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Lawinen
Verfasst: 31.12.2003 11:03
von dani1965
Ich sehe, dass in diesem Forum von vielen Teilnehmern viel geschrieben und viel gelesen wird.
Was ich in den letzten 2 Tagen von den Medien erfahren habe, ist erschreckend: trotz alle Warnungen, Sperrungen, usw. hat es immer Leute, die ausserhalb der markierten Pisten fahren.
Die Lawinengefahr ist sehr gross, die Warnungen sind überall zu sehen, die Medien erzählen über von Lawinen überfahrene Skifahrer: trotzdem hat es immer noch Leute, die mit ihrer Leben spielen wollen.
Diese Nachricht habe ich heute morgen gelesen: als Vater von 2 Kleikinder, die bald 2 Jahren alt werden, war ich beinah zum weinen:
30.12.03 22:32
Vater und Kind sterben in Lawine
Ein Vater und sein 2-jähriges Kind
sind bei Adelboden/BE von einer Lawine
verschüttet worden. Der Vater konnte
nur noch tot geborgen werden. Sein
Sohn starb wenig später im Spital.
Die Lawine auf der Engstligenalp ging
gegen 16 Uhr nieder. Das Unglück ge-
schah in sehr steilem Gelände abseits
der Pisten. Der Mann trug Schneeschuhe
und hatte seinen Sohn auf dem Rücken.
Er führte eine Gruppe deutscher Tou-
risten und löste die Lawine aus.
Ich habe viel darüber nachgedacht.
Wenn einer Selbstmord begehen will, selber schuld; aber wenn er dazu sein ahnungsloses Kleinkind mitnimmt, dann bin ich nicht mehr einverstanden.
Wieviel Gehirn hat einen solchen Mann? Wieviele solche Leute mit Hühnergehirn sind jeden Tag auf den Pisten unterwegs? Was bringen Gesetze (siehe Italien), Vorschriften und Helme, wenn trotz alle Warnungen noch solche Sachen passieren können? Die Zusammenstossen auf den Pisten sind nicht soweit...
Ich hoffe nur, dass möglichst viele von euch diese Nachricht lesen werden.
Verfasst: 31.12.2003 11:17
von mz
Hoi Dani,
Ich bin sehr einverstanden mit Deiner Meinung.
Allerdings moechte ich - schon aus Ruecksicht auf die Angehoerigen - kein oeffentliches
Urteil faellen. Erfahrungen aus anderen Foren (de.rec.alpinismus) mit aehnlichen Unfaellen
zeigen, dass Zeitungsberichte oft ein aeusserst verzerrtes Bild zeigen.
Ein trauriger Unfall.
Gruss, Markus
Verfasst: 31.12.2003 11:27
von dani1965
mz hat geschrieben:... Erfahrungen aus anderen Foren (de.rec.alpinismus) mit aehnlichen Unfaellen zeigen, dass Zeitungsberichte oft ein aeusserst verzerrtes Bild zeigen...
Ciao Markus
die Nachricht habe ich heute morgen in der Radio auf italienisch gehöhrt; um eine deutsche Übersetzung zu bekommen, habe ich im Swiss-Teletext nachgeschaut.
Der Swiss-Teletext ist immer strickt und konzentriert sich aufs Wesentliche, da die Textseiten eher kurz und knapp sind: die bieten zuwenig Raum, um die Nachrichten noch mit zusätzlichen krankhaften Details zu "schmucken".
Wie es oft, wie du richtig schreibst, in den anderen Medienarten (Tagesschau, Radio oder Zeitungen) leider den Fall ist.
Ciao
Verfasst: 02.01.2004 09:21
von Spyder
Er führte eine Gruppe deutscher Touristen und löste die Lawine aus.
??? Hier müßte man wirklich die näheren Umstände kennen, ein offizieller Bergführer (und davon gehe ich aus) sollte und hat sich über die konkrete Situation zu informieren, und ich nehme zu seinen Gunsten an, daß er das getan hat. Ein Restrisiko bleibt immer, und deshalb ist es unverantwortlich ein Kleinkind mitzunehmen. Den Touristen ist offenbar nichts passiert?
Verfasst: 02.01.2004 12:32
von dani1965
Spyder hat geschrieben:Er führte eine Gruppe deutscher Touristen und löste die Lawine aus.
??? Hier müßte man wirklich die näheren Umstände kennen, ein offizieller Bergführer (und davon gehe ich aus) sollte und hat sich über die konkrete Situation zu informieren, und ich nehme zu seinen Gunsten an, daß er das getan hat. Ein Restrisiko bleibt immer, und deshalb ist es unverantwortlich ein Kleinkind mitzunehmen. Den Touristen ist offenbar nichts passiert?
Wieviele Leute sehen wir auf den Pisten, die keine Skilehrer sind und trotzdem eine Gruppe führen?
Eine Gruppe ausserhalb der markierten Pisten führen = ein Bergführer sein?
Glaube ich nicht...
