Tiefschnee... für mich ein rotes Tuch

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Peter Knallinger

Tiefschnee... für mich ein rotes Tuch

Beitrag von Peter Knallinger » 27.10.2003 16:54

Hallo Leute,
"damals" noch als PK angemeldet hatte ich ja ein paar Fragen an Euch zwecks Tiefschneefahren (lernen). Hier der damalige Thread:
viewtopic.php?t=1396&highlight=tiefschnee

So. Das Ganze habe ich zwar ein paarmal probiert aber immer mit (wörtlich) niederschmetternden Egebnissen: Gefahren bin ich nicht auf den speziellen free-Ride-Hängen, sondern "neben" der normalen Piste in Kitz. Es wurde dort ab Februar nur noch ein Teil der Piste gewalzt... stellenweise also wirklich 1m tiefer Neuschnee, teilweise nur 20-30cm Puder von der Piste daneben. Eigentlich gut zum Üben. Dachte ich. Aaaaber:

1. Hatte ich unheimliche Schwierigkeiten die Ski parallel zu führen. Obwohl ich der Meinung bin auf "normaler" Piste sehr gut unterwegs zu sein, hats mir fast jedesmal im tieferen Schnee (20cm reichten schon) die Ski auseinandergezogen. Beispiel: Von normaler Piste in den Tiefschnee eingefahren, Ski fast schulterbreit (oder zusammen, egal, immer das Gleiche).... die Spitzen wandern spätestens beim zweiten Schwungansatz unaufhörlich auseinander... ich bibbernd und krampfhaft versucht die wieder in die Spur zu bekommen... Ende der Fahrt... Peter aussen schneeweiß... innen glühend rot vor Wut. Und das fast jedesmal. Ich schaff das einfach nicht... wenn doch, siehe 2.

2. Irgendwie habe ich auch eine (Kopf)Blockade wenns ins "Tiefe" geht. Sofort werde ich langsamer und komme dann logischerweise nicht zum fahren... sacke ab, stochere nur blöd rum um überhaupt vorwärts zu kommen, oder versinke "metertief" -meist aus Scham und Wut weils wieder nicht klappen wollte-. Aufatmend dann wieder ins betonierte -gestapft- und schon klappst wieder. Ich weiß es ja eigentlich selbst. Hirn-Blockade abstellen! Aber wie nur?

Mein Fazit nach etlichen erfolglosen Versuchen:
Eigentlich dachte ich gut skifahren zu können, dass muß ich mir nun wohl erstmal abschminken... :oops: Auf Betonpiste fühle ich mich so richtig frei, Carving -denk ich- ist auch gut, Steilheit kein Thema, Geschwindigkeit eh nicht, mit den 1,20er-Yahoo drehe ich sogar Piruetten, fahre/carve auch mal rückwärts, springe, mach Spirenzchen, usw. usf., aber im Tiefen bin ich ne absolute NULL. Schon die Aussicht auf 10cm Neuschnee lassen mich -mittlerweile- bibbern...

Gibt es noch Rettung für mich? Oder muß ich nun für immer und ewig Autobahnfahren? :( Ein spezieller Skikurs etwa? Was kostet sowas und mit wieviel Zeit (Tage, Wochen, Monate, Jahre?) muß man da rechnen?

Tom
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Beitrag von Tom » 27.10.2003 17:18

Habe die Ehre, Peter!

Nicht verzweifeln! Hier hilft aber nur ein professionelle Skilehrer weiter, autodidaktisch also ab sofort ablegen. Muss ja nicht in Kitz sein, ich empfehle oben am Pass Thurn irgend eine Skischule. Dort bin ich mal Tiefschnee gefahren (von Feinsten), und Skilehrer müsste es doch dort auch geben. Einfach einen ansprechen, muss ja nicht über eine Skischule gehen, vielleicht macht ers ja!

