Beobachtungen in Österreich (Pflug)

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Bernhard
Beiträge: 437
Registriert: 21.07.2002 21:44
Wohnort: Enzenreith/Niederösterreich
Kontaktdaten:

Beitrag von Bernhard » 09.03.2004 22:37

also eins mal vorweg -- ich habe heuer keine Ausbildung besucht, sondern im letzten Jahr die Diplomlehrerausbildung, weiss also nicht, ob sich da heuer was geaendert hat. Dort wurde dem Pflug aber keine grosse Aufmerksamkeit geschenkt und wir sind ihn fast nicht gefahren. Ich spreche hier vom Kurvenfahren ausschliesslich in der Winkelstellung, also kein "Beidrehen", um im Kurvenverlauf zu einer parallelen Skistellung zu kommen. Genannt wird das "Kurven" (fahren).

Der Wortlaut laut Lehrplan ist wie folgt:

Aus der Winkelstellung den Aussenski mehr kanten und belasten [...] Eine Vor-Hochbewegung des Koerpers und der Belastungswechsel koennen bei staerkeren Kurven hilfreich sein.

So wie ich die Sache verstanden habe, ist der ausgepraegte Belastungswechsel, wie man ihn nach wie vor oft sieht ("nach-aussen-lehnen", etc.) nicht das, so wie gefahren werden sollte -- offiziell. Es reicht ja, den kurvenaeusseren Ski leicht mehr aufzukanten, um problemlos eine Kurve fahren zu koennen, durch das mehr aufkanten wird der Ski ja auch (IMO als Seiteneffekt) mehr belastet (als wenn man ihn nicht mehr aufkanten wuerde)
Was jedenfalls nicht erwuenscht ist, ist ein "Drehen" des OK, so wie Martina es bevorzugt. Warum, das habe ich schon an einigen Stellen zu erklaeren versucht und mir erscheint dieser (der oesterr.) Ansatz nicht schlecht. Natuerlich gibt es unterschiedliche Ansaetze, die allesamt funktionieren. Der Schcweizer Ansatz mit einem leichten Verdrehen des OK zur Kurveninnenseite und leichtes nach-aussen-schieben der Ferse hat auf den Ski wohl den gleichen Effekt, nur dass wir in AT es eben verhindern wollen, dass zu viel mit dem Oberkoerper gearbeitet wird.

Es gibt eben verschiedene Moeglichkeiten, das Kurvenfahren zu erlernen, jeder Ansatz hat verschiedene Vor- und Nachteile.
Und so hat auch der Belastungswechsel beim Carven/Grundstufe (frueher "Carven aus der Winkelstellung" genannt) IMO seine Berechtigung. Ob der Belastungswechsel im oder nach der Falllinie nun eher "aktiv" (bloede Bezeichnung!) geschieht oder bei fortschreitendem Koennen "passiv" wird (beim Carven) (haben wir im Aussenski-Dominanz-Thread ja diskutiert), ist IMO irrelevant! Meine Privatmeinung. Und dabei muss auch nichts "abgelernt" werden, das man sich angewoehnt hat! Irgendwie muss man die Belastung bei langsamer, wenig dynamischer Fahrweise, durch eine entsprechende Position ueber dem Ski (z.B. Vor-Seitbeuge) ja auf den kurvenaeusseren Ski bekommen, wenn man den anderen Ski aus der Winkelstellung in eine parallele Stellung bringen will. Haette man hier einen Grossteil der Belastung am kurveninneren Ski, waere das (bes. fuer einen Anfaenger) um einiges schwieriger.
Insoferne halte ich es daher fuer kein Problem, wenn beim Kurvenfahren (rein in Pflugstellung) der Aussenski mehr belastet wird, ein extremes Belasten des Aussenskis ist natuerlich Schwachsinn -- eben mit den von Martina beschriebenen Uebungen wie Hand zum Schuhrand, etc.

Man kann natuerlich sagen, mann will grundsaetzl. Kurvenfahren ohne Winkelstellung. Ja, ist auch gut so. Das ist aber etwas anderes, als das oben Beschriebene.

Was jedenfalls nicht "offiziell" ist, ist die extreme Aussenskibelastung, so wie Martina sie beobachtet hat. Ist mir auch aufgefallen, als ich letzte Woche in Tirol war! Das gefaellt auch mir ueberhaupt nicht und ist wirklich ein Element, das spaeter ueberfluessig ist -- naemlich gewissermassen ein Hueftknick in der Winkelstellung.

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Beitrag von Martina » 10.03.2004 08:05

Bernhard kann ich sehr weitgehend zustimmen - bei den langsamen Fahrten im Pflug sind jegliche extreme Bewegungen überflüssig!
Ein extremes Belasten des Aussenskis (a la Österreich) wie auch ein extremes Verdrehen (was man in der CH manchmal sieht) des Körpers muss man sich später wieder abgewöhnen!
Selbstverständlich macht es manchmal Sinn, eine Bewegung zu Lernzwecken zu übertreiben - aber eben nicht in dem der durchgehenden Art, die ich ständig gesehen habe.