Sonst wäre er nicht mit seinem 2-jährigen Kind auf dem Schulter zu einem sicheren Tod entgegen gegangen.
respekt
Verfasst: 02.01.2004 15:13
von nicola
bei allem respekt vor den emotionen, die einen jungen vater angesichts eines so tragischen unglücks berühren, ist mein respekt vor den emotionen der hinterbliebenen familie bei weitem tiefer. das mitgefühl gilt in erster linie dem überlebenden teil dieser auseinandergerissenen familie.
ich finde es äusserst pietätlos ohne kenntnis der menschen und genauen sachverhalte eine dermassen moralisierende haltung einzunehmen und sogar das wortbestandteil "mord" in den mund zu nehmen.
nicola
Re: respekt
Verfasst: 02.01.2004 16:40
von urs
@dani: bei den verunglückten handelte es sich um einen gast mit seinem sohn aus der gegend von karlsruhe, die mit einer gruppe weiterer touristen unterwegs waren. ihr verhalten war vermutlich hochgradig leichtsinnig, aber ich glaube kaum, dass der vater weder sich noch sein kind mutwillig in tödliche gefahr bringen wollte.
@nicola: klar gehört die trauer den angehörigen. ich verstehe jedoch danis wut über diesen leichtsinn und finde diese weder pietätlos noch moralisierend. gemäss lawinenbulletin war die lawinengefahr in steilhängen oberhalb 2000m immerhin erheblich. und da verstehe ich bei allen allfälligen risikoabwägungen nicht, wie man mit einem 2-jährigen auf dem rücken losmarschieren kann.
gruss urs
Verfasst: 02.01.2004 17:57
von Marsi
Passend zu diesem Beitrag finde ich folgende Nachricht von Vorarlberg-Online (vol.at)
Snowboarder: 8.000 Euro für seine Suchaktion
Kräftig zur Kasse gebeten wird ein 23-jähriger Snowboarder aus Friedrichshafen (Baden-Württemberg), der am Montag am Golm im Montafon in einem gesperrten Hang eine Lawine ausgelöst hat.
Er muss 8.000 Euro für die Einsatzkräfte und die Hubschrauberflüge bezahlen. Zudem wird der Wintersportler bei der Bezirkshauptmannschaft Bludenz angezeigt, da er trotz Warnung den organisierten Pistenbereich verlassen hat.
Am Montag kurz nach 13.00 Uhr war der junge Deutsche im Skigebiet Golm im Montafon mit seinem Snowboard oberhalb eines Absperrzaunes in den freien Skiraum eingefahren und missachtete die dort aufgestellte Sperrtafel. Laut Zeugenaussagen löste der Snowboarder nach einem Links- und Rechtsschwung ein etwa 50 Meter breites Schneebrett aus, konnte aber noch rechtzeitig seitlich wegfahren, bevor das Schneebrett über die Skipiste abging. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich Skifahrer auf der Piste befanden, wurde der Lawinenkegel drei Stunden lang nach möglichen Verschütteten abgesucht. Rund 80 Helfer und fünf Lawinenhundeteams waren bei der Suchaktion im Einsatz. Wie sich herausstellte, war niemand verschüttet worden.
Weil er die Warnungen des Liftpersonals und die Sperrtafeln ignoriert hatte, wird der junge Mann jetzt zur Kasse gebeten. Er muss rund 8.000 Euro für den Einsatz von Rettungshubschrauber, Bergrettung und anderen Einsatzkräften bezahlen. Zudem wird der Snowboarder wegen Übertretung des Sportgesetzes bei der Bezirkshauptmannschaft Bludenz angezeigt.
Natürlich ist es immer tragisch wenn bei einem Lawinenunglück Menschen zu Tode kommen, aber wenn die oben genannte Strafe schon beim Versuch einen abgesperrten Hang zu befahren, fällig werden, und dieses auch entsprechend kontrolliert wird, würden solche vorfälle sicherlich deutlich zurückgehen.
Wolfgang
Re: respekt
Verfasst: 02.01.2004 18:13
von Uwe
Ein frohes Neues Euch Allen,
also ich kann Dani´s Zorn sehr gut verstehen!
Urs beschreibt es recht gut:
urs hat geschrieben: ... ihr verhalten war vermutlich hochgradig leichtsinnig, aber ich glaube kaum, dass der vater weder sich noch sein kind mutwillig in tödliche gefahr bringen wollte.
... gemäss lawinenbulletin war die lawinengefahr in steilhängen oberhalb 2000m immerhin erheblich.
... und vielleicht lieber "etwas pietätlos" und durch solche Beiträge die Leute davor abhalten die gesperrten Pisten zu befahren, als "tatenlos" zusehen, wie immer mehr "mal cool die gesperrten Hänge riden" zum Kult wird!
... und mit einem Kleinkind in steile Tiefschneehänge zu gehen ... wenn es denn so war ... das ist wirklich bekloppt!
Das Thema hatten wir ja schon vor Jahren!
SCHULD haben weniger die, die "unwissend" die präparierten Pisten verlassen, sondern die Medien (und Skiläufer/Snowboarder, die es eigentlich besser wissen müssten und trotzdem ein "schlechtes Vorbild" sind), die diesen Trend (siehe z. Zt. die breiteren Freeride- und All-Mountain-Ski) zum Geldverdienen nutzen!
Verfasst: 02.01.2004 18:14
von Bernhard
Marsi hat geschrieben:[...]aber wenn die oben genannte Strafe schon beim Versuch einen abgesperrten Hang zu befahren, fällig werden,[...]
was meinst du mit "Versuch"? Entweder, man faehrt, oder man faehrt nicht in einen gesperrten Hang!?