Viele Grüße

Tom

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Beitrag von nicola » 27.10.2003 17:23

lieber peter,
ich scheue mich vor ferndiagnosen und deshalb auch mein erster rat, nimm dir fuer einen halben tag einen skilehrer, am besten mit skifuehrer ausbildung, der kann dir auch in punkto sicherheit, gelaendewahl und geheimtipps (haenge zur richtigen zeit etc.) viel wichtiges sagen. wenn du konkrete adressen willst, lass es mich wissen!

bis du dich im tiefschnee wirklich "pudelwohl" fuehlst solltest du auf jeden fall deine stoecke mitnehmen.

skilaenge auf keinen fall unter 160cm und was dir noch helfen kann: ein ski der in der taille breiter ist (mindestens 7cm). das vergroessert die auflageflaeche und du "schwimmst besser auf".

du brauchst im tiefschnee eine gewisse grundgeschwindigkeit, das ist aehnlich wie beim surfen oder wasserski.

tiefschnee ist nicht gleich tiefschnee - leichter powder ist ideal zum lernen.

wenn du mental probleme hast, such dir am besten einen hang der in der neigung in etwa einer blauen piste entspricht und ganz sanft auslaeuft. versuchs zuerst nur mit geradeaus fahren, damit du spuerst wie und wann deine ski am besten oben bleiben - du wirst wahrscheinlich herausfinden, dass du deine enden mehr belasten musst als auf der piste, aber auch nicht zuviel, da du sonst probleme mit der skifuehrung bekommst und obendrein "brennende wadeln".

tipp: du kannst den "inneren schweinehund" am besten erwischen indem du genau dort nicht hinsiehst wo er dich haben will, nämlich zu deinen skispitzen. schau moeglichst weit nach vorne (in die tiefe :D ), dann bleiben auch deine spitzen oben und du kannst deine ski kontrollieren.

aber wie gesagt am besten und auch am schoensten ist's mit einem profi, der dir den ganzen stress abnimmt, damit du nur mehr zu geniessen brauchst.

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Beitrag von Martina » 27.10.2003 17:33

Es ist in diesem Fall sicher sehr sinnvoll, mal einen Lehrer zu nehmen oder einen Kurs zu machen.

Willst du selber weiter probieren, so hilft auch ein Hang, der begrenzt ist, d.h. der wie bereits erwähnt flach ausläuft und auch wieder auf eine Piste führt.

Es ist schwierig zu sagen, was nicht funktioniert hat.
Häufige Dinge, die abseits der Piste gemacht werden und dort nicht funktionieren, sind:

- zu abrupte Bewegungen - eher langsamer als sonst bewegen, noch geduldiger sein (wenn du z.B. die Kurve zu abrupt auslöst, dann fährt der äussere Ski geradeaus)
- zu tiefe Grundgeschwindigkeit (aus Zurückhaltung?)
- zu enger Radius. Das passiert oft ,wenn eine erste Kurve nicht funktioniert hat und du dann bei der nächsten das Gefühl hast, "es geht eh nicht". Dann neigen viele dazu, die Ski so schnell wie möglich herum zu reissen ("damit es vorbei ist")

Woran es wirklich liegt, dass es nicht geht, kann wahrscheinlich nur jemand von aussen beurteilen. Willst du ein schnelles Erfolgserlebnis, dann folge Nicolas Rat und leihe dir sogar mal ein Paar richtig breite Tiefschneeskis!

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Beitrag von Bernhard » 27.10.2003 18:16

@Peter: wie bist du denn im Tiefschnee unterwegs, lange, kurze oder mittlere Radien?