Noch eine Anmerkung: In der CH ist die Idee nicht, die Kurve durch ein Drehen des Oberkörpers zu erreichen, sondern ein Andrehen des ganzen Körpers! Das ist ein nicht unwichtiger Unterschied, denn den Oberkörper allein kann ich drehen so viel ich will, da passiert bei den Ski nichts.

KOSTI
Beiträge: 1802
Registriert: 08.06.2001 02:00
Wohnort: München

Beitrag von KOSTI » 10.03.2004 14:26

beate hat geschrieben:Lieber Kosti,
ist doch bei dsv/dslv auch nicht anders, den aktiven belastungswechsel auf das neue kurvenäussere bein lassen nur die schweizer, nicola und ein paar depperte bayern weg.... alle anderen müssen wenigstens so tun als ob sie ihn machen
ich kann nur immer wieder betonen,in keinem einzigen der DSLV Lehrgänge die ich mitgemacht habe (der letzte war vor drei Wochen) mußte ich so einen Quatsch fahren oder wurde uns gesagt, dass wir so etwas unterrichten sollen!Das völlige Gegenteil war der Fall: Pflug auschließlich zum bremsen bzw nach Martinas Beschreibung, ansonsten parallele Skiführung.Insbesondere wurde dies auch für den Kinderunterricht betont.
Beate
hi beate,
es geht mir ja nicht um das pflugfahren, sondern um diesen belastungswechsel bei dem man sich mit dem knödel (schwerpunkt) über den werdenden aussenski stellen muss (egal ob pflug od. sonst was)
beim letzten lehrgang des dsv wurde mir das einkippen über das innenbein als fahrfehler angekreidet... ich müsse eben einen beslastungswechsel machen sonst würde ich keinen druck auf die ski bekommen :lol:
vielleicht orientiert sich der dslv ja doch in richtung schweiz und vielleicht darf man im dslv in der ersten kurvenhälfte über das innenbein kommen. nur was soll dann das trara dass sich dsv und dslv skitechnisch einig sind... im dsv ist die hauptbelastung immer und von anfang an auf dem aussenbein... zum glück weiß das die maria nicht :wink:
circle | head rs | k2 seth pistol 179
und den hier http://www.freeride.eu/img/review/large/1005.jpg

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Beitrag von Martina » 10.03.2004 15:45

KOSTI hat geschrieben: b
beim letzten lehrgang des dsv wurde mir das einkippen über das innenbein als fahrfehler angekreidet... ich müsse eben einen beslastungswechsel machen sonst würde ich keinen druck auf die ski bekommen
Ach ja? Stimmt, ich habe auch in Erinnerung, dass du stets ohne jeglichen Druck auf dem Ski fährst :wink:
Ich denke, wenn irgendeiner nur ein bisschen hinschaut, wie du fährst, dann sieht er/sie, dass da sehr wohl Druck entsteht und dieses Argument ist entkräftet...

beate
Beiträge: 4355
Registriert: 18.01.2002 01:00
Vorname: beate
Ski: Elan

Beitrag von beate » 10.03.2004 16:05

beim letzten lehrgang des dsv wurde mir das einkippen über das innenbein als fahrfehler angekreidet... ich müsse eben einen beslastungswechsel machen sonst würde ich keinen druck auf die ski bekommen
:o :o :o
vielleicht orientiert sich der dslv ja doch in richtung schweiz und vielleicht darf man im dslv in der ersten kurvenhälfte über das innenbein kommen
Wie man beim DSLV kommen soll,wurde mir nicht beigebracht :wink:
... im dsv ist die hauptbelastung immer und von anfang an auf dem aussenbein
Es wurde in keinem Lehrgang irgend etwas von Hauptbelastung erzählt
Die Belastung in der Kurveneinleitung/Steuerung sollte immer mögl nahe an 50/50 liegen.Etwas anderes habe ich nicht gelernt und auch niemals aus dem Munde eines Ausbilders gehört.
Liebe Grüße
Beate

Ice
Beiträge: 21
Registriert: 15.04.2003 16:00

Beitrag von Ice » 10.03.2004 20:03

Das Thema hat sich zwar schon wieder vom eigentlichen entfernt, aber trotzdem noch was zum DSV:
Habe es auch so mitbekommen, dass da mehr Wert auf Außenskibelastung gelegt wird, als auf "gleichmäßiges" Belasten beider Ski

Bernhard
Beiträge: 437
Registriert: 21.07.2002 21:44
Wohnort: Enzenreith/Niederösterreich
Kontaktdaten:

Beitrag von Bernhard » 10.03.2004 20:51

zur allgemeinen Verrwirrung traegt sicher bei, dass beim Thema Belastungsverteilung meist von Aepfeln und Birnen gleichzeitig gesprochen wird -- naemlich im Anfaengerunterricht (das, wovon hier urspruenglich die Rede war), im Rennlauf, beim Bodycarven, etc.

