Flex und Fahrstil

Der Weg zum richtigen Skischuh. Siehe auch Bericht TIPPS zum Skischuhkauf (inkl. Bootfitting)
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Uwe
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Re: Flex und Fahrstil

Beitrag von Uwe » 03.02.2009 17:18

SkiGirlForLife hat geschrieben:@ uwe: zu deinem veränderten skischuh: bewirken denn jetzt die schrauben, dass du den schaft gar nicht mehr bewegen kannst?
Doch, nur jetzt ist der Schaft nicht mehr "locker", sondern - wie bei deinem Schuh - fest mit der Schale verbunden.
Eberh@rd hat geschrieben: Solche praktischen Flachmuttern hab ich ja noch nie gesehen. Wie zieht man die eigentlich fest, und wo bekommt man solche Muttern?
Oder sind das Einschlagmuttern, bei denen man die Zacken abgezwickt hat?
Weiß nicht, wie man die nennt, sehen auf jeden Fall so aus (für euch baue ich sogar meine Skischuhe auseinander :D )
skischuh-mutter.jpg
john hat geschrieben: oder ich kann mit dem ganzen Körper - oder, besser gesagt, ALS ganzer Körper - nach vorne schaukeln, woraufhin das Knie sich beugt, was den Körper weiter nach vorne wandern läßt, und folglich ergibt sich Druck auf der Schaufel. Läßt dies der Schuh wegen Steifheit nicht zu, dann beugt sich das Knie auch, aber nur so, dass man nach hinten absitzt,
Der Druck kommt aber nur auf der Schaufel an, wenn du in einem - mehr oder weniger harten - Skischuh stehst, weil du ja nur gegen einen Widerstand Druck aufbauen kannst. Ohne Widerstand läuft dein Druck ins Leere. Und es gibt eigentlich keinen Skischuh, der SO hart ist, dass du den Schaft nicht drücken kannst. Aber nochmal: Wenn du meinst, dass dir der Flex zu hart ist, versuch es mit der "2. Schnalle Offen - Methode", denn dann MERKST du es ... manchmal ist es besser den Kopf / die Theorie weg zu lassen, und einfach zu spüren.

WolliHood hat geschrieben: Nur durch die Beugung des (oberen) Sprunggelenks wandert der Schwerpunkt nach vorn oder hinten, in der Höhe aber kaum.
Jein; wenn ich - theoretisch - mein Sprunggelenk um 90° nach vorne beuge, dann würden meine Knie den Boden berühren, und damit ist das Knie "tiefer", als im geraden Stand. Aber natürlich ist das Beugen des Sprunggelenks nicht primär zu Höhenregulierung da ;-)
john hat geschrieben: - als Laie muss ich mich aber gut informieren, bevor ich dem Fachmann widerspreche.
Als "Laie" solltest du erstmal mit deiner Schuhschnalle "spielen". Vielleicht ist das praktische Ergebnis ja ganz anders als der theoretische Glaube; bei mir war ja auch mein "theoretischer Ansatz" ganz falsch, das habe ich aber nur durch die Schnallenspiele herausfinden können.
Uwe

john
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Re: Flex und Fahrstil

Beitrag von john » 03.02.2009 17:42

Danke Uwe. Sorry, wenn ich den Eindruck erweckt habe, nicht zugehört zu haben :-D Ich spiele ja seit einer Saison mit den Einstellungen der Schnallen, werde aber weiterhin experimentieren.
Dass ich einen Widerstand brauche, hast du gut erklärt - und danke für die Wiederholung, denn auch die leichteste Physiklehre begreife ich nicht so schnell :D Das Carven mit ganz offenen Schuhen bestätigt mir, was du sagst - schwupps nach vorne mit dem Knie will man auch nicht .

Deinen spezifischen Anregungen nachzugehen geht momentan nicht so leicht, da halb Wien auf den Pisten steht - Menschenslalom ist nicht meins, daher so viel Theorie, bevor ich zum L. fahre. Einmal wird es sich ausgehen vor der Reise: je mehr Ideen ich für die Experimente habe, desto besser kann ich später erklären, ob oder was für Änderungen nötig sind.
Danke noch mal,
j.

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Re: Flex und Fahrstil

Beitrag von Eberh@rd » 03.02.2009 17:51

Uwe hat geschrieben:Weiß nicht, wie man die nennt, sehen auf jeden Fall so aus (für euch baue ich sogar meine Skischuhe auseinander :D )
Aha, das sind also wirklich einfach Einschlagmuttern mit abgezwickten Zacken ;)

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Danke und Grüße Eberh@rd.

