rausseilen.

Hab beim ersten rauffahren mit der Gondel eh die Anrissstelle fotographieren wollen - aber durch die Gondelscheibe ist alles verschwommen/verspiegelt.
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Re: Tag ohne Glück...

Beitrag von extremecarver » 10.02.2015 17:33

Und noch ein Zitat der Bergrettung:
Trotz heftigem Schneefall, orkanartigem Sturm und Lawinenwarnstufe vier können sich die Einsatzkräfte die Tragödie nicht erklären. „Selbst bei widrigsten Verhältnissen ist dort seit 15 Jahren nie eine Lawine abgegangen“, schildern Einsatzkräfte von Bergrettung und Alpinpolizei. „Der ganze Hang ist mit einer Abrisshöhe von 70 bis 100 Zentimetern ins Rutschen gekommen und rund 500 Höhenmeter ins Tal abgegangen“, erklärt Bergretter Ewald Putz. Peter W. wurde mitgerissen und dabei anscheinend gegen mehrere Bäume gedrückt. Obwohl seine Kameraden und ein Trupp der Bergrettung rasch an der Unglücksstelle waren, gab es für den 34-Jährigen keine Rettung mehr. Er dürfte auf der Stelle tot gewesen sein.
aus
http://kurier.at/chronik/niederoesterre ... 13.055.378


---
Der Seilbahngraben ist zwar objektiv gefährlich (Steigung oberes Stück im Schnitt 35°, Windeinfluss oben fast immer gegeben) - aber praktisch war der halt echt immer sicher. Mehr wie kleinere Rutsche an den kurzen Steilstufen gabs da eigentlich nie. Und wenn hab ich den eher bei Patzschnee als gefährdet angesehen. Größte Gefahr hab ich dort immer eher bei den Baumstümpfen gesehen - die bei geringer Schneelage wie jetzt noch rausstehen - oder nur knapp unterm Schnee versteckt sind. Dort nicht runter zu fahren wäre bei mir auch nicht aus Angst vor großen Lawinen gewesen - sondern eher wegen kleinem Schneerutsch/Anriss gegen einen der Bäume zu fliegen - bzw bei Fahrfehler und derzeit noch wenig Schnee einen der vielen Baumstümpfe zu erwischen.

Das Hauptproblem 1 war sicher der Stum. 2. Das da Gestern nix zerfahren wurde. 3. halt dickes Pech. Und halt die Erfahrung dass der immer sicher war... Und halt viel viel Pech...
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Re: Tag ohne Glück...

Beitrag von Th3oran » 10.02.2015 22:27

extremecarver hat geschrieben:Das Hauptproblem 1 war sicher der Stum. 2. Das da Gestern nix zerfahren wurde. 3. halt dickes Pech. Und halt die Erfahrung dass der immer sicher war... Und halt viel viel Pech...
Es ist immer traurig wenn solche Unfälle ein Leben kosten und dein Bericht löst auch bei mir Beklemmen aus. Dennoch möchte ich das obige Fazit so nicht unkommentiert stehen lassen. Dieser Unfall gehört leider in die Kategorie vermeidbar bei Einsatz akzeptierter Risikomanagementverfahren (z.B. RM nach Munter) bzw. bewusste Überschreitung des akzeptieren Restrisikos. Das ist keine Frage von Pech oder Glück. Die Wahrscheinlichkeiten interessieren sich nicht für Individuen.
Für mich ist erschreckend, dass selbst Bergretter das "dort ist doch noch nie etwas passiert" Argument ins Felde führen. Der Mangel von Lawinenereignissen in der Vergangenheit ist kein Indikator für die Sicherheit in einem Hang. Auch 20 Jahre nachdem Munter die Nivologie revolutioniert hat, ist seine Kernbotschaft immer noch nicht (überall) angekommen.
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Re: Tag ohne Glück...

Beitrag von latemar » 11.02.2015 07:54

Timo, auch wenn ich das sehr interessant finde, sollte man jetzt erstmal etwas Zeit ins Land gehen lassen und danach über Fehler bzw. Konsequenzen sprechen. Ich denke derzeit ist nicht der richtige Augenblick dafür.


Gruß!
der Joe
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Re: Tag ohne Glück...

Beitrag von extremecarver » 11.02.2015 10:36

Ja - aber Munter 3x3 ist ganz einfach zum Variantenfahren zu Zeitaufwändig. So hart es auch klingt, Munter wird dann verwendet wenn man wenige Abfahrten pro Tag macht - bzw im Tourenbereich. Bereichen wo geplant wird. Zum Variantenfahren/Freeriden ist im Prinzip der Faktorencheck am geeignetesten für geübte Rider - da man bei Anwendung von Munter im Gondelbereich erst ins zerfahrene einfahren könnte - weil halt andere schneller waren...