Eine Kurve, die man langsam und mit starkem Driftanteil faehrt, zum Teil vielleicht sogar mit einer Winkelstellung am Kurvenanfang, sieht halt nun mal anders aus, als eine geschnittene oder wenigstens gut gesteuerte Kurve.

Und es gibt verschiedene Moeglichkeiten, Kurven zu fahren (und das Kurvenfahren zu lernen) -- nicht nur eine, mit der alle gluecklich sind, und die alle fuer optimal halten.

Kaum schreibt mal jemand was zu dem Thema mit Bezug auf Aepfel kommen schon die Kommentare, die sich auf die Birnen beziehen. Heraus kommt dann ein Apfel-Birnensaft, den manche fuer Apfelsaft und andere fuer Birnensaft halten :-?

beate
Beiträge: 4355
Registriert: 18.01.2002 01:00
Vorname: beate
Ski: Elan

Beitrag von beate » 10.03.2004 21:24

Kaum schreibt mal jemand was zu dem Thema mit Bezug auf Aepfel kommen schon die Kommentare, die sich auf die Birnen beziehen. Heraus kommt dann ein Apfel-Birnensaft, den manche fuer Apfelsaft und andere fuer Birnensaft halten
jetzt mußt du mir mal erklären,was bei mir die Birnen und bei euch die Äpfel sind :o da komme ich jetzt irgendwie nicht mit
m.E. nach beziehe ich mich auf Martinas Pflugbeobachtungen in Österreich.Ich schreibe nix von geschnitten oder gedriftet,sondern etwas von belasten.Da wir aber keinen Pflug mit Innen/Aussenbeinbelastung fahren/lehren, kann ich natürlich darüber nichts schreiben.Im Anfängerunterricht ist bei uns genau wie bei Fortgeschrittenen immer eine 50/50 Belastung angestrebt.Habe ich jetzt etwas völlig falsch verstanden,wenn ich das schreibe :o ????
Beate

Bernhard
Beiträge: 437
Registriert: 21.07.2002 21:44
Wohnort: Enzenreith/Niederösterreich
Kontaktdaten:

Beitrag von Bernhard » 10.03.2004 21:54

nein, Beate, du hast nix falsch verstanden. Es gab nur in dieser und aehnlichen Diskussionen immer wieder Kommentare, die mehr in Richtung "gute Skifahrer" gehen, und andere, die mehr in Richtung Anfaengerunterricht gehen. Nicht von dir. Und das alles in einen Topf zu werfen, halte ich nicht fuer sinnvoll.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass immer und ueberall eine 50:50 Belastung sinnvoll bzw. ueberhaupt moeglich ist. Weder beim "Anfaenger", noch beim "wirklich guten" Skifahrer. Die Situation beim "guten Fahrer" haben wir ja schon diskutiert.
Wenn du z.B. einen Anfaenger hernimmst, der aus der Winkelstellung den kurveninneren Ski zu einer parallelen Skifuehrung beidrehen will. Dann wird in der Phase des Beidrehens der kurvenaeussere Ski die Fuehrungsrolle uebernehmen muessen. Und da tut man sich mit einer 50:50 Belastung (oder gar mit einer staerkeren Belastung des inneren Skis) IMO viel schwerer, als wenn man mehr Belastung am aeusseren Ski hat. Oder siehst du das etwa anders?

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Beitrag von Martina » 11.03.2004 08:06

Ich persönlich spreche bei Anfänger nie über Belastung, Belastungswechsel etc. Es ist meiner Erfahrung nach einfach nicht notwendig, aber komplizert. Ich bin ja froh, wenn sie einigermassen sicher auf beiden Ski stehen können. Der Auftrag "dreh dich in die Richtung, in die du fahren willst" ist logisch, einfach nachzuvollziehen und erfordert nicht zu viel denken. Das hat nichts damit zu tun, dass der gemeine Anfänger dumm ist, sondern dass er allein schon damit gut beschäftigt ist, auf seinen Ski stehen zu bleiben.

Ich weiss noch, wie kompliziert es früher (d.h. vor mehr als 10 Jahren) war, als ich "lehne dich nach links, das ganze Gewicht aufs äussere Bein, aufpassen, dass die Ski im Pflug bleiben, dann fährt es nach rechts" instruieren musste (ging mit den damaligen Ski am besten so). Fast alle hatten sofort ein links/rechts Problem oder sonst eines...

Die Vermischung von Anfänger- und Fortgeschrittenentechnik sorgt zwar immer wieder für Verwirrung, ist aber insofern sinnvoll, dass ich es angebracht (und möglich) finde, schon dem Anfänger Bewegungen beizubringen, die er beibehalten kann, wenn er Fortgeschrittener ist (d.h. man lehrt ausgehend von einem relativ hohen Ziel, also nicht nur davon, eine Kurve zu fahren, was mit der ausgeprägten Aussenskibelastung durchaus möglich ist, sondern mit dem Blick auf den parallelen, sogar geschnittenen Schwung)

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag