Lawinen

Alles rund ums Tourengehen, Freeriden und Sicherheit abseits der Pisten. Siehe auch Bericht Freeriding - Sicherheit abseits der Pisten
Ausrüstungsfragen siehe z.B. Forum SICHERHEITS-Ausrüstung

Informiere ich mich über das Lawinengefahr, bevor ich ausserhalb der markierten Pisten freeridern will?

Ja
17
61%
Nein
1
4%
Ab und zu
2
7%
Fahre ich nie ausserhalb der markierten Pisten
8
29%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 28

urs
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Beitrag von urs » 02.01.2004 18:16

Marsi hat geschrieben:... aber wenn die oben genannte Strafe schon beim Versuch einen abgesperrten Hang zu befahren, fällig werden, und dieses auch entsprechend kontrolliert wird, würden solche vorfälle sicherlich deutlich zurückgehen.
salü marsi

bei den 8000 EUR handelt es sich nicht um eine strafe sondern den aufwand, den der snowboarder verursacht hat. bei den skilagern, die ich in den 80-ern mitgeleitet habe, war auch mal ein leiter dabei, der trotz unmittelbarer warnungen am abend die off-piste-route nahm und sich in einer schlucht verirrte. die rettungsaktion kostete ihn dann ca. 13'000 CHF.

bevor jedoch nicht reale gefährdungen dritter entstehen sind die strafmöglichkeiten meines wissens äusserst gering (skipassentzug etc.). man kann das einerseits bedauern, andererseits führt eine allzu offensive gerichtspraxis gerne zu willkür und rechtsunsicherheit.

gruss urs

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nicola
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Re: respekt

Beitrag von nicola » 02.01.2004 18:42

Uwe hat geschrieben: ... und mit einem Kleinkind in steile Tiefschneehänge zu gehen ... wenn es denn so war ... das ist wirklich bekloppt!
wenn es denn so war - eben weiss hier aber niemand ganz genau über den sachverhalt bescheid, oder? und bevor der nicht geklärt ist (wenn überhaupt) mag es manchen menschen vielleicht nicht recht erscheinen über einen toten zu richten.

ich bin vollkommene verfechterin von mehr präventionsarbeit im zusammenhang mit lawinenunglücken, ich bin dagegen dies in personalisierter form ohne respekt vor toten und angehörigen zu tun. wer wirklich schon mit dem lawinentod von ihm geliebten menschen oder bei rettungsaktionen konfrontiert war, kann das vielleicht besser verstehen.

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urs
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Re: respekt

Beitrag von urs » 02.01.2004 19:27

nicola hat geschrieben:wenn es denn so war - eben weiss hier aber niemand ganz genau über den sachverhalt bescheid, oder? und bevor der nicht geklärt ist (wenn überhaupt) mag es manchen menschen vielleicht nicht recht erscheinen über einen toten zu richten.
salü nicola

gemäss verschiedener zeitungsmeldungen scheint es sich tatsächlich so zugetragen zu haben. hier nochmals ein auszug aus der neuen zürcher zeitung nzz, die einen konservativ-seriösen ruf geniesst:
NZZ hat geschrieben:Mit Schneeschuhen im Steilhang

Das Unglück ereignete sich in sehr steilem Gelände abseits jeglicher Pisten, wie der Adelbodner Rettungschef Bernhard Bühler sagte. Der Vater trug Schneeschuhe und hatte seinen Sohn auf dem Rücken. Er ging einer Gruppe deutscher Touristen voraus, welche teils Tourenskis, teils Schneeschuhe trugen. Gegen 16.30 Uhr löste der zuerst gehende Vater in gut 2200 Meter über Meer die Lawine aus. Sie verschüttete nur ihn und den Sohn.
soweit ich informiert bin, sind kleinkinder auf dem rücken im wintersport verpönt, nicht zuletzt wegen der erfrierungsgefahr. deshalb fehlt mir in diesem fall das verständnis.

es geht mir nicht darum, die menschen zu richten. die natur, so schön sie auch ist, birgt nun mal gefahren, die oft unterschätzt werden. und ich kann von mir nicht behaupten, dass ich, sei es im tiefschnee, am meer oder in einem bergbach, nicht auch schon fahrlässig war.
nicola hat geschrieben:ich bin vollkommene verfechterin von mehr präventionsarbeit im zusammenhang mit lawinenunglücken, ich bin dagegen dies in personalisierter form ohne respekt vor toten und angehörigen zu tun.
ich glaube nicht, dass hier jemand die tragik, die dieses unglück für die familie bedeutet, herabwürdigt. leider ist es jedoch oft so, dass viele leute erst im zusammenhang mit realen unfällen wachgerüttelt werden. ich persönlich habe mehr mühe mit schneesportlern, die sich aus blossem fun, ohne kenntnisse der gefahren und ohne rücksicht auf irgendwas in gefährliche hänge begeben.

gruss urs

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Beitrag von Bernhard » 02.01.2004 19:53

urs hat geschrieben: ohne kenntnisse der gefahren [...] in gefährliche hänge begeben
Genau das ist Teil des Problems. Wer die Gefahren nicht kennt, nimmt sie nicht wahr.
there is no bad weather...