Und - es macht Sinn Hänge auch nach der Häufigkeit von Lawinen in der Vergangenheit einzuschätzen. Das Problem ist halt - dass man das eher für zusätzliche Vorsicht verwenden sollte (nur was ist zusätzliche Vorsicht - sprich wenn man sagt zusätzliche Vorsicht hier nicht nötig, wird halt umgekehrt ein Schuh draus...). Dazu sind halt viele objektive Faktoren welche in dem Graben eindeutig gegen große Lawinen bei Neuschnee sprechen.

Der Lawinenhang ist oben keine natürliche Rinne/Graben. Da ist weggeschlägerter Wald. Es gibt kaum große nicht gestütze Flächen - der Hang ist quasi zersetzt mit alten Baumstümpfen die noch rausschauen solange nicht deutlich über 1m Schnee liegt (war nicht der Fall). Sprich wenn hier was abgeht - dann nie eine Grundlawine. Es gibt im oberen Teil keinen natürlichen Einzugsbereich außer dem freigeschlägerten Bereich an sich. Erst deutlich weiter unten im flacheren Bereich ist die Lawinengefahr generell gefährlicher - da dort seitlich Rinnen einlaufen - wo auch immer mal wieder große Lawinen reinkommen. Daher ist es dort im unteren Bereich der Lawine auch eine natürliche Rinne welche von Rutschen Jahr für Jahr der Vegetation befreit wird (ist nicht mehr der Seilbahngraben - da man für den wo raufqueeren muss - ein Weg den eine Lawine nicht machen kann). Wenn es hier oben was bisher gab - war es bei Nasschnee durch Sonneneinstrahlung.

Nur ganz oben ist dort Windeinfluss (die obersten 10m sind eh immer Schneefrei vom Wind - dann 10-15m Windausgeetzt) - und kein Ablagerungsbereich des weggewehten Schnees.
Die Wahrscheinlichkeit einer kleinen Lawine ist ganz oben schon groß. Primär ist das aber ein Rutschschneelawinenhang, und kein Schneebretthang.


Der hier Verunglückte war eindeutig erfahren. Der hat mehrere Jahre in der Boardindustrie gearbeitet, hat schon vor zig Jahren mal einen Freeride/Frestylefilm gemacht der bei Festivals recht weit kam, usw...
Prinzipiell hatte der also schon das Niveau in einen Hang reinzufahren und bewusst ein Brett auszulösen und zu einem Safe Spot zu fahren (war halt bei der gewählten Einfahrtslinie soweit ich die Einfahrtsspur richtig erkannt hab - nicht möglich). Die Hänge im Seilbahnbereich welche wirklich gefährlich sind, und wo jährlich viele Lawinen abgehen (etwa Maschinengraben - dort fährt hoffentlich niemand rein ohne sich vorher wirklich Gedanken zu machen) sind halt andere.

Daher (und wohl noch mehr Gründe) kann sich die Bergrettung so eine Lawine dort nicht erklären. Die würden so eine Aussage nicht tätigen wenn objektiv (also nach Munter und Co vor befahren des Hanges) das Restrisiko für so eine Lawine zu groß gewesen wäre.

Das primäre Risiko hier sind kleine Ruschschneelawinen, Fahrfehler und halt die ganzen Baumstümpfe/Sachen die im Weg liegen. Also eher ein paar Knochen zu brechen als so abzugehen. Und das ist quasi auch klar die Gefahr welche man hier bewusst eingeht.

Aber klar - es hätte genug ander Möglichkeiten zum runterfahren gegeben, welche auch Gestern den Umständen entsprechend sicher genug waren, ganz einfach weil immer im relativ dichten Wald ohne Einzugsschneisen für Lawinen...


Pech war eher so gemeint - dass er erster war. So zynisch das auch klingt. Was mich noch irgendwie wundert ist warum in der Gondel sich einige dafür aussprachen hier nicht reinzufahren. Sprich waren schon beim rauffahren aus der Gondel eindeutige Gefahren erkennbar? Als ich raufkam waren ja zig Anrisse sichtbar - und noch seitlich immer wieder Potential für Kleinschneerutsche (war ja nicht mehr genug Schnee vorhanden da das meist schon runter war) - damit war klar der Hang ist nicht safe.
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Re: Tag ohne Glück...

Beitrag von Willi1957 » 11.02.2015 10:51

extremecarver hat geschrieben:Ja - aber Munter 3x3 ist ganz einfach zum Variantenfahren zu Zeitaufwändig. So hart es auch klingt, Munter wird dann verwendet wenn man wenige Abfahrten pro Tag macht - bzw im Tourenbereich. Bereichen wo geplant wird. Zum Variantenfahren/Freeriden ist im Prinzip der Faktorencheck am geeignetesten für geübte Rider - da man bei Anwendung von Munter im Gondelbereich erst ins zerfahrene einfahren könnte - weil halt andere schneller waren...
Ich bin auch für Pietät.
Aber damit das nicht noch häufiger passiert, folgende Bemerkung an Felix:
Das ist nicht nur Blödsinn, was Du schreibst, sondern auch noch gefährlich. Das geht gar nicht.
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