Ich rate dir auch, mal einen guten Lehrer zu suchen, denn Ferndiagnosen sind kaum moeglich.

zum Problem, dass es dir die Ski "auseinanderzieht":
- versuche moeglichst beidbeinige Belastung (hierzu gibt's einige gute Uebungen, dir dir ein Lehrer sicher zeigen wird)
- beide Ski sollten gleich stark aufgekantet sein -> keine X- oder O-Beinstellung!
- versuche moeglichst enge Skifuehrung (bei kurzen Radien) - schulterbreit ist's um einiges schwieriger! und kontrolliere dich selbst, oder frag' jemanden, der dir zusieht, wie breit deine Skifuehrung tatsaechlich war: oft hat man selbst einen voellig falschen Eindruck!

und:
- nur nicht aufgeben, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Ist ja ganz egal, was sich andere Leute auf der Piste ueber diverse Uebungen oder Fehler denken, jedenfalls ist das kein Grund fuer Scham!!
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Beitrag von golden gaba » 27.10.2003 18:51

nicola hat geschrieben: bis du dich im tiefschnee wirklich "pudelwohl" fuehlst solltest du auf jeden fall deine stoecke mitnehmen.
nicola
sorry...hatten wir den schmarrn nicht schon mal :lol: :lol: :lol:

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Beitrag von freeriderin » 27.10.2003 20:43

Hey Peter,

Du hast mein volles Mitgefühl :)

Ich selbst habe in den letzten Jahren den Tiefschnee und das Gelände für mich entdeckt, nachdem ich am Anfang - ähnlich, wie Du es beschreibst - alle 5m mein ganzes Zeug wieder zusammen gesucht habe *grrrr* und dann hat mich doch der Ehrgeiz gepackt!

Aber: KOPF HOCH! Es funktioniert doch, und es ist gar keine Hexerei 8)

Kann auch nur sagen: weiter üben, irgendwann platzt der Knoten. Suche Dir vielleicht (professionelle) Anleitung, geh im 'Müll' neben der glattgewalzten Piste skifahren, schule Dein Gleichgewicht und lass Dich nicht entmutigen.

Aus eigener Erfahrung - wenn na klar auch jeder seinen eigenen Zugang finden muss:
Fang im nicht zu steilen Gelände mit nicht zu geringer Geschwindigkeit an, mittlere bis große Kurven zu fahren (NEIN, ich meine natürlich nicht, dass Du mit 180 Sachen unten einschlagen sollst....Gefälle einer blauen bis roten Piste ungefähr, so dass Du nicht zu schnell wirst). Nicht hektisch werden bei den Kurven!
Mache einige Experimente mit Deiner Position auf dem Ski: wie fühlst Du die Fussbelastung? Stehst Du auf den Ballen, den Fersen oder dem ganzen Fuss? Wie ist das Gefühl beim Fahren, wenn Du auf dem ganzen Fuss/ dem Ballen/ der Ferse stehst?
Was machst Du mit den Armen? Für mich ist eine Riesenhilfe, mit den Händen die Kurve sozusagen 'mitzufahren' - also darauf zu achten, dass die Arme nicht nach hinten wandern sondernmit in die Kurve gehen.

Also: wünsche Dir klasse Erfolgserlebnisse und viel Spaß mit diesem gewissen schwerelosen Schnee, der Dir bei jeder Kurve beim Hochstauben den Atem nimmt, so dass sich Dein Atem- und Skirhythmus unweigerlich synchronisieren - dabei fährst Du teilweise blind in einer Wolke aus hochstaubenden Schneekristallen; Du siehst einige Sonnenstrahlen, schemenhaft den Hang......oooo, ich schweife ab. 'tschuldigung :oops:

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Beitrag von nicola » 28.10.2003 00:48

golden gaba hat geschrieben:
nicola hat geschrieben: bis du dich im tiefschnee wirklich "pudelwohl" fuehlst solltest du auf jeden fall deine stoecke mitnehmen.
nicola
sorry...hatten wir den schmarrn nicht schon mal :lol: :lol: :lol:
`?
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Peter Knallinger

Beitrag von Peter Knallinger » 28.10.2003 09:11

Danke für die zahlreichen Tipps!