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Re: Flex und Fahrstil

Beitrag von finnskier » 03.02.2009 20:43

Eberh@rd hat geschrieben:
Uwe hat geschrieben:Weiß nicht, wie man die nennt, sehen auf jeden Fall so aus (für euch baue ich sogar meine Skischuhe auseinander :D )
Aha, das sind also wirklich einfach Einschlagmuttern mit abgezwickten Zacken ;)

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Danke und Grüße Eberh@rd.
Uwe, Eberh@rd

Genau solche in grösse M6 (die einzige grösse die ich gefunden habe) habe ich mich heute besorgt. Wusste aber nicht was mit den zacken zu tun. Nun hat das auch seine erklärung bekommen.

Gruess

Paul

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Re: Flex und Fahrstil

Beitrag von NeusserGletscher » 03.02.2009 23:33

Uwe hat geschrieben:Der Druck kommt aber nur auf der Schaufel an, wenn du in einem - mehr oder weniger harten - Skischuh stehst, weil du ja nur gegen einen Widerstand Druck aufbauen kannst. Ohne Widerstand läuft dein Druck ins Leere.
Wenn Du zwischen 2 Befestigungspunkten eine Druckfeder einbaust und nun von einer Seite aus Druck aufbaust, dann wirkt auf beide Punkte die gleiche Kraft.

Optimale Kraftübertragung bedeutet daher nicht zwangsläufig, daß der Schaftwinkel starr sein muß. Irgendwie widerspricht dies auch meinem natürlichen Bewegungsempfinden. Nur scheint dies nicht allen Schuhherstellern gleichermaßen gut zu gelingen.

Vielleicht wird das durch einen Vergleich mit einem PKW deutlich. Ein tieferglegter, mit harter Federung ausgestatteter PKW bringt die gleiche Gewichtskraft auf die Strasse wie der selbe Wagen ohne Sportausstattung. Die Kraft, mit der die Reifen auf der Straße aufliegen, wird zunächst nur durch die Masse des Fahrzeugs bestimmt. Beide Fahrzeuge unterscheiden sich dennoch in ihrem Fahrverhalten. Der tiefergelegte Wagen bringt mehr Antriebskraft auf die Straße, weil das Kippmoment kleiner wird und der Wagen direkter auf der Straße liegt. Diesen Vorteil erkauft man sich jedoch mit weniger Komfort (brettharte Federung) und mit dem Verlust der Geländegängigkeit bzw. der Fähigkeit, Unebenheiten zu schlucken.

Doch was ist nun gut fürs Skifahren? Im klassischen Skiunterricht heisst es immer, man solle im Verlauf der Kurve den Druck durch tiefergehen halten. Leichter gesagt als getan, wenn der Schuh im Schaftwinkel NullKommaNix nachgibt. Wäre also eine Konstruktion besser, welche die Bewegung des Schafts nach vorne wie mit einer Feder auf die Schuhspitze überträgt? Wie sieht es da mit dem dynamischen Verhalten aus. Insbesondere bei kurzen Schwüngen?
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.

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Re: Flex und Fahrstil

Beitrag von Eberh@rd » 04.02.2009 08:24

Aaalso, der Schienbeindruck wird GRUNDSÄTZLICH durch Vergrößerung der Vorlage und entsprechendes Abknicken oder Verformen des Schuhs übertragen. Egal ob der Schuh "starr" ist oder flext.

Denn ohne Materialverformung gibt es in der Physik wie im richtigen Leben keinerlei Kraftübertragung.

Der einzige Unterschied ist, dass ein harter/starrer Schuh bei gleichem Verformungswinkel GRÖSSERE Kräfte auf die Skischaufel überträgt als ein weicher/flexender Schuh.

Auch ein Schuh, bei dem man das Gelenk blockiert wie oben Uwe, oder wie z.B. bei den Raichle Hardboots, wird dadurch nicht "starr". Er überträgt nur einfach viel größere Kräfte beim gleichen Verformungswinkel, als ein weicher Schuh.

So wird ein Schuh draus™
:)
Grüße Eberh@rd.

