Skikunst

ThomasLatzel
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Skikunst

Beitrag von ThomasLatzel » 10.05.2003 22:24

Dieses Thema ist die Fortführung dessen, was wir unter "teure Diva" angefangen haben. Mit diesem Titel hat es aber nichts mehr zu tun. Deshalb hier als neues Thema: Skikunst

@track,

ich bin keineswegs zornig, warum auch ! Sicher hast Du recht mit dem, was Du schreibst. Einiges sehe ich allerdings auch noch aus einer etwas anderen Perspektive als Du:
Meiner Meinung nach gehört zur Kunst zum einen Handwerk, oder nennen wir es hier "Technik", das entscheidende ist aber das Gespür, die Intuition und so etwas wie Persönlichkeit. Damit meine ich, die Fähigkeit, etwas unverwechselbares auszudrücken, etwas, das ich spüre und dem ich - hier im Fall Skifahren - mit meiner Bewegung Ausdruck verleihe. Etwas, das Aufmerksamkeit erregt, weil es "Ausstrahlung" hat, weil es eine Art der Kommunikation ist, die nur genau so stattfinden kann. Anders ausgedrückt: wenn ich mich durch mein Skifahren ausdrücke, dann kann ich genau das, was ich ausdrücke, nicht anders kommunizieren. Sonst würde ich vielleicht Gedichte schreiben oder Romane (manche machen beides ... :lol: )
Dazu muß ich nicht "perfekt" sein im Handwerk, also nicht zu den <1% gehören, wie Du schreibst. Die perfekteste Technik ist ohne Ausdruck keine Kunst, sieht schön aus, führt zu guten Ergebnissen im Wettkampf, aber mehr nicht, das ist nicht das, was mich interressiert, auch wenn sehr viele sich an diesen Maßstäben orientieren. Ds ist ja völlig in Ordnung, aber mich interessiert das nicht.
Es gibt allerdings auch viele Skfahrer, und noch mehr Skifahrerinnen, deren (Carving-) Technik alles andere als "perfekt" im Sinne bestimmter Lehrbuchregeln ist. Sie drücken mit ihrer Art zu fahren sehr viel Persönlichkeit aus, und das steckt an und regt an. Z.B. Tommy_Textilbremse behauptet von sich, kein "guter" Carver zu sein, weil vielleicht seine "Technik" nicht so perfekt ist, wie mache andere. Er ist aber ein wirklich großartiger Skifahrer, es ist wunderbar, ihm zuzuschauen. Die Bewegungen stimmen mit seiner Persönlichkeit überein, strahlen Harmonie und Freude aus.
Was hat das ganze mit der Diva zu tun ? Je mehr mich mein Handwerkszeug beherrscht, desto weniger "künstlerische Freiheit" habe ich. Je leichter es dagegen zu handhaben ist und je größer und umfangreicher die Möglichkeiten, desto mehr Gestaltungsspielraum finde ich. Natürlich muß ich auch mit meinem Handwerkszeug umgehen können. Aber je leichter es zu handhaben ist, desto schneller erreiche ich dieses Ziel.
Kurz und gut: Meiner Meinung nach sind die Ski von RTC keine eierlegende Wollmilchsau, aber "Geräte", die ohne Kompromiß an der Funktion orientiert sind, also an dem, wozu sie da sein sollen: zum Carven. Und nicht am Marketing, am Geschmack oder an den sehr speziellen und sehr engen Vorgaben des (Verbands-) Rennlaufs.
Deshalb sind sie leicht zu "beherrschen", sie beherrschen nicht mich, und sie eröffnen mir eine vorher nicht da gewesene Bandbreite an Bewegungsmöglichkeiten. Deshalb ist es vielleicht keine Kunst, mit ihnen zu fahren (Zitat the track), aber das Fahren kann durchaus zur Kunst werden. Letzteres geht natürlich auch mit anderen Ski. Aber - wie gesagt - je besser das Werkzeug, desto schöner kann das Kunstwerk werden - ohne (zu große) Anstrengung seitens des Künstlers.
Gruss, Thomas - P.S. In der Kürze liegt die Würze