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Beitrag von nicola » 02.01.2004 20:39

was wir im nachhinein nicht wissen können ist ob und wenn wo der verstorbene sich über die lawinensituation informierte - es besteht doch auch die möglichkeit, dass er der aussage eines nicht lawinenkompetenten "eingeborenen" vertraut hat, diesbezüglich habe ich schon allerhand kurioses erlebt a` la "kann'st ruhig hingehn - do is eh no nia a lahn obakemmen..." und im wasser sind deshalb auch schon etliche menschen durch die stoische aussage der vermieter von 4ps aussenboardmotorschuesseln in einem anderen himmel gelandet als sie für den urlaub erträumten....

deshalb hier links zu lawineninfos denen diplomierte skiführer und bergführer vertrauen, mit klaren hinweisen - vorsichtshalber immer nachschauen, im zweifel eMailen oder anrufen!

österreich
www.lawine.at
Österreichischer Bergführerverband

deutschland
Deutscher Bergführerverband

schweiz
Schweizer Bergführerverband

europaübersicht und links für andere länder
Europäische Lawinenwarndienste


unverzichtbar ist aber trotzdem ganz lokale infos vorort einzuhohlen - am besten bei alpinschulen und bergführern; ausergewöhnlich, liebenswürdig und kommunikativ fundiert sind auch die meterolgiebeobachter von speicherkraftwerken im alpenraum z.b.im zillertal; eine seriöse einschätzung der situation ist nur durch lokale beobachtung (von hang zu hang oft sehr unterschiedlich) der witterungssituation über den ganzen winterverlauf hindurch erzielen.

selbstschutz
im zweifelsfall nie!!!!! in einen hang einfahren
die "kollektivschneid" in diesem zusammenhang sehr bewusst hinterfragen
niemals einer schon vorhandenen spur trauen!
auch auf präparierten pisten, die verantwortung für labile hänge im einzugsbereich selbst übernehmen!

präventive hilfe
gespräche mit "risikopatienten" suchen - aggression, wut und zitate von schlechten beispielen sind fehl am platz (besonders bei kids die sich die letzten flecken von freiraum suchen wollen)

nicola
Zuletzt geändert von nicola am 03.01.2004 05:48, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: konstruktiv

Beitrag von urs » 02.01.2004 23:09

@nicola:besten dank für die links und tipps. das schnee- und lawinenforschungsinstitut in davos slf hat eine spezielle seite mit tipps für freerider und tourengeher gestaltet
tipps für freerider

@uwe: wär ev. was für die seite "sicherheit"?

nicola hat geschrieben:gespräche mit "risikopatienten" suchen - aggression, wut und zitate von schlechten beispielen sind fehl am platz (besonders bei kids die sich die letzten flecken von freiraum suchen wollen)
stimmt in diesem fall leider meistens. trotzdem werde ich wütend, wenn ich erwachsene sehe, die unüberlegt andere gefährden. dies sind meist gelegenheits-freerider, die immer, überall und ohne rücksicht auf verluste ihren fun haben wollen. dies gehört zu den auswüchsen unserer konsumgesellschaft (und wird in der wintersport-werbung ja auch oft so angepriesen).

gruss urs

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Beitrag von Uwe » 03.01.2004 00:17

... korrekt Urs!
... und ich denke es ging Dani auch nicht darum, DIESEN Fall "zu verurteilen", sondern DIESEN tragischen FALL zum Anlaß zu nehem, die Unvernunft / Unkenntnis Vieler zu kritisieren.
Uwe

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Re: respekt

Beitrag von dani1965 » 05.01.2004 08:41

nicola hat geschrieben: ...eben weiss hier aber niemand ganz genau über den sachverhalt bescheid, oder? und bevor der nicht geklärt ist (wenn überhaupt) mag es manchen menschen vielleicht nicht recht erscheinen über einen toten zu richten...
Kantonspolizei Bern, [url]http://www.cms.be.ch/pom_kapo/de/aktuell_medienmitteilungen/301203_lawine[/url] hat geschrieben: Medienmitteilung vom 30. Dezember 2003

Adelboden


Zwei Personen von Lawine verschüttet


pkb. Im Gebiet der Engstligenalp (Gemeinde Adelboden) sind am Dienstag Nachmittag zwei Personen von einer Lawine verschüttet worden. Ein Mann konnte nur noch tot geborgen werden, sein Kind starb am Abend im Spital.


Eine Gruppe von deutschen Touristen war am Dienstag Nachmittag, 30. Dezember 2003 abseits der Piste im Gebiet der Engstligenalp unterwegs – teilweise mit Schneeschuhen, teilweise mit Tourenskis ausgerüstet. Kurz vor 1630 Uhr löste der vorderste Mann, der ein Kleinkind im Huckepack am Rücken mit sich trug, im Bereich „Bockmatti“ auf ca. 2200 m ü.M. ein Schneebrett aus. Dieses riss die beiden im steilen Gelände in die Tiefe. An der sofort eingeleiteten Rettungsaktion waren die Rettungsstation Adelboden, drei Lawinenhundeführer, die Besatzungen eines Helikopters der Air Glacier und von zwei Rega-Helikoptern sowie die Kantonspolizei Bern beteiligt. Um ca. 1725 Uhr konnten die Verschütteten durch einen Lawinenhund geortet werden. Der 38-jährige Mann aus dem Raum Karlsruhe konnte nur noch tot geborgen werden Sein 2-jähriger Knabe wurde in kritischem Zustand ins Spital geflogen, wo er im Verlauf des Abends starb.

Untersuchungsrichteramt IV Berner Oberland
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Re: respekt

Beitrag von dani1965 » 05.01.2004 09:19

nicola hat geschrieben:ich bin vollkommene verfechterin von mehr präventionsarbeit im zusammenhang mit lawinenunglücken, ich bin dagegen dies in personalisierter form ohne respekt vor toten und angehörigen zu tun. wer wirklich schon mit dem lawinentod von ihm geliebten menschen oder bei rettungsaktionen konfrontiert war, kann das vielleicht besser verstehen.
Meine Absicht war, nicht die toten zu diffamieren sondern um so viele Forumisten als möglich über das Lawinengefahr aufmerksam zu machen.
So habe ich mit dieser Idee auch die Umfrage aufgestellt und, hoffe ich, diejenigen die nie darauf gedacht haben informiert. Das ist auch Prävenzion.

Die meisten fahren in den Bergen mit grösster Unterschätzung der Gefahre: einerseits wegen mangelhafte Erfahrung, anderseits mit (gefährlicher) Leichsinnlichkeit und persönlicher Überschätzung (respektiv Ünterschätzung des Umweltes). Sie ignorieren einfach Schilder und Warnungen. Ausserhalb de Pisten werden sie potentieller Opfer einer Lawine, auf den markierten Pisten potentieller "Gleitminen". Für mich bleiben sie in beiden Fällen unverantwortlichen Leute, die auch andere ins Gefahr bringen können.

Am 29. Dezember hat in Airolo (Tessin) einer Gruppe von 8 deutsche Touristen die markierten Pisten verlassen, und das trotz alle sichtbare Warnungen (sehr grosses Lawinengefahr): zwei wurden von einer Lawine erfasst. Glücklicherweise befindet sich ständig in der Station eine Patrouille mit Lawinenhunde: die zwei Überfahrene wurden nach zehn Minuten lebendig geborgen.
Die Station von Airolo kenne ich gut, da ich in der Schweizerische Skischule von Airolo gearbeitet habe. Wenn es dort Lawinengefahr herrscht, wird dies möglichst überhall sichtbar signalisiert: an den Kassen (mit Leuchtlampel), an den Seilbahnstationen, im Restaurant, an den Skiliften... Und trotz alle diese Warnungen wollten diese 8 Erwachsene gegen 16.30 ein bisschen Pulverschnee fahren.
Wie muss man diese benennen? Gehirnlose, Kamikaze oder Selbstmordkandidaten? Oder einfach Unglückliche...?
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Umfrage

Beitrag von Spyder » 05.01.2004 09:27

Hi

was mich im Moment doch ziemlich erstaunt ist das (derzeitige) Ergebnis der Umfrage (mit 20 Stimmen sicherlich nicht repräsentativ, aber immerhin):

13 x Ja
1 x Nein
1 x ab und zu
5 X Nie offpiste

Also 75% offpiste gegenüber nur 25% die nur auf der Piste fahren? Die Praxis sieht doch wohl anders aus, bzw. die Fragestellung zielt mehr darauf, ob und wie sich offpiste-Fahrer informieren, weniger auf das Verhältnis offpiste vs Pisten-Fahrer.
Bedenklich sind aber die Stimmen, die sich hier in dem Sinne outen, daß sie sich nie oder nur ab und zu informieren!!
Gruß
Peter

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