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Re: Flex und Fahrstil

Beitrag von carlgustav_1 » 04.02.2009 09:21

also leut bin weder physiker noch ingenieur, sondern greife hier nur auf meinen technischen menschenverstand zurück --- aber skifahren ist nunmal kein statischer sondern ein dynamischer vorgang, und wenn ich das hochkomplexe system aus untergrund, ski, schuh und fahrer betrachte, dann ist es vor allem entscheidend auch über dinge wie dämpfung, elastizität und kraftverläufe oder kraftspitzen nachzudenken.

wenn ich bei einem steifen/starren skischuh versuche den KSP nach vorne zu bringen passiert etwas völlig anderes als wenn ich das bei einem weichen/beweglichen skischuh mache. durch die verlagerung des KSP in einem weichen/offenen stiefel verändere ich die Belastung entlang der Skiauflagekante selbstverständlich ebenso, und zwar ohne irgendwie dabei kräfte über den schuh zu übertragen, nur halt mit einem ganz anderen zeitlichen verlauf und ohne kraftspitzen.

für ein optimales ergebnis müssen halt alle parameter (untergrundbeschaffenheit, fahrtechnik, skistiefel, biegelinie des ski) zusammenpassen :wink:

gruß martin
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Re: Flex und Fahrstil

Beitrag von Eberh@rd » 04.02.2009 09:35

carlgustav_1 hat geschrieben:durch die verlagerung des KSP in einem weichen/offenen stiefel verändere ich die Belastung entlang der Skiauflagekante selbstverständlich ebenso, und zwar ohne irgendwie dabei kräfte über den schuh zu übertragen
Des is leider Quark ;)

Wie glaub' ich Uwe schon völlig zutreffend schrub, passiert ohne Kraftübertragung über den Schuh lediglich das Folgende: Du fällst nach vorne um.

Zur Krafteinleitung in die Schaufel MUSS ein Drehmoment um die Querachse auf den Ski übertragen werden -- egal ob statisch oder dynamisch. Und dieses lässt sich AUSSCHLIESSLICH über die Verformung des Skistiefels (wahlweise bei offenem Schuh auch über eine Verformung Deiner Achillessehne) übertragen.

Grüße Eberh@rd

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Re: Flex und Fahrstil

Beitrag von carlgustav_1 » 04.02.2009 09:45

sorry eberhard, aber den quark gebe ich hiermit zurück :wink:

da die fussohle eine gewisse länge hat, ist es selbstverständlich möglich seinen KSP in einem gewissen rahmen zu verlagern ohne umzufallen, oder fällst du ohne skischuh ständig um?!? es ist ein riesen unterschied ob man auf den fersen oder auf den zehen steht. dieser bereich beeinflusst die belastungsverteilung am ski schon ganz gewaltig. für alles weitere brauchts dann dein erwähntes drehmoment, das ist klar!! aber es ist kein entweder oder, sondern ein fließender übergang. und da die kurvenfahrt einen zeitlichen verlauf hat, ist auch der zeitliche verlauf der belastungen wichtig, das war eigentlich mein punkt.

insofern, immer bitte ein bisschen langsam mit dem kategorischen abkanzeln anderer beiträge... obwohl "quark" ist wirklich noch recht zivilisiert, dass nehme ich natürlich nicht übel :D

cheers, martin
Zuletzt geändert von carlgustav_1 am 04.02.2009 09:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Flex und Fahrstil

Beitrag von Uwe » 04.02.2009 09:46

carlgustav_1 hat geschrieben: in einem weichen/offenen stiefel verändere ich die Belastung entlang der Skiauflagekante selbstverständlich ebenso, und zwar ohne irgendwie dabei kräfte über den schuh zu übertragen,
Da sagt mir MEIN gesunder Menschenverstand aber was anderes:
- Du kannst nur Kräfte INNERHALB eines "verbundenen Systems" übertragen. "OHNE irgendwie dabei Kräfte über den Schuh zu übertragen" führt dazu, dass die Kräfte NUR innerhalb des Systems "Fuß" bleiben, also max. bis zur Zehenspitze gehen.
- Will man Kräfte WEITER vor als bis zur Zehenspitze übertragen (Schaufeldruck), musst du dein "System Fuß" mit deinem "System Ski" über den Skischuh verbinden, und durch Verlagerung des KSP folgt Druck auf Schienbein, der weitergeleitet wird bis in die Skispitze. Je weniger Druck am Schienbein (offener Schuh, kaum Widerstand, kaum Materialverformung), desto weniger Druck kommt an der Schaufel an.

Praktische Übung:
- Stell dich im Wohnzimmer in Skischuhen in die Ski (und mache uns davon bitte ein Foto :D )
- Leg ein Buch unter die Ski VOR den Vorderbacken (Richtung Skispitze)
- Bei einem Fuß die Schnallen komplett offen, bei anderen fest zu
- Jetzt KSP nach vorne verlagern und dabei Druck auf Schienbei aufbauen (Unterschenkel / Beine bleiben parallel, Fersen werden nicht angehoben)
Bei welchem Ski bekommt die Schaufel eher Kontakt mit dem Boden? Bei dem offenen oder geschlossenen Schuh?
Uwe

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