Ich glaube -nach Euren Anregungen- mein Problem langsam zu erkennen.
Zum einen habe ich mich sicher zu sehr auf die Skiführung konzentriert. Das Stichwort von Euch "nicht auf die Skispitzen sehen" -> es bleibt kein "Platz" mehr im Hirn fürs Gelände, bzw. den Schnee. You know?
Zum anderen eben der innere Schweinehund... ich habe ja schon darauf "gewartet" bis es staubt... und dadurch einfach zu langsam gewesen. Das oft beschriebene "Aufschwimmen", "Federwirkung" usw. habe ich jedenfalls noch nie "erlebt".

Was mir nach genauem Nachdenken auch auffällt ist mein Fahrstil.
Auf Betonpisten hatte ich bisher in brenziligen Situationen immer noch genügend Zeit und Gelegenheit die Skiführung zu korrigieren, bzw. erst mal laufen lassen und dann ruhig versuchen die Ski wieder dahin zu bekommen wo sie hin sollen. Oft reicht ja ein kleines Drehen der/des Ski oder ein kurzer Belastungswechsel. Im Tiefschnee -für mich sind das mittlerweile schon 10cm Neeschnee- fehlt mir die Möglichkeit den Ski auch mal einfach ein wenig seitlich zu drehen. Ich glaube das ist mein Kardinalfehler schlechthin. Irgendwie hat sich bei mir eine Skiführung bzw. Fahrstil eingestellt, wobei dieses "drehen" der Ski immer möglich sein muß... im Tiefschnee geht das ja nicht mehr. Folglich hauts mich ständig auf die Schnauze. Könnte das der Grund sein?
Also muß ich meinen Fahrstil noch verbessern, bzw. ändern... und zwar schon auf der Betonpiste.

Glaubt Ihr wirklich ein halber Tag mit nem Profi würde reichen? Mal sehen werde das mal probieren... Ich glaube zwar schon das ich es "kann", aber der innere Schweinehund sitzt mittlerweile ziemlich fest.

Äh, Nicola... Stöcke mitnehmen? Ich fahr doch grundsätzlich mit Stöcken, schon vergessen? :wink:

OK, also probier mers weiter. Danke für die Aufmunterung!

P.S.
Kleine Beichte. :oops: Ich glaube auch ein wichtiger Punkt bei der Sache ist, dass ich im Freundekreis als guter Skifahrer gelte und auch auf normaler Piste sehr gut unterwegs bin... Nun quasi als Anfänger dazustehen ist mental sehr schwer. Glaube das ich zu sehr auf das Achte was "die Leute" von mir denken wenn ich nun hilflos im Tiefschnee rumhample... hmmm schwer zu erklären... Ihr wisst was ich mein? Schon hier darüber zu reden bringt sicher einiges... mal abwarten. :)

freeriderin
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Beitrag von freeriderin » 28.10.2003 09:44

Guten Morgen, Peter,

eine Ferndiagnose zu Deinem Fahrstil ist na klar schwierig.

Versuche, mit Deinen Füßen, Sprunggelenken, Knien undsoweiter stets den Boden zu erfühlen und auszugleichen - im Gelände und auf der Piste. Dabei solltest Du nie in irgendeiner Richtung an die Grenze Deines Bewegungsspielraums kommen.

Hm, ein vorsichtiger Fahrtip nach Deiner Beschreibung: erwarte im tieferen Schnee nicht, dass sich die Bewegung Deiner Beine/ Deines Körpers so schnell auf die Fahrt auswirkt, wie auf der Piste. Die Kraftübertragung bei einem geschnittenen Schwung auf der Piste ist na klar VIEL schneller als im weichen Schnee. Daher: beim Tiefschneefahren ruuuuuhige Bewegungen machen, kein *ichübertreibmal* hektisches Rumgezappel; dann verlierst Du nur das Gleichgewicht.

Grüße!

PS Auch deine Beichte kann ich prima nachvollziehen - ich denke, das geht sehr vielen so. Nimm's mit Humor und sportlichem Ehrgeiz